Volltext: (Band XVI.)

Die characteristischen Verschiebungen, sowohl der Tiefstand des Promontoriums 
und des Kreuzbeins, als auch die Verdrängung der Sitz- und Schambeine, schnabel 
förmiges Vorspringen der vordem Begrenzung und Herzform des Beckeneingangs 
■überhaupt. Alles Zustände, die in der letzten Zeit erst gradatim herbeigeführt sind, 
beweisen die Osteomalacie. 
Die Ursachen der Osteomalacie kennen wir freilich nicht, dennoch dürfte es 
gerechtfertigt erscheinen, die beim Eingang erwähnten Umstände als Causalmomente 
anzusehen, da wir sie in den wenigen bekannten Fällen stets wiederfinden. 
„Die Frau gehörte dem Proletariat an, lebte in einer feuchten, dunkeln, engen 
und schlecht ventilirten Wohnung, genoss nur karge Kost und überstand mehrere 
Wochenbetten in nicht sehr grossen Zwischenräumen. Insulte des Beckens, die nach 
Virchow ein veranlassendes Moment bilden sollen, waren nicht nachweisbar 
Hinsichtlich der Therapie tappen wir gleichfalls im Dunkeln. Es konnte dem 
nach auch in diesem Falle nur den muthmaasslichen Ursachen begegnet werden, und 
da ergab sich vor allen Dingen während der Dauer der langwierigen Krankheit die 
Sorge für gute Luft und eine roborirende Diät, namentlich kräftige animalische Nah 
rung und Wein. Die Darreichung von Eisen und Leberthran zur Besserung der 
ßlutbilduno- und des Stoffwechsels wurde nicht versäumt. 
Sehr wohlthätig erwiesen sich für die Erregung der Hautthätigkeit, die sehr 
darniederlag, warme Bäderj mit einem Zusatz von Lauge, der am Orte, Oldesloe, be 
findlichen Saline entnommen. 
Sorgfältig beobachtet, um Verbiegungen der Knochen zu vermeiden, wurde 
immer lang dauernde Rückenlage, namentlich zu Zeiten, wo physiologisch eine Lockerung 
aller Beckenwandungen vorhanden, also vor und nach jeder Entbindung. 
Die Schmerzen indicirten die consequente, aber vorsichtige Verwendung von 
Nareoticis, vorzüglich des Opium oder seines Alkaloids, des Morphium, letzteres am 
■wirksamsten hypodermatisch, anfangs nur in sehr kleiner Dosis, wegen der zu erwar 
tenden Steigerung und des langsamen Verlaufes der Krankheit. Leider gehörte 
auch diese Kranke einem Stande an, bei dem die absolute Verbesserung der hygienini- 
schen Verhältnisse unmöglich bleibt; kein Wunder deshalb, dass der Erfolg nicht den 
Bemühungen entsprach, und der zuletzt von der Kranken sehnlichst herbeigewünschte 
Tod das lange Leiden endete.
	        
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