VI. Medicin im: Allgemeinen.
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wachend zu. erhalten. © Darüber, ob: und wie der grosse Durst ge-
stillt werden. sollte, waren die Aerzte sehr uneins, auch kamen
über die zu erlaubenden: ‚Speisen manocherlei Meinungen zum
Vorschein. Was die Heilmittel betrifft , so versicherte Prrtaı in
Worms, dass: das Uebel. gar keine. kostbaren. Arzueien. verlange,
sondern dass gehörige Abwartung, eine gute Diät und passendes
Regim- hinreichten. Die meisten. Aerzie verliessen sich auf ihre
Antidota, unter denen der Theriak cine Hauptrolle spielte. Auch
verordneten sie Edelsteine verschiedener Art, so wie eine Menge
andere, meist. vegetabilische Mittel, unter denen. sich mehrere
befanden, die wir noch: jetzt bei: nervösen: Fiebern benutzen, z.
B. Valeriana. — Was die epidemische Krankheit des
Jahres 1580’ anlangt, so war das auffallendste Symptom der-
selben. grosse Niedergeschlagenheit- der. Kräfte, Das Uebel be-
fiel mit allgemeinem. Froste, Eingenommenheit des Kopfes, be-
schwerlichem Athmen und Husten, wozu sich gastrische Zeichen,
Erbrechen und Durchfall fandenz dem Froste folgte allmählich
zunehmende , bald anhaltende, bald nachlassende Hitze mit klei-
nem, geschwindem, ungleichem Pulse, beschwerlichem Athmen,
Husten, Gliederschmerzen und Schlafsucht oder Unruhe. Der
Durst war mässig, der Appetit erloschen. Meist schwand am
vierten Tage das Fieber unter kritischen Erscheinungen, beson-
ders unter. Schweiss, womit die Krankheit gehoben war und nur
troch mehrere Tage Mattigkeit und Husten zurückblieben. Der Hu-
sten war Anfangs trocken, später ging dünner, wässeriger Schleim
und zuletzt eine consistente Materie mit Erleichterung ab. Für
Schwächliche, Alte, Kinder, Brustkranke und Verkrümmte war
das Uebel gefährlich, auch. kamen mehrere durch. verkehrtes
Verhalten, besomders hitzige Mittel, um. Dass die Krankheit
von einer besondern Beschaffenheit der Atmosphäre abhänge,
sah man recht gut ein, doch glaubte man auch, dass ein Komet
und Sonnenfinsternisse dazu beigetragen hätten. Die nächste Ur-
sache anlangend, sollte durch die grosse Feuchtigkeit in der
Luft die Säftemasse in.den Venen vermehrt und diese dadurch
verstopft worden seyn. Da nun die Feuchtigkeiten sich nicht
gehörig fortbewegen komten, wärem sie faulig geworden, und
hieraus habe‘ sich die Krankheit entwickelt. Bei der Cur em-
pfahl man ein kühles Verhalten, gab leicht. verdauliche Speisen
und demulcirende Getränke,. se wie gelinde Diaphoret, und Ec-
coprotica, Bei Alten war Theriak das Hauptmittel und oft setzte
man noch Camph. zu. Gegen. den Husten brauchte: man Oel-
cinreibungen und Syrupe. Berühmt war besenders gegen dieses
Uebel der aus mehreren. Erden,. Edelsteinen etc. bestehende,
Pulvis rubens, so wie das Klech e- suc00 rosarıum Nicolai,
Starke Purgirmittel und Aderlässe schadeten, doch waren bei
vorwaltendem entzündlichen Zustande Biutegel oder Schröpfköpfe
unentbehrlich. Die Epidemie. war. wohl nicht,. wie Kinige glau-
ben, Keuchhusten, oder MiıLLAr’sches Asthma, oder häutize Bräune,