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de La Maisonfort einen längeren Urlaub in Frankreich verbrachte,
am 5. November 1829 als Nachfolger Darus zum Mitglied der
Akademie erwählt wurde. 184 ) Die Freude über diese heifsersehnte
Ehrung wurde bald'getrübt durch den Tod seiner Mutter, die
gegen Ende des Jahres durch Verbrennen beim Bade starb.
Wie Chateaubriand in seinen Martyrs, so hatte auch Lamartine
in seinen „Nouv. meds.“ in einem „Adieux ä la Poesie“ betitelten
Gedichte von der Muse der Dichtung Abschied genommen. Aber,
„(unj hymne perpetuel . . . chante involontairement en möi,“
sagt er, 185 ) — und deshalb konnte er der Dichtkunst nicht ent
sagen. Im Juni 1830 übergab er eine neue zweibändige Ge
dichtsammlung, „Harmonies poetiques et religieuses“, der Öffent
lichkeit, nachdem die Gedichte, von denen die meisten in den
Jahren von 1826 bis 1828 in Florenz und Livorno entstanden,
schon in Freundeskreisen bekannt geworden waren.
Im Monate nach dem Erscheinen dieser Dichtungen brach
die Revolution aus. Dieses Ereignis bedeutete für Lamartine das
selbe wie die Erschiefsung des Duc d’Enghien für Chateaubriand:
Er wandte sich von der diplomatischen Berufstätigkeit, die ihm
schon lange nicht mehr gefiel, da der ihm zugewiesene Posten zu
gering für seinen Ehrgeiz war, ab und einer anderen Seite der
politischen Tätigkeit, der parlamentarischen, zu, in der sich zu be
tätigen schon seit Jahren sein sehnlichster Wunsch war. „Ici
commence la seconde phase de sa vie“ sagt Deschanel. 186 )
Indem er, freilich nicht als Ausdruck innerer Ergebenheit
gegen den Bürgerkönig, sondern lediglich als Betätigung der
Pflichten, die jeder Bürger seiner Ansicht nach dem Vaterlande
gegenüber hat, der neuen Regierung Treue schwur, ersuchte er
gleichzeitig den Minister Mole, ihn endgültig von den Verpflich
tungen, die er der gestürzten Regierung gegenüber eingegangen
war, zu entbinden. 187 ) Den politischen Standpunkt, auf welchen
er sich nunmehr stellte, legte er dar in dem Gedichte „Au peuple
du 19 ocfobre“, in dem er ein begeistertes Lob der siegreichen
Revolution anstimmte, und in seinem 1831 veröffentlichten Buche
„La Politique rationelle“. „Les institutions qu’il comjoit, qu'il
veut travailler ä realiser avec le concours de tous les hommes de
bonne volonte, sont ä ses yeux un developpement du christianisme
(c’est lä le lien entre sa premiere phase et la seconde) . . . .", 188 )
und um für diese Idee wirken zu können, suchte er Mitglied der
Deputiertenkammer zu werden. Bei seiner ersten Doppelkandida