Volltext: Zeitungsband (1897, Bd. 2)

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Mr Auswärttge, durch die Post Utoatu 
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rrgerrd »elcher Art ist die regelmäßige Lieferurg 
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Leitestes und gelegenstes Klatt im Kreise Kendsvnrg. 
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Ņ ster Jahrgang. 
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MscrltoilSvretS: pro Petttzeür IS *- 
Dem Blatt wird „Der Landwir th" 
gratis beigegeben. 
Dienstag, den 9. November 
1897 
und Soldaten wurden dabei verwundet 
und verhaftet. 
Wien, 8. Nov. Im Casä Marschall in 
der Mariahilferstraße kam es zu einem 
Conflikt zwischen Studenten der Salz 
burger Verbindung „Germania" und einer 
Gesellschaft von Ossicieren, wobei zwei 
Studenten der Medicin, ferner ein Magi 
stratsbeamter, der „alter Herr" der „Ger 
mania" ist, und ein Kellner von den 
Offizieren an den Köpfen verwundet 
wurden. Der Polizeibericht schreibt die 
Schuld den Studenten zu, welche die 
Offiziere provocirt und mit Stöcken bedroht 
hätten. Augenzeugen behaupten dagegen, 
vast die Osficiere durch spöttische Be 
merkungen die Studenten reizten und dann 
die Forderung. Genugthuung zu geben, 
sofort mit dem Ziehen der Säbel beant 
worteten. 
R io b e Janeiro, 8. Nov. Der 
Präsident hat anläßlich der Ermordung des 
Kriegsministers und des auf ihn geplanten 
Attentats eine VertrauenHkundgebung an 
sofort telegraphisch, und dadurch gelang es, 
den Gauner ill dem Augenblick festzuneh 
men, als er den Chek bei der Reichsbank 
präsentirte. Der Verhaftete erwies sich als 
ein stellenloser Kaufmann Namens Löwy. 
B e r l i n, 8. Nov. Aus Köslin wird 
telegraphirt: Die Generalversammlung des 
re 
links.) Es folgen formelle Anträge und 
sodann namentliche Abstimmung. 
Im Aufträge des Reichstagspräsidiums 
werden von den Sitzen der Abgeordneten 
die sog. P ult breit er, womit die oppo 
sitionellen Abgeordneten die Schreibpulte 
zur Verstärkung der Obstruction bear 
beiten, entfernt. 
Graz, 8. Nov. Eine Volksversammlung 
von 5000 Theilnehmern beschloß eine 
Resolution für die Obstruktion und für 
Aushebung des Zeitungsstempels. Mehrere 
Tausende demonstrirten dann vor dem 
Rathhaus unter den Rufen: „Heraus mit 
der Preßfreiheit!" 
Jm Gefängnisse vergessen wurden 
dem „B. L. A." zufolge in Graz 2 Unter- 
suchungshäfilinge, die wochenlang ohne 
Verhör unschuldig in Haft blieben. Ab 
geordneter Resel wird die Sache, die ge 
waltige Erregung verursacht, im Parla 
mente zur Sprache bringen. 
Nach Meldungen aus Prag fand dort 
gestern Nachmittag auf dem Weißen 
Berge eine Vorfeier des Jahrestages der 
Schlacht am Weißen Berge statt. Das 
Fest war überaus zahlreich besucht und 
verlief äußerst stürmisch. Eine 
Menge von mehreren Tausend Personen 
zog in die Stadt und veranstaltete Kund 
gebungen. Ein starkes Wachtaufgebot 
schritt ein und zerstreute die Demon 
stranten; einige derselben wurden ver 
wundet. 
England. 
7. Novbr. Wie äußerst ae- 
Berli», 8. Noo. Der Oberpräsident 
der Provinz Sachsen, v. Pommer-Esche, 
hüt, wie die „Nationalzeitung" hört, 
seine Entlassung nachgesucht und erhalten. 
Der Rücktritt dürste zum 1. Januar er 
folgen. Als Nächst ger des Herrn von 
Pommer-Esche gilt Herr von Bötticher. 
Berlin, <8. Nov. Heute Vormittag 
wrrrde vor der dritten Strafkaimner hes 
Landgerichts I gegen den Führer der na 
tional-sozialen Partei, Pfarrer Naumann, 
wegen Beleidigung des Bezirkskommcm- 
deurs, Majors Schönbeck irr Göttingen, ver 
handelt. Es handelte sich unr einen in 
Nr. 21 der eingegangenen „Zeit" enthal 
tenen Artikel „Erlebnisse eines Reserveoifi- 
ziers". Der Staatsanwalt beantragte 300 
Pcark Geldstrafe event. 30 Tage Gefängniß 
uud Publikationsbesugniß für den Major 
Schünbeck. Der Angeklagte bat, ihm gegen 
über die Schutzgrenzen des K 93 auch so 
weit auszudehnen, wie es dein Frhru. o. 
Mirbach und dem Herrn v. Stumm gegen 
über der Hall gewesen fei. Ter Gerichtshof 
verurtherlte den Pfarrer Naumann wegen 
Beleidigung des Majors Schönbeck zu 300 
Aark Geldstrafe. Ter kKerichshof billigte 
dem Angeklagten an sich den Schutz des 
8 193 zu, erachtete aber die Schntzgrenzeu 
für überschritten, da er sich zu gröblichen 
Bauernvereins „Nordost" war insbesonde.. 
aus bett nordöstlichen Provinzen Preußens 
grrt beschickt. Der alte Vorstand wurde wie 
dergewählt und 
Schlesien, Sachsen 
gänzt. Die " 
mH Landwirthe aus 
und Westpreußen er- 
Versammlung wurde nach drei 
stündiger Dauer plötzlich wegen einer von 
konservativer Seite hervorgerufenen Stö 
rung zum allgemeinen Erstaunen aufgelöst. 
Kol», 8. Nov. Zur Absicht des Ber 
liner Stadtvervrdnetenkollegiums und Mist 
gistrats, für die Märzgefallenen ein Denk 
mal zu errichten, schreibt die „Köln. Zig.": 
„Wir müssen unser lebhaftes Bedauern über 
den Beschluß aussprechen, der einen aus 
geprägt politischen Charakter har und in 
den weitesten Kreisen der Berliner Bürger- 
'chaft heftigen Widerspruch und tiefe Ber- 
'timmung hervorrufen-muß. Der Beschluß 
muß als eiu direkter Angriff gegen. das 
konservativer 
ofort 
nnen 
ver» 
gegenüber dein Major Schönbeck habe hin 
reißen lassen. 
Berlin, S. Nov. Der „Rcichsanz." 
veröffentlicht den Wortlaut der vom Bun- 
èsrotl^ genehmigten Grundsätze, welche bei 
ent Vollzüge gerichtlich erkannter Frei 
heitsstrafen bis zu weiterer gemeinsamer 
Regelung zur Anwendung kommen. 
B erlin, 8. Noo. Ein frecher Gau 
nerstreich, ivurde heute Vormittag int Bank- 
Hause von Julius Bleichröder u. Co. aus 
geführt. Ein anderes Bankhaus hatte erneu 
seiner Lehrlinge zu Bleichröder geschickt, um 
dort eine Rechnung von 100 000 Mk. zu 
Präsentiren. Der junge Mann nahm, mäh 
end er aus den Betrag wartete, auf entern 
Stuhl seitwkirts des Schalters des Kas 
pers Platz. Nach einer Weile trat er wie- 
oer an den Schalter mit der Bitte um Be 
schleunigung seiner Abfertigung. Wie groß 
war nun das Erstaunen sowohl des Boten 
vie auch! des Kassirers, als sich herausstellte, 
c>aß ein Ulibekannter die Bezahlung, einen 
Reichsbank lautenden Check über 
*00 000 Mark in Empfang genommen 
Wtte Man benachrichtigte die Reichsbank 
London, 
spannt unsere politischen Verhältnisse sind, 
davon zeugt, daß ein kürzlich bei Saks 
im Hinterland von Lagos eiugetretener 
Zwischenfall beinahe zu einem Friedens- 
bruche zwischen Frankreich und England 
führte. Die von dem Gouverneur nach 
Saki gesandten Truppen hatten den Auf 
trag, sich durch nichts von der Besetzung 
des durch die Franzosen widerrechtlich be 
tretenen Gebiets abhalten zu lassen. 
Glücklicherweise wandte der Rückzug der 
Franzosen einen Zusammenstoß ab, sonst 
wäre es vielleicht zum Kriege gekommen. 
Richland. 
Petersburg, 8. Nov. Unter den Kal 
mücken in der großen Steppe des Ar- 
Haupt noch eine Regierung des 
Kaisers geben soll, oder nur eine 
solche, die ihr Losungswort von einer 
parlamentarischen Minorität empfängt. 
Man kann allenfalls noch eine parlamen- 
tarische Majoritätsregierung in einem 
empfing Krumm die jungen Herren, die, wie die 
Künstler vorhin, von einem sehr kräftigen Abend- 
epen zu kommen schienen, denn ihre Gesichter waren 
stark gerötet, und die Körper schienen sich nur schwer 
aus ihren Gleich gewichtspuukt besinnen zu können. 
„Asio da ist die Bude, wo Klavier gepaukt wird ?" 
gluckste der Aelteste. „Was kostet denn derSchwamm?" 
„Zwanzig Silbergroschen der offene Platz, wenn 
Ae es nicht vorziehen, erste Sperrsitze zu nehme»," 
flötete der erste Schriftsteller von seinem Schalter her. 
„See sind wohl toll?" bemerkte der Bruder Studio 
lakonisch. 
„Bitte, Herr Professor," wandte derKüpferstecher 
sofort ein und zog drei oder vier der Herren, die sich 
schon rückwärts konzentrieren wollten, mitsansterGe- 
walt wieder die Stufen herauf, „Sie können auch zu 
billigeren Preisen Sitze haben. Der Eintritt aus die 
Gallerie kostet sogar nur fünf Groschen." 
„Ach was, machen loir's kurz!" rief der Senior 
und griff in die Tasche, „wir sind unserer Neune, 
wollen Sie imê für eine Pauschalsumme von einem 
„Denke Dir, Du gäbest das Konzert nur Dei 
nen Freunden! Was kümmern Dich die zehn Frem 
den?" 
„Ja, Du hast recht," schluchzte Strombcck und 
raffte sich mühsam empor, „ich will wenigstens Euck 
zeigen, was ich kann!" 
So trat er denn auf das Podium, aber bei seiner 
Verbeugung strauchelte er auf den Teppich, und nicht 
viel hätte gefehlt, daß er hingestürzt wäre. Die Stu- 
deuten lachten. 
Strombecks Finger waren erstarrt und hatten 
die ganze ihnen mühsam beigebrachte Gelegenheit 
verloren. Dazu hatte sich die „Eingenommenheit" 
seines Denkerhauptes durch die Erregung derart ge 
steigert, daß es ihm unmöglich war, die Noten ab 
zulesen, die mit ihren Köpfchen und Strichen wie 
boshafte Kobolde vor seinem so sehr verschwom 
menen Blick tanzten. Kalter Angstschweiß trat ihm 
vor die Stirne, die Sinne drohten ihm zu schwinden. 
Endlich schlug er nut semen Fingern in einer Art 
Verzweiflung au? die Tasten. Glücklicherweise batte 
er die Ouvertüre schon so oft geübt, daß er sie ziem 
lich auswendig konnte. Kling, klang flederte er in die 
Klaviatur hinein, unbekümmert, ob hierein falscher 
Ton angeschlagen wurde oder dort ein anderer un 
ter das Pult fiel; er konnte sich mit gutem Grunde 
trösten, daß sein Auditorium ja nicht viel von Musik 
verstehen mochte. Der Engländer saß auch so gleich- 
gütig auf feinern Sperrsitz Nr. 6, als ging ihm die 
Geschichte nichts an. 
So hatte sich Robert glücklich durch die erst«. 
Nummer durchgearbeitet. Kräftig hieb er die Schluß- 
akkorde herunter, dann stand er mit einem Seufzer 
der Erleichterung auf. Seine Freunde setzten ihre 
Hände zu einem donnernden Applaus in Bewegung, 
in welchen die angeheiterten Studenten mit lautem 
Halloh einfielen. Strombeck verbeugte sich nach allen 
Seiten, dabei aber hatte sein Gesicht einen so ko 
mischen Ausdruck, daß die Munterkeit der Studen 
ten die Künstler unwiderstehlich mit fortriß. 51,16* 
Roman von K a r l E d. K l o p f e r. 56 
„Ha! Da ist er, der große Unbekannte!" lief es 
Mund zu Mund. Jeder rückte an seiner Kra- 
zog den Rock in die Taille und räusperte sich, 
füllte jeder einzelne dem Eintretenden eine Dank 
te halten. Vor der Saalthür bis zur Treppe bil- 
St.;!-, kin lebendiges Spalier, als gelte es, einen 
zu empfangen. 
Ankömmling war wirklich der Fremde, der 
kw îasche die Gesamteinnahme des Kou- 
ûşşi'àn batte, ein langer, unendlich blasiert 
£ e J flïLrf,f u i e, <" er unbeweglichen Miene. 
, C .Hàlock, der semmelfarbene tötetet* 
t,'chart und der stene Gang ließen sofort den n«„ 
Lr f Wjten Sohn Altenglands erkennen, den spleen- 
^ rn? Reisenden, wie er im Buche steht 
„Guten Abend Mylordertönte es wie aus einem 
îCèf Wettert h2. tte öen Mann am liebsten umarmt. 
€ JIS zur Garderobe, entledigten 
Ìi W der als Siegestrophäe auf 
st,. rinr-r 0.-i°rs!^/^errechen aufgehängt wurde. 
WfiHneä S'nfim[rni feit ' al8 empfinge man ein hoch- 
; .
	        
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