Volltext: Zeitungsband (1897, Bd. 1)

das Juwel beim An- und Ausziehen der 
Handschuhe nicht beschädigt wird. Die 
Träger dieser diamantenen Fingernägel be 
haupten, daß dieser Schmuck wirkungsvoller 
sei als ein Ring und nicht so leicht ver 
loren gehen könne als dieser. 
— Pfeifende Damen. Die mo 
derne Amerikanerin hat ihrer Chatelaine, 
die sie entweder am Gürtel befestigt oder 
an einer Kette um den Hals geschlungen 
trügt, ein neues Schmuckstück in Form eines 
silbernen Pfeifchens zugelegt. Es gewährt 
ihr nun die größte Freude, die;en kleinen 
Gegenstand entweder auf dem Rade oder 
wenn sie eine Droschke herbeirufen will, 
so viel wie möglich zu benutzen. Tie neue 
Pfeife wird in den verschiedensten und kost 
barsten Formen gemacht. In den Schau 
fenstern der Juweliere sieht man sie aus 
Gold und fein ciselirtem Silber, aus Onyx 
und aus Elfenbein. Oftmals werden sie 
mit kostbaren Steinen besetzt und mit dem 
Namenszug der glücklichen Besitzerin ge 
schmückt. Am meisten jedoch findet das ein 
fache silberne Pfeifchen Anklang; es wird 
an einem Armband als Anhängsel ge 
tragen. Es giebt auch etwas größere Pfeif 
chen mit zwei glatten Oberflächen, die mit 
Innern ein Miniatur-Uehrchen oder einen 
kleinen Compaß enthalten. Der Ton der 
beliebtesten Pfeife ist sehr schrill und keines 
wegs angenehm für's Ohr, doch wird es 
nicht länger als ein Verstoß gegen die gute 
Sitte betrachtet, wenn eine Dame laut ist 
und die Aufmerksamkeit auf sich lenkt, es. 
muß nur mittels einer Pfeife aus Gold 
oder Silber geschehen. 
Rudolf Fold's Dank. Der kranke 
Gelehrte veröffentlicht in den Zeitungen 
folgende Danksagung: Nachdem ich im 
vorigen Jahre durch eine plötzlich einge 
tretene Lähmung aufs Krankenlager ge 
worfen und nahezu erwerbsunfähig geworden 
war, hatten sich Männer von hervor- 
ragendem Rainen und von einflußreicher 
Stellung verbunden und einen Aufruf er- 
lassen, der die Theilnahme der Bevölkerung 
allenthalben in bedeutendem Maße wach 
rief. Es konnte mir an meinem sechzigsten 
Geburtstage, am 13. April d. I, ein so 
reiches Ergebniß dieser Theilnahme über 
mittelt werden, daß ich und meine Fa 
milie der materiellen Sorge, welche die 
Krankheit mit sich brachte, nun enthoben 
sind. Ich sage zunächst allen Herren des 
Central-Comitees, denen au dem Zustande 
kommen dieses Erfolges ein so wesentlicher 
Antheil gebührt, sowie auch den Komitees 
in den einzelnen Städten meinen innigsten 
Dank! Meinen wärmsten Dank aber auch 
der gesammten Presse, die mit größter 
Bereitwilligkeit den Aufruf verbreitete. 
Sie hat sich in meiner Sache auch aut dem 
Gebiete der Menschenliebe als eine Groß 
macht erwiesen! Und herzlichen Dank auch 
jedem einzelnen der Geber sowie den In- 
stitulen, die durch besondere Veranstaltungen 
das Werk fördern halsen. Mein Dank ist 
um so ausrichtiger, als ich mir eines der 
Gabe äquivalenten Verdienstes nicht be- 
wußt bin. Möchte derselbe — und das 
ist meine Bitte an die Presse — ein _ eben- 
so vielfaches und weitreichendes Echo finden, 
wie es der Aufruf gesunden hat. 
— Opfer religiösen Wahns. Dem 
„B. Lok.-Anz " wird aus Petersburg ge- 
meldet: In Tiraspol, Gouvernement Eher, 
son, werden verschiedene Einsiedeleien von 
Sectirern bewohnt, unter denen sich vor 
zwei Jahren das Gerücht verbreitete, an 
fangs 1897 stehe der Weltuntergang bevor, 
dann sei der Tag des jüngsten Gerichtes 
da. 17 Einsiedler sollten aus Furcht aus- 
gewandert sein. Sie blieben verschollen 
und niemand wußte, wohin sie sich gewandt 
hatten. Jetzt hat ein Scctirer Namens 
Kowalew das Geständniß abgelegt, daß er 
auf Bitten jener Verschollenen, die gesonnen 
waren, die Märtyrerkrone zu erringen, die- 
selben lebendig eingemauert habe. Er be 
zeichnete die Stelle näher, die auf Ver 
anlassung der Polizei untersucht wurde. 
Ein schrecklicher Anblick bot sich dar. Ein 
ganzer Haufe menschlicher Leichname, von 
Moos und Erde bedeckt, wurde aufgefunden; 
von ärztlicher Seite wurde konstatirt, daß 
alle an Krämpsen gestorben waren. Die 
Hände und Füße waren zusammengekrümmt 
und die Kleider zerrissen. Greise, Frauen 
und Kinder befanden sich unter den le 
bendig Begrabenen. — Ein anderer Sec- 
tirer erzählte, auch an einem anderen Ort 
seien Personen lebendig begraben worden. 
Unter den Begrabenen befinden sich auch 
Kvwalews Weib und Kinder nebst anderen 
Verwandten. Er selbst, der erst 24 Jahre 
zählte, beabsichtigte ursprünglich, auch sich 
einmauern zu lassen, fand aber niemand, 
der ihm den Wunsch erfüllte. Wie die 
Odessaer Zeitung „Listock" berichtet, wurden 
im Hause Kowalew's noch acht lebendig 
begrabene Leichen gefunden. 
— Zu der unter allen Himmeln brenner den 
„Rothennasenfrage" veröffentlicht die Jll u- 
strirte Welt In Heft 22 —'Stuttgart, 
Deutsche Verlags-Anstalt) ein interessantes 
Essay, dem wir die tröstliche Schluß- 
bemerkung entnehmen: Fragen wir nun 
nach einem wirksamen Mittel gegen dieses 
immerhin fatale und entstellende Leiden, 
so müssen toir von vornherein erklären, daß 
alle dagegen versuchten Salben, Fliissig- 
leiten und sonstigen Kosmetika völlig nutz- 
und wirkungslos sind, da sie das Wesentliche 
des Zustandes, die dauernd gewordene Blut- 
gefäßerwciterung, nicht zu beseitigen ver 
mögen. Das einzig wirksame Mittel 
gegen rothe Nasen ist die Stichelung der 
selben, ausgeführt mit einer eigens dazu 
konstruirten, keine erkennbaren Narben 
zurücklassenden Nadel. Es wird auf diese 
Weise das angestaute Blut entleert, und 
die gleichzeitig dadurch gesetzten unsicht- 
baren Narben verhindern eine Wicderaus- 
dehnung der verengten Blutgefäße. Die 
Operation ist nicht sehr empfindlich, na 
mentlich wenn eine ceschictte, rasch arbeitende 
Hand — die Bewegung derselben muß 
aus dem Handgelenk erfolgen — dieselbe 
auf ein Minimum Zeit abkürzt In hoch 
gradigen Fällen muß sie natürlich wieder 
holt werden, bis sämmtliche entartete 
Venen getroffen worden sind. Sie sührt 
aber in allen Fällen zum Ziel, zur Wieder 
herstellung der normalen Farbe und Form 
der Nase, denn auch die Buckel und Knöpfe 
verschwinden nach wiederholten Stichelungen. 
Selbstverständlich niüffen alle Wucherungen 
und Polypen und so weiter im Innern 
der Nase gleichzeitig entfernt werden. Da 
mit ist aber den Inhabern eines erröihenden 
Geruchsorgans Aussicht gegeben, den be 
kannten Reuterschen Wunsch: „Daß du 
die Ras' ins Gesicht behöllst" wiederum 
als etwas besonders Angenehmes auffassen 
zu können. 
— Ueber die Gottheit der Europäer 
bemerkt Li-Hung-Chang in seinem Reise 
tagebuch : „Früher hielt man die Europäer 
für vollständig gottlose Menschen, jetzt 
weiß man, daß sie auch eine Gottheit ver- 
ehren. Welcher Art dieselbe ist, darüber 
habe ich folgendes während meiner Reise 
durch die großen Staaten Europas er 
mittelt: Der Gott der Europäer ist im 
Ganzen sehr ähnlich dem der Amerikaner, 
nämlich. gleichfalls ziemlich klein, rund und 
platt. In der Regel ist er aus Silber 
und Gold verfertigt und mit dem Medaillon 
bilde eines Fürsten verziert, womit er als 
Gott bezeichnet werden soll, dessen Ver 
ehrung von dem Landesoberhaupt angeordnet 
ist. Er wird aber auch in anderer Ge 
stalt gefunden, als ein viereckiges Stück 
Papier, das mit allerhand Zahlen und 
Zeichen bedeckt ist. Das ist die Gottheit 
der Europäer, die sie zu Hause sowohl, 
als auch in großen Tempeln, die sie Börsen 
nennen, mit Inbrunst und aufrichtiger 
Frömmigkeit verehren, eine Gottheit, ent 
sprechend der niederen Stufe der Geistes 
bildung und der Gesittung, auf der sie sich 
befinden. 
— Das patriarchalische Verhältniß auf 
dem Lande scheint leider immer mehr in 
die Brüche zu gehen, wenigstens mehren 
sich dazu die Anzeichen. Ein Ritterguts 
besitzer beschäftigt auf seinem Dominium 
in L e s k o w i tz polnische Arbeiter aus 
Rußland. In einer der vergangenen 
Wochen hatte er den Leuten nur den sechsten 
Theil des Lohnes ausgezahlt und behielt 
den übrigen Theil als Caution zurück. 
Das wollten sich die Leute nicht gefallen 
lassen, doch kam es zwischen den Parteien 
zu einer Einigung. Nun hatte ein zu 
den polnischen Arbeitern gehörendes Mädchen 
den Ort verlassen, um sich nach einer an 
deren Arbeitsgelegenheit umzusehen. Am 
Charsreitag gegen Abend kehrte daffelbe 
zurück, theilte ihren Arbeitsgenossen mit, 
daß sie eine neue Arbeitsgelegenheit habe, 
und forderte sie auf, Leskowitz zu verlassen 
und mit ihr zu gehen. Ein Arbeiter 
theilte dies ihrem Herrn mit, und dieser 
begab sich nun in Begleitung seines In- 
spectors Rindfleisch, seines Schafmeisters 
und eines großen Hundes Nachts 11 Uhr 
nach dem Gemeindehause, wo das Mädchen 
Unterkunft gefunden hatte. Es wurde vom 
Schafmeister ergriffen und nach dem Do- 
minium geschleppt; der Gutsbesitzer und 
der Inspector folgten. Dort schlug der 
Gutsherr mit einem starken Rohrstock so 
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