Volltext: Zeitungsband (1934, Bd. 1)

ti. Tîelen, 16. März. Ein reger Schiffsver- 
rchr herrscht in letzter Zeit auf der Eider. In 
"er letzten Woche haben hier zwei Schiffe Bau 
steine gelöscht. Das bedeutet ein ungewöhn- 
stches Ereignis, das nach dem Kriege noch nicht 
wieder vorgekommen ist. 
Ein BDM. gegründet wurde in Ticlen durch 
Re Ringführerin Frl. Münch-Noröerstapel. 20 
lünge Mädchen traten sofort bei. Zur Leiterin 
wurde die Lehrerin Frl. Godbersen bestimmt, 
lti.) 
-4rr§ Eidustedb 
Abstimmungsfeier in Garding. 
he. Garding, 16. März. Am 14. März ü. Js. 
Veranstaltete der Ortsring Garding im VDA. 
eine Erinnerungsfeier an die Abstimmung in 
öer 2. Zone am 14. Mürz 1820. Dieser erste 
Abend des Ortsringes wurde zu einem vollen 
Erfolg für den Volksbund für das Deutsch 
tum im Auslande. Pg. Beller, der Ortsring- 
teiter, gab einleitend einen Ueberblick über 
t>as Wesen und die Ziele des VDA. im heuti 
gen Deutschland. Dann wurden die einzelnen 
Ringführer und der Kassenwart ernannt. — 
Im eigentlichen Festtcil des Abends sprach 
ein Mitglied über seine Erlebnisse während 
öer Abstimmungszeit 1920 und ein weiteres 
Mitglied über das damalige und das heutige 
Nordschleswig. Heimatlieder und Gedichte um 
rahmten diesen Festteil. 
Hz. Koldenbüttel, 16. März. Aenderung der 
Verteilung der Lorenzenstistung. In der vor 
kurzem vorgenommenen Verteilung der Lo- 
renzcn-Stiftung au die Studierenden wurde 
eine andere Verteilung vorgenommen, und 
zwar erhält Claus Hansen-Braunschweig 
lFliegerausbildung) nichts von der Stiftung, 
da sich erst nach der ersten Verteilung heraus 
stellte, daß nach den Bestimmungen des Testa 
ments der Stiftung eine Zuteilung an Hansen 
nicht erfolgen konnte. Die vorgesehene Summe 
wird jetzt wie folgt verteilt: Heinrich Maasen 
425 MJl (Gärtnerausbildung), Ernst Engel 
hardt 73 JUl (Bauschulenbesuch), Emma Paul 
sen 30 JlJl (Lyzeumsbesuch) und Detlef Han 
nens 30 JUl (Gymnasiumbesuch), 100 3UL wer 
den dem Fonds der Stiftung überwiesen, 
den. 
Jahre, die Witwe Caroline Jansen in Wyk 
88 Jahre alt. (sw.) 
Auf ei» 25jähriges Bestehen seiner Gärtne 
rei konnte Gärtner Hermann Lorenzen in 
Niebüll am 1. März zurückblicken, (kv.) 
25 Jahre besteht am 23. März die Bäckerei 
u. Konditorei Conrad Lange in Dagebüll. (kv). 
\}&m HUüeteückßft 
Die Abstimmungsfeier in Flensburg. 
Aus Uazdfeiedwtd 
sw. Wyk a. F., 16. März. I« den Ruhestand 
getreten. Ein verdienter und beliebter Beam 
ter, der Genöarmerie-Oberwachtmeister Poß, 
der lange Jahre auf Föhr stationiert war, tritt 
Mit dem 1. April in den Ruhestand. Im An 
schluß au die letzte Dienstvcrsammlung der 
Gendarmeriebeamtcn des Kreises in Niebüll 
überreichte der Landrat mit ehrenden Worten 
dem nach fast vierzigjähriger Dienstzeit Schei 
denden eine Anerkennung der Staatsregie 
rung. Der Distriktsführer der Gendarmerie 
händigte ihm im Namen aller Kameraden ein 
Abschiedsgeschenk aus. Zum Nachfolger und 
Amtsleiter der Gendarmeriestatiou Föhr wur 
de der Gendarmerie-Oberwachtmeister Schult, 
Cüderlügum, bestimmt. Auch der zweite Posten 
der Station wird zum 1. April neu besetzt durch 
den Genüarmeriewachtmeister Löwe, bisher in 
Dagebüll, der an die Stelle des nach Haddeby 
versetzten G.-O.-W. Jacobsen tritt. 
Zwei der Aeltesten der Insel Föhr können 
in außerordentlicher körperlicher und geistiger 
Rüstigkeit ihren Geburtstag begehen. Die 
Witwe Elise Kramper in Wyk wird heute 93 
Flensburg, 16. März. Aus Anlaß der ersten 
Abstimmungsgedenkfeier im Dritten Reiche 
prangte ganz Flensburg im Flaggenschmuck 
des Hakenkreuzes. Den Höhepunkt des Tages 
bildete eine Gedenkfeier am Abend im Deut 
schen Hause, der zahlreiche deutsche Brüder 
und Schwestern aus dem abgetrennten Gebiet 
beiwohnten. Die Festrede hielt Oberbürger 
meister Dr. Sievers. Er führte u. a. aus: 
Am Abstimmungstag mag cs wertvoll sein, 
daran zu erinnern, daß wohl ein Staat auf ein 
Stück seines Gebietes zu verzichten vermag, 
nie aber ein Volk auf wesentliche Teile seines 
Volkstums. Das Volk der Deutschen ist ein 
100-Millionen-Volk. Etwa 40 Millionen Deut 
sche leben außerhalb der Reichsgrenzen. Wir 
sind damit das typischste Volk der Minderheit 
und dürfen uns auf keinen Fall zuschulden 
kommen lassen, daß dieses Volkstum nicht dau 
ernd mit uns verbunden bleibt und genau so 
denkt und erzogen wird wie das Kernvolk in 
nerhalb der Reichsgrenzcn, bei aller selbstver 
ständlichen Loyalität dem Herbergsstaat gegen 
über. Als Staatsbürger müssen wir auf viele 
von ihnen verzichten, als Volksgenosse nie. Ein 
Umbruch des Denkens vom Recht zur Pflicht 
hat alle Deutsche erfaßt. Darum müssen wir 
auch besser von der Minderheitenpflicht als 
vom Minöerheitenrecht sprechen. Deutsche 
Minderheiten im Auslande sind bevorzugte 
Volksgenossen,- denn sie sind jeden Tag in der 
Lage, kämpferisch für unser Volkstum einzu 
treten, wie es Flensburgs Bevölherung auch in 
der Abstimmungszeit in vorbildlicher Weise 
getan hat. Es liegt uns nicht, fremdes Volks 
tum in unsere Reihe aufzunehmen oder um 
dasselbe zu buhlen. Wir verlangen aber mit 
demselben Recht, daß man unsere Minderheit 
im Auslande respektiert. 
Billiger Kaffee! 
Marne, 14. März. In einem ländlichen Ko 
lonialwarengeschäft erschien eine Frau, nach 
der Sprache nicht aus unserer Gegend, und 
verlangte ein Pfund guten Bohnenkaffee. Der 
Kaufmann kam ihrem Wunsche nach. Die Frau 
hielt eine neue blanke Kaffeedose in ihrem 
Arm, die sie in einer Schürze trug. Sie bat 
den Kaufmann, den Kaffee hineinzuschütten. 
Als er dies getan hatte, suchte sie ihr Geld 
vergebens und bat den Kaufmann, die Dose so 
lange stehenlassen zu dürfen, bis sie von ihrem 
Mann, der mit einem Wagen handelnd sich im 
Dorf befand, Geld geholt habe. Die Frau kam 
nicht zurück. Der Kaufmann mußte nach einer 
geraumen Zeit feststellen, daß die Kaffeeüose 
keinen Boden hatte und die Frau den guten 
Bohnenkaffee umsonst in ihrer Schürze mitge 
nommen hatte. 
Nochmals „Monaer Blutsonntag* 
vor Gericht. 
Aus Diümt&csahßpt 
Gitter Fortgang der Eider 
abdämmungsarbeiten. 
rum.. Wrohm, 16. März. Die Arbeiten zur 
Eiderabdämmung bei Lexfähre nehmen ihren 
Fortgang. Nachdem die sechsundneunzig Mann 
fassende Mannschaftsbaracke vis auf wenige 
Kleinigkeiten fertig ist, wurde sie vor kurzem 
mit acht Mann vom Dellstedter Moorgut be 
legt, zu denen im Laufe dieser Woche zwölf 
und in der nächsten weitere zwanzig aus Ham 
burg erwartet werden. Im Gelände des Durch 
stichs sind drei große Rammen aufgestellt, von 
denen bereits eine in Tätigkeit ist und die auf 
dem Wasserweg von Dortmund eingetroffenen 
eisernen Spundwände in die Tiefe treibt. An 
einem zu errichtenden Schutzdeich arbeiten z. Z. 
ca. fünfzehn Mann, welche den hiesigen Ar 
beitskräften entnommen sind. 
Kinderleiche in einer Tüte. 
Eddelak, 15. März. Die Leiche eines neugebo 
renen Kindes wurde von Landarbeitern beim 
Wetternwall vorgefunden. Das Kind war in 
einer großen Tüte verpackt. 
zt. Heide, 16. März. Er wollte etwas Beson 
deres leisten. Ein gewisser Rathjens aus der 
Harmoniestraße hat sich einen Streich geleistet, 
der ihm sehr unangenehme Folgen eintragen 
wird. Durch einen Mittelsmann ließ R. einen 
Zettel mit marxistisch betontem Inhalt der 
Polizei zuleiten unter der Angabe, daß er die 
sen Zettel auf der Straße gefunden habe. Bei 
der Vernehmung schöpfte man jedoch den Ver 
dacht, daß R. selber das Schreiben angefertigt 
habe. Durch Schriftproben überführt gestand 
R. nach hartnäckigem Leugnen erst, nachdem er 
in Polizeigewahrsam genommen war, seine 
Tat ein. R. begründete sein unglaubliches 
Verhalten damit, daß er etwas Besonderes 
habe leisten wollen, um wieder in die SA. zu 
kommen, bei der er wegen anderer Verfehlun 
gen ausgeschlossen worden war. Der betrüge 
rische Phantast wurde dem Amtsgerichtsge 
fängnis zugeführt. 
Aus UötsteU* 
Der Führer gratuliert Frau v Bülow- 
Bothkamp zum 80. Geburtstag. 
Bothkamp, 17. März In seltener geistiger 
und körperlicher Frische konnte Frau von Bü- 
low-Bothkamp sen. ihren 80. Geburtstag bege 
hen. Bon nah und fern wurden der Jubilarin 
zahlreiche Glückwünsche dargebracht. Unter an 
derem hatten auch der Führer Adolf Hitler 
und der Reichsluftfahrtminister Göring der 
deutschen Mutter, die im Kriege drei Söhne 
dem Vaterlande geopfert hatte und deren letz 
ter Sohn heute an führender Stelle an dem 
Wiederaufbau der deutschen Luftfahrt tätigen 
Anteil nimmt, Glückwunschtelegramme ge 
sandt. Am Morgen erschien eine Anzahl 
Flieger über Bothkamp, um ihrem Ehrenmit 
glied durch Abwurf eines Blumenstraußes 
einen Glückwunsch aus der Luft darzubringen. 
Altona, 16. März. Wie wir erfahren, werden 
die Ereignisse des „Altonaer Blutsonntag" im 
April noch einmal das Schleswig-Holsteinische 
Sondergericht in Altona beschäftigen. Es wird 
gegen 17 Angeklagte aus Hamburg und Altona 
verhandelt werden, die inzwischen als weitere 
Teilnehmer an dem kommunistischen Feuer- 
überfall in Altona am 17. Juli 1932 ermittelt 
worden sind. Die Verhandlung wird voraus 
sichtlich am 12. April beginnen und mehrere 
Tage dauern. 
In dem ersten Prozeß ivcgen des Blutsonn 
tags, der bekanntlich in der Zeit vom 8. Mai 
bis zum 2. Juni 1933 gegen 13 Kommunisten 
geführt wurde, waren vier Kommunisten zum 
Tode verurteilt worden. 
* * * 
Der Breitenburger Mord noch nicht 
aufgeklärt. 
Itzehoe, 16. März. Der in der Mordsache 
Böhmke in Haft gewesene Gustav von L. ist, 
nachdem er mehrere Wochen im Jtzehoer 
Amtsgerichtsgefängnis in Haft gewesen ist, auf 
Anordnung der Staatsanwaltschaft Altona 
wieder freigelassen wurden. Die Mantelteile 
L.'s, die angeblich Blutflecke enthalten sollen, 
sind zur chemischen Untersuchung eingesandt 
worden. Die Untersuchung der Breitenburgèr 
Mordangelegcnheit wird fortgesetzt. 
x. Neumünster, 16. März. Schwer verunglückt 
ist heute vormittag in den Kösterschcn Leder- 
werken an der Ringstraße die Arbeiterin Frau 
Winkler, Boostedter Straße wohnhaft. Kurz 
nachdem sie die von ihr bediente Maschine in 
Betrieb gesetzt hatte, wilrdc sie von einer schwe 
ren Eisenstauge getroffen, die ihr tief in die 
Schulter eindrang. In besorgniserregendem 
Zustande wurde die Verunglückte durch Mann 
schaften der Unfallstation schnellstens dem 
Krankenhause zugeführt, wo sofort ein opera 
tiver Eingriff vorgenommen wurde. — Die ge 
samte Schuldenlast Neumünsters stellt sich im 
Augenblick noch auf 13,8 Millionen Mark. 
Durch das Gemeinde-Entschuldungsgcsetz war 
es möglich, die zur Tilgung bzw. zur Verzin 
sung aufzuwendende Summe von 1043 000 auf 
971000 Mark herabzumindern. Da infolge der 
wachsenden Schülcrzahlen das Lehrpersonal 
erhöht werden muß, steigerten sich die Ausgaben 
für Schulverwaltung, Kunst und Wissenschaft 
von 907 761 auf 936 268 Mark. Auch der Polizei-. 
etat wurde etwas erhöht, da die Zahl der Be 
amten künftig 35 betragen soll. Die im Vor 
jahre noch im Wohlfahrtswesen zur Auszah 
lung gelangten Barunterstützungen von 
1200 000 Mark sind nunmehr für 1934 auf 
730 000 Mark herabgesetzt worden unter der 
Annahme, daß der Erwerbslosen-Rückgang sich 
in dem bisherigen (voraussichtlich noch in 
schnellerem) Tempo fortsetzen wird wie bisher. 
Das Jndustriemuseum, das in den letzten 
Jahren mehr und mehr wissenschaftliche For 
men angenommen und wertvolle Ergebnisse 
gezeitigt hat (es wurde im verflossenen Jahre 
von vielen Hundert Personen aus allen Gegen 
den Schleswig-Holsteins besucht) wird im kom 
menden Jahre mit rd. 8000 Mark unterstützt. 
Bcießtasteto, 
H. R. tu Preetz: Was besagt das neue Ge 
setz gegen die Waldverwüstung? — Das Ge 
setz gegen die Waldverwüstung verbietet in 
allen nichtstaatlichen Waldungen, hiebunreifc 
Nadelhochwalöbcstände, die noch nicht fünfzig 
Jahre alt sind, abzuholzen. Es verbietet, in 
Waldungen von 10—30 Hektar mehr als ein 
Zwanzigstel zu schlagen,- in Waldungen von 50 
bis 100 Hektar darf höchstens ein Dreißigstel, in 
noch größeren höchstens ein Vierzigstel der 
Hochwaldflächc geschlagen werden. Zuwider 
handlungen werden mit Gefängnis- und Geld 
strafen geahndet. In Deutschland sind mit mehr 
als 120jührigem Wald nicht weniger als 2346 
Quadratkilometer bedeckt. Die alten Forsten 
sind zur Hauptsache im Staatsbesitz. Fast die 
Hälfte des deutschen Waldes gehört Privatbe 
sitzern. 
Ächismg! — HI. V.! — Ģcheèm!" 
Spionage, wie sie wirklich war! — Der „Krieg im Dunkeln!" — Nach amtlichen und authentischen Dokumenten. 
Von Mario Mohr. 
(Fortsetzung.) 
„Mein liebes Fräulein Maria! 
Ich bin nun seit Wochen hier in London und 
habe zwischendurch, soweit es mein Dienst am 
Kriegsministerium zuläßt, in Ihrer Erü- 
ichaftsangclegenheit Ermittelungen anstellen 
können. Das Vermögen Ihrer Tante ist lei 
der Gottes hier im Lande sehr zerstreut. An 
a flett größeren Plätzen der Insel hat sie Kon 
ten, und es ist mir bis heute gelungen, festzu 
keilen, daß sie auch in der Gegend von New 
ark Ländereien, etwa 20 000 Acres, besitzt. 
In dieser Woche wird es mir möglich sein, 
Ms Dundee 7200, aus Aberdeen 1650, aus 
Sunderland 7400, aus Leeds 1700, aus Nor 
wich 3000 und Coventry 5000 Schilling hcraus- 
ou ziehen, so daß cs mir möglich sein wird, 
ckhnen etwa am Montag kommender Woche 
auf dem bekannten Weg Ihnen die Summe zu 
Überweisen. Es wird Sie interessieren zu er- 
Rhren, daß Dr. Ulsett sich zur Zeit im Mittel- 
Reer aufhält. Es sollen dort allerlei interes 
sante Ausgrabungen in der Nähe von Kar- 
"lago stattfinden. Es wäre wünschenswert, 
Mnn noch mehr holländische Anthropologen 
Rh an die Nordküste Afrikas begäben, um mit 
gemeinsam zu graben. 
^ In der Erwartung Ihrer Antwort bin ich 
vhr ergebener 
White, 
Kapitän im Kriegsministerium in London." 
Ein merkwürdiges Schreiben! Und eine 
merkwürdige Tante! Und wer ist dieser unbe 
kannte Archäologe Dr. Ulsett? 
Aber das waren vorerst Privatsorgen des 
Kapitäns White. 
Eines Tages kam ein Kamerad, der auch auf 
dem Kriegsministerium arbeitete, zu ihm: 
„Sagen Sie mal, White, wollen Sie nicht 
auch nach Croydon? Man sucht schneidige, 
junge Offiziere, um sie als Flugzeugführer 
auszubilden." 
White lernte in Croydon fliegen, bekam ein 
Flugzeug zur Verfügung. 
Eines Abends saß er in seiner kleinen, stil 
len Wohnung am Regent Park, und immer 
wieder mutzte er den Brief der Jungfrau Ma 
ria aus Holland lesen, die mitteilte, daß sehr 
bald, wahrscheinlich schon morgen, ein Mitglied 
der Familie, Meenherr van Zanten, nach 
London kommen würde. 
„Meenherr van Zanten", dachte White, „also 
ist es endlich geschafft! Glück zu. Aber dann 
wird meines Bleibens nicht mehr lange sei.. 
Da wurde ihm plötzlich Oberst Jackson ge 
meldet. 
Einen Augenblick zuckte es über Whites Ge 
sicht, aber dann hatte er sich schnell wieder in 
der Gewalt: 
„Ich lasse bitten!" 
Dem eintretenden Oberst streckte er die Hand 
entgegen und sagte verbindlich: 
„Herr Oberst, was verschafft mir die Ehre?" 
„Ehre?", knurrte Oberst Jackson, „es ist 
keine Ehre, mit einem deutschen Spion zu ver 
kehren!" 
„Ich deutscher Spion? 
Herr Oberst belieben zu scherzen!" 
„Sie spielen Ihre Rolle meisterhaft, Herr .. 
äh, Herr ... aber es wird Ihnen nichts mehr 
helfen, wenn Sie leugnen. Ich habe die Be 
weise in der Hand. Ihretwegen hat das ganze 
Festland seit drei Tagen keine Post mehr aus 
England erhalten. Der deutsche Generalstab 
hatte die Zahlen unseres Nachschubs früher als 
unsere eigenen Kommandeure in Flandern. 
Es mußte jemand im Kriegsministerium sein, 
Herr Kapitän. Und da habe ich schließlich Ihre 
Briefe an diese merkwürdige Jungfrau Maria 
gefunden. Sie kennen die Zahlen unseres 
Nachschubs. Sonderbar, daß sie genau mit der 
Summe übereinstimmen, die vom Erbe der 
Tante freizumachen ist. Unsere Truppentrans 
porte mit den indischen Regimentern sind un 
weit des alten Karthago versenkt worden. 
Kein Mensch außer den Herren Ihrer Abtei 
lung wußte etwas davon. Ich glaube, wir 
brauchen uns über dieses Thema nicht weiter 
auszulassen und können gleich weitergehen. 
Wollen Sie mir sagen, wer Sie sind? Sind Sie 
englischer Offizier, oder haben Sie die Papiere 
gestohlen?" 
Bob Werner zog ein Zigarettenetui aus der 
Tasche: 
„Gestatten, Herr Oberst, daß ich Ihnen erst 
eine Zigarette anbiete? — Aber bitte, behal 
ten Sie doch Platz. Herr Oberst haben sich per 
sönlich zu mir bemüht. Man hätte mich ja 
auch einfach durch Beamte von Scotland Aard 
abholen lassen können. Ich nehme daher an, 
daß Sie kein Interesse daran haben, die Sache 
an die große Glocke zu hängen." 
„Bevor ich Ihnen antworte", entgegnete 
Oberst Jacksou finster, „muß ich wissen, wer 
Sie überhaupt sind." 
„Gut, Herr Oberst, also: 
Ich bin aktiver preußischer Hauptmann, 
im Felde zusammengeschossen. Ich kann mei 
nem Vaterland nur noch so dienen. Mit Kapi 
tän White lag ich Bett an Bett im Kricgslaza- 
rett. Er ist gestorben. Ich spielte seine Rolle 
als britischer Offizier weiter." 
„Und sowas nannte ich das Muster eines 
alten englischen Offiziers", murmelte Oberst 
Jackson und fuhr nach einer Pause fort: 
„Ich mache Ihnen einen Vorschlag. Sie blei 
ben weiter Kapitän White, gehen auf Ihre 
Farm nach Kanada zurück. Mit 50 000 Pfund, 
die ich Ihnen gebe." 
„Herr Oberst, ich bin Offizier." 
„Schön. Wie Sie wollen. Dann kommen Sie 
in den Tower und dann — ich brauche mich 
wohl nicht deutlicher auszudrücken." 
„Herr Oberst, ich darf Ihnen vielleicht den 
Durchschlag eines Briefes zeigen. Ein engli 
scher Arbeiterführer besitzt ein versiegeltes 
Kuvert von mir, das er nach meinem Tode 
öffnen soll. Ein gleicher Brief ist in den Hän 
den von Sir Dumfries. Die Presse wird sich 
ein Vergnügen machen, den Skandal breitzu 
treten." 
„Sie haben auch an alles gedacht! Sic werden 
Ihre Wohnung nicht verlassen. Das Haus ist 
umstellt. Ich werde Ihnen morgen durch mei 
nen Adjutanten weitere Mitteilungen zukom 
men lasset!. Mein Herr..." 
(Fortsetzung folgt.)
	        
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