32.
Beilage zum Rendsburger Wochenblatt Nr.
Mittwoch, den 14. März 1888.
Versuch einer Geschichte der
St.Warieii-KircheinKendsSurg.
(Fortsetzung.)
20. Franz Gottfried zur Mühlen, war
Diaconus in Bcyenfleth; 1760 Archidiaconus in
Rendsburg und ward den 27. Januar 1768 zum
Hauptpastor gewählt.
21. Johann Hermann Meyer, geb. zu
Hamburg, den 6. Oktober 1737; 1766 Nach
mittagsprediger in St. Pauli bei Hamburg; 1768
Archidiaconus in Rendsburg. Kam 1771 als
Diaconus nach Kiel, ward 1778 Archidiaconus
und 1786 Hauptpastor daselbst; war daneben
Professor. Starb den 26. August 1795.
22. Georg Reimer aus Flensburg, seit
1769 Diaconus in Rendsburg, seit 6. November
1771 Archidiaconus und 1788 Hauptpastor.
23. Johann Sebastian Stoehr, geb. zu
Kellinghusen den 15. Juli 1754, Sohn des
Dr. med. et chir. Joh. Vitus Stoehr. — 1777
bis 1782 Hauslehrer bei dem Consistorialrath und
Pröpsten Cramer in Itzehoe, am 4. Januar 1782
Diaconus in Rendsburg, am 27. Februar 1788
Archidiaconus in Rendsburg und am 15. Sept.
1801 Hauptpastor in Preetz; emeritirt am 13 Jan.
1845; starb den 15. August 1847.
24. Hans Steen, geb. in Flensburg den
10. Oktober 1760, Sohn des Goldschmieds Joh.
Nic. Steen daselbst, 1788 Diaconus, 17. Fcbr.
1802 Archidiaconus, starb den 12. Mai 1818.
25. Otto Christian Gerber, geb. zu Hei-
"genstedten den 8. December 1787, war Collabo-
rater in Glückstadt, am. 28. März 1819 zum
Archidiaconus gewählt, 19. Jan. 1836 Pastor in
Bramstedt.
26. August Cirsovius Heimreich, geb.
den 24. Mai 1807 zu Kiel, Sohn des Advocaten
Johann Caspar Heimreich. — 4. September 1836
Prädikant in Kellinghusen, 4. September 1836
als Archidiaconus in Rendsburg gewählt. Am
29. April 1845 Hauptpastor in Preetz, seit 1849
auch Propst.
27. Heinrich Leopold Ruchmann, geb.
°-n 19, März 1815 in Plön, Sohn des Kauf-
uianns Joh. Friedr. Ruchmann, zum Archidiaconus
gewählt 16. Noveniber 1845. Seit 15. Januar
1855 Hauptpastor in St. Margarethen, seit
12. Juni 1846 Pastor in Horst.
28. Carl Aug. Christian Lau, geb. in
Uetersen den 28. Juli 1817, Sohn des Sub-
«ktors Johann Friedr. Ludw. Lau daselbst. —
Hatte eine Privatschule in Rendsburg, seit
26. August 1855 Archidiaconus seit 13. September
1866 Prediger in Bredstedt.
29. Bernhard Christoph Philipp Joh.
Wcndt, geb. den 27. August 1835 zu Schönbcrg
im Fürstenthum Ratzeburg, Prädikant in Sülfeld,
am 17. März 1867 in Rendsburg gewählt, seit
December 1872 Pastor in Süderhastedt.
30. Ernst Jakob Mühlenhardt, geb. den
8. Februar 1845 in Marne; 27. April 1873
Archidiaconus in Rendsburg, am 25. Febr. 1877
Pastor in Schönkirchen.
31. Wilhelm Adolf Nathanael Karl
Julius Reinhardt Hansen, s. Hauptpastoren
Nr. 24.
32. Gerhard Hans Wilhelm Heß, geb.
den 7. April 1857 in Groß-Wcsenberg, Sohn
eines Landmannes daselbst. — Am 20. Januar
1884 zum Archidiaconus in Rendsburg gewählt.
7. Verzeichniß der Diaconeņ oder Frühprediger.
1. Mag. Gerhard Culemann soll 1562
Diaconus an der St. Marienkirche, dann 1563
Pastor in Bovenau geworden sein. 1582 Haupt
pastor an der St. Marienkirche in Rendsburg.
(Vorstehende von Michler gegebenen Angaben
dürften nicht ganz richtig sein. Nach dem Kirchen
register vom Jahre 1569 wurde Herr Gerdt aus
Heiligenstedten geholt).
2. Simon Cruse, Diaconus 1570, dann
Archidiaconus, starb 1584.
3. Gabriel Sibbern um 1573.
4. Rudolf Blending, vorher Pastor zu
Buphever.
5. Paul Egardus, zugleich Rector, eiues
Organisten Sohn aus Kellinghusen, seit 1600,
ward Pastor in Nortorf 1611.
6. Gerhard Culemann jun., seit 1602
Pastor in Simonsberg, ward 1611 Diaconus,
1621 Archidiaconus, 1624 Hauptpastor.
7. Mag. Alexander Volkmar, geb. zu
Lübeck 1582, seit 1606 Pastor zu Hadeniarschen,
1621 Diaconus in Rendsburg, starb 1643.
8. AlexanderBolkmar, Sohn des Vorigen,
war Prediger in Magdeburg, 1643 seines Vaters
Nachfolger, starb 1661.
9. Heinrich von Elswig, geb. zu Lübeck,
aus einem alten adeligen Geschlechte, Diaconus
seit 2. Mai 1662. — Sein Sohn Johann Her
mann von Elswig war ]Lic. theol. und Pastor zu
Stade und sein Sohn Christian Heinrich von
Elswig, ward 1712 Diaconus in Rendsburg. —
Pastor Heinrich von Elswig starb 1694 in Lübeck
und liegt dort begraben.
10. Marquarb Wolfgang Schröd er, seit
17. September 1694 Diaconus, ward 1700
Archidiaconus, 1710 Hauptpastor.
11. Mag. Gottlob Lehmann, geb. zu
Belzig in Sachsen, wo sein Vater Mag. Gottfried
Lehmann Rector war, seit 2. September 1700
Diaconus in Rendsburg, seit 1712 Diaconus und
Vice-Pastor in Crempe, starb als Hauptpastor den
5. Mai 1739.
12. Christian Hinrich von Elswig, geb.
in Rendsburg, Sohn von Nr. 9, seit 1712 Dia
conus, 1720 Hauptpastor in Grube, wo er
1729 starb.
13. Nicolaus Hinrich Witt mack, geb. in
Rendsburg, Sohn des Verwalters Eiler Wittmack
auf Hagen und der Abigail geb. Gude, Tochter
des Bürgermeisters Claus Gude in Rendsburg.
— Ward Feldprediger in Norwegen, 1720 Di
aconus in Rendsburg, bald darauf Garnisons-
Prediger in Kopenhagen, 1725 Hofprediger daselbst,
starb am 27. Februar 1731.
14. Christoph Oldenburg, Diaconus seit
1727, dann Archidiaconus.
15. Johann Ewald aus Dagebüll, 1727
Diaconus, 1728 Diaconus in Neuwerk. Sein
Sohn Heinrich Christian Gottfried Ewald ward
1755 Diaconus und 1756 Hauptpastor in
Brockdorf.
16. Andreas Erich Eilcrs aus Rends
burg, 1728 Diaconus, 1734 Archidiaconus.
17. Georg Storm aus Rendsburg, 1347
Diaconus, 1741 Archidiaconus.
(Fortsetzung folgt.)
Vermischtes.
— Eine heitere Srene ereignete sich am Sonn
abend in den sonst so ernsten Hallen des Hamburger
Landgerichts. Der Arbeiter H. mußte nämlich den
Offenbarungseid leisten und bemerkte ganz
treuherzig noch diesem Akt: „Kriege ich denn keine
Enschädigung für meine Mühe?" Selbst der Richter
konnte sich des Lachens nicht enthalten.
•— Eine Blutvergiftung hat sich — dem „Frank.
Kurier" zufolge — ein Assistent des Geheimrathes
v. Pettenkofer bei Untersuchungen des Milzbrand
giftes zugezogen, indem er eine kleine offene Stelle
am Finger übersah, in welche etwas von der Ver
suchsflüssigkeit eindrang. Schon nach wenigen
Stunden erfolgte hochgradige Anschwellung des
Armes. Nur der sofortigen Herausnahme aller
Lymphdrüsen des betreffenden Gebietes durch Geheim
rath v. Nußbaum ist es zu danken, daß das Leben
des jungen Arztes gerettet wurde.
— Unter Friedrich dem Großen lebte zu Jesch.
kenberg bei Brieg der General von Reppert,
ein alter, braver Herr. Er war Kiirassieroffizier
gewesen und behielt bis an sein Lebensende eine be
sondere Vorliebe für die Kavallerie. Er besuchte die
Gottesdienste regelmäßig. An den hohen Festtagen
erschien er stets in dem Küraß in der Kirche, den
er als aktiver Officier getragen hatte. Und wenn
dann daselbst das Kirchenlied: „Herr Gott, Dich
loben wir u. s. w." gesungen wurde, so sang er
dasselbe stehend mit, nahm den Federhut unter den
Arm und legte die Hand an seinen Pallasch. Um
seinen Herrgott ganz besonders zu ehren, verwandelte
er aber die in diesem Gesänge vorkommende Stelle:
„Die ganze Christenheit auf Erden lobe Dich
u. s. w." in die Worte: „Die ganze Christenheit
zu Pferde lobe Dich u. s. w." und legte auf
die Stelle „zu Pferde" einen ganz besonderen Nach
druck mit seiner mächtigen Stimme, die dann die
Stimmen der übrigen Kirchenbesucher übertönte.
Man kannte die Eigenthümlichkeit des alten, sehr
beliebten Kriegers und nahm hieran weiter keinen
Anstoß.
— Kurzes Eheglück. Traurige Erfahrungen hat
nach der „Post" eine junge Ehefrau, die erst vor
Kurzem geheirathet hat, an ihrem Neuvermählten
machen müssen. Der Auserwählte war ein Gürtler
geselle B., welcher am Tage nach derHochzeitseinejunge
Frau zu überreden vermochte, ihr ganzes Vermögen
im Betrage von 6500 Mark auf einer Bank zu
deponiren. Frau B. begleitete ihren jungen Ehe
mann zur Bank, unterwegs bekam B. aber einen
solchen Durst, daß er in ein Bierlokal eintreten
mußte. Nachdem das junge Paar eine Weile da
gesessen, begab sich B. „auf einen Augenblick" wie
er meinte, nach draußen. Umsonst harrte Frau B.
der Wiederkehr ihres Mannes; derselbe war mit
dem Gelde ausgerückt. Bei ihrer Anzeige auf dem
Kriminal-Kommissariat machte Frau B. die unan
genehme Entdeckung, daß sie einem bereits mehrfach
wegen Diebstahls bestraften Verbrecher die Hand
gereicht, welcher sie nur geheirathet hatte, um in den
Besitz ihres Geldes zu kommen. Die Summe be
stand außer einigem Baargeld in einer 4proz. kon-
solidirten Staatsanleihe über 5000 Mk. Nr. 73468
und einem ebensolchen über 500 Mark mit der
Nr. 576 784. Die Kriminalpolizei hat bereits die
Bankiers vor den Ankauf der Werthpapiere gewarnt.
— Gut geantwortet. „Denken Sie sich, Herr
Mayer, ich fuhr auf einem Segelschiffe in acht Ta
gen von Amerika nach Hamburg. Ist das nicht
merkwürdig?" Mayer: „Durchaus nicht, wenn
ein solcher Windbeutel sich auf dem Deck befand."