VORWORT.
„In der Literaturgeschichte des 19. Jahrhunderts begegnet
uns die eigenartige Erscheinung, dafs eine bedeutende literarische
Persönlichkeit sich gleichsam in Leben und Schaffen wiederholt,
also demnach sozusagen in zwei Typen auftritt. Die bemerkens
wertesten dieser Doppelungen sind Frau von Stael und George
Sand, Chateaubriand und Lamartine, Henri Beyle (Stendal) und
Prosper Merimee.“ 1 )
In der vorliegenden Arbeit ist der Versuch gemacht worden,
diese Anschauung Körtings wenigstens für eines der genannten
Doppelgängerpaare, nämlich für Chateaubriand und Lamartine, zu
begründen.
Wenn ich gerade dieses Paar erwählt habe, so beruht das —
abgesehen von einer persönlichen Vorliebe, die ich für diese beiden
interessanten Persönlichkeiten hege —• in der Tatsache, dafs die
Stellung sowohl Chateaubriands als auch Lamartines in der fran
zösischen Litteraturgeschichte, namentlich aber ihre Bedeutung für
die Entwickelung der Romantik sie als besonders hervorragende
Gestalten erscheinen läfst, welche näher zu betrachten und ein
gehender zu würdigen, wohl ein berechtigtes und vielleicht auch
fruchtbringendes Unternehmen ist.
Erlaubt sei die Bemerkung, dafs ich mich durchaus bemüht
habe, meine Untersuchung nach wissenschaftlichen Grundsätzen
zu führen und ihr wissenschaftliche Form zu geben; und da ich
dies getan habe, darf ich vielleicht auch hoffen, dafs ihr Ergebnis
einen, sei es auch nur bescheidenen, wissenschaftlichen Wert besitzt.