Kapitel I.
Der Parallelismus zwischen dem Lebensgange Chateaubriands
und demjenigen Lamartines.
§ 1.
Die Abstammung.
Francois-Rene de Chateaubriand 2 ) wurde am 4. Sept. 1768
zu Saint-Malo, einem Küstenstädtchen der Bretagne, geboren. Er
war das letzte von zehn Kindern, von denen die vier ältesten, zwei
Söhne und zwei Töchter, bald nach ihrer Geburt verstorben waren
Väterlicherseits sowie von seiten seiner Mutter entstammte er einem
altangesehenen Adelsgeschlechte, dessen Stammbaum sich mehrere
Jahrhunderte zurück verfolgen läfst. Der „Memorial des actes
authentiques“, der bei der Aufnahme Chateaubriands in den Mal
teser Orden aufgestellt werden mufste, 3 ) bezeugt uns dieses. Väter
licherseits geht dieses Verzeichnis bis in das 23. Glied zurück, auf
Brient I er , seigneur baron du chäteau de son nom, der an der
Schlacht bei Hastings 4 ) teilnahm, sich in ihr auszeichnete und
Wilhelm dem Eroberer grofse Dienste erwies. Ein anderer Baron
von Chateaubriand, Geoffroy IV, begleitete Ludwig IX. auf dessen
ersten Kreuzzuge, wurde in der Schlacht bei Mansurah 5 ) am
3. Februar 1250 gefangen genommen und erhielt nach seiner Be
freiung vom Könige zur Belohnung seiner Dienste die Erlaubnis, im
Wappenschilde fortan goldene Lilien, statt der bisherigen goldenen
Tannenzapfen, führen zu dürfen. Der Wahlspruch derer von
Chateaubriand, der bis dahin „Je seine l’or“ war, lautete jetzt
„Notre sang a teint la banniere de France“.
Im Laufe der Zeiten gingen Mitglieder des Hauses Chateau
briand Verbindungen mit verschiedenen anderen angesehenen Ge
schlechtern ein und traten durch Heirat in verwandtschaftliche Be-
1