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ÏÌÏCÌtts
Hause.
Menüsburger M Wochenblatt.
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-£v 87stev Jahrgang.
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61.
Wo. 81.
N
Sonnabend, den 7. April
1894.
rese,.
mit
mde-
ttnd
digst
sped.
Morgen - DePcschen.
Berlin, 6. April. Der „Kladderadatsch"
erklärt im Briefkasten seiner Sonnabend.
Nummer, seit mindestens dem lO. März
iDtiie das Auswärtige Ämt ganz genau
aus der ablehnenden Antwort auf einen
dem „Kladderadatsch" gemachten Vorschlag,
daß Akten bei der ganzen Sache keine
Nolle spielen. — Redakteur Polstorfs ver
öffentlicht in der gleichen Nummer eine
lange Erklärung, -worin er das früher Ge
sagte aufrechtorhült und betont, General-
lieutenant v. Spitz habe sich, wenn er
!.
aster,
auch die Worte, es seien ganz ungehörige
zur
die
ie.
geb.
lung
an
beit.
s.
23.
Lage
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eten
ende
10
Dinge vorgefallen, nicht direkt gebraucht,
io doch ähnlich geäußert.
London, '6. April. In der Wohnung
des Anarchisten Meunier wurde eine poli
zeiliche Haussuchung vorgenommen. Zahl
reiche anarchistische Schriften sind beschlag
nahmt worden. Wie verlautet, soll sich
unter den Papieren eine von Meunier
verfaßten Geschichte der Explosion im
Case Very befinden. Die Pariser Polizei
glaubt, in Meunier den Urheber des
Attentates in der rue des bons enfants ge
sunden zu haben. Meunier war ein sehr
intimer Freund Ravachols.
Ccttiujc, 6. April. Heute kam es an
der Grenze abermals zu einem Zusainmen-
stoß zwischen Albanesen und Montenegrinern.
Es wurde niemand getödlet. Unter den
Bewohnern der montenegrinischen Grenze
herrscht große Erregung. Nach hier ein
gelaufenen Meldungen benahmen sich die
türkischen Behörden und Truppen gleich
gültig, wodurch die Situation erschwert
wird.
Nriv-Iork, 6. April. Zwischen den Re<
lsierungstruppen und Indianern hat dicht
der Grenze des Staates Oklahama ein
blutiger Zusammenstoß stattgefunden. 22
Indianer, 14 Soldaten und 12 Ansiedler
wurden getödlet.
Ncw-Uork, 6. April. Im Hau,e eines
Arbeiters in OiÜity (Pennsylvanien) ist
Eine dortselbst versteckte Quantität Nitro
glycerin explodirt. Der Arbeiter, seine
Frau und vier Kinder wurden getobter,
® sts Haus total demolirt.
lawœœscEi'i'iiicia, ï&sa&sys.-
stücke in Gold geprägt worden. Die Vorlage ver
weise auf die Abnahme der Silberfcheidemünzen.
Was solle aber dann: bewiesen werden, wenn
man nicht sage, wie viel Thaler in Silbermünzen
in der Bank lägen und wieviel in -Gold? Der
jetzige Zustand, daß man silberne Scheidemünzen
von fünf Mark mit dem Kopf des Kaisers präge,
die nur zwei Mark werth seien, erscheine dem
Redner doch sehr zweifelhaft. .Nun -habe die Re
gierung eine Untersllchunffskommission einberufen;
beweise schon, daß sie die Frage einer nähe-
ren Prüfung fur Werth halte. Wenn jetzt Thaler
m Suberpcheidemünzen umgeprägt werden sollten,
so sei dies gerade so, als wenn Scheidemünzen
im Betrage von 1ZY, Mill, ausgeprägt würden.
Mmdeckrns müsse man die.'Resultate der Unter
verletzt durch den Minder,verth der Silbermünzen,
auf denen das Bild des Kaisers sich befinde. Die
.V. cv» :
suchung abwarten. Ein solches Vorgehen der
ben.
e.
:age.
rger
und
le.
lerrn
von
Deutscher Reichstag.
75. Sitzung
B e r l i n , 6. April.
o r . s** .Eröffnung der Sitzung sind kaum 20
Abgeordnete anwesend.
Die allgemeine Rechnung über den Reichshaus-
yalt sur 1800 91 wird au die Rechnuuaskoni-
imsffon verwiesen.
Äiächster Punkt.der Tagesordnung ist die Jiiter-
r.ellation von Kardorsj und Gensşşen, betreffend
die Ausprägung .von 22 Millionen Reichs Silber-
»lünzen. Ihr Wortlaut ist folgender:
1. Soll die von dem Herrn Reichskanzler im
Bundesrath beantragie Neuausprägung von
22 Millionen Mark Reichs-Silbermüuzen trotz
bed Rückganges des Silberpreises aus etwa
.J ."wrk für das.Kilogramm »ach den Vor
schriften des Münzgesetzes vom 9. Juli 1873
wonach aus dem Kilogramm 200
Aļark geprägt werden, oder ist eine Ab-
naminènê ^ Münzgesetzes in Aussicht ge-
2.
crh.
9.
nominen?
2. Srllcn die
finden, ehe
■t zu.
wird
«.
rem.
ße.
■ITC.
ze»
urg
Uragten Neuprägungen statt-
veenvei IINI> ^ratyungen der Kommission
wünschte, um Miàel Reichskanzler
legung des Silbe-weà« ^àng und Fest-
dic Ergebnisse dieser Kommission"^"'
zu einer sofortigen Umprüqun^ d»"iUPSen
. wagten Neuprägungen führen könne« ?
I ! Ails welchen Srlberb-stäà.-i solle,, pch Neu-
\ Prägungen hergestellt werden?
1 Da sich Staatssekretär Dr. von Posadowsk»
sofortigen Beaiitworlung der Interpellation
! eit erklärt, ergreift das Wort
Abg. von Kardorff (Rcichsp.) und bemerkt,
l 's Münzgesetz sehe die Ausprägung von silbernen
siidemünzen vor. Aus Grund dcr Bestimmung
e^'r den auf den Kopf der Bevölkerung fallenden
strag von Scheidemünzen habe die Regierung
r glaubt, die Zunahme der Bevölkerung e»t-
rcher.d für. 22 Millionen Mark Silbermünzen
îûïr* 9 /? - 3U lassen. Die Bestimmung de§
rägen'sà' Silberscheidemünzen auszu-
btcii verändert , tn u i ccn Voraussetzungen
tat aealaubtw,habe man vor Allem
-übers ģzun, Golde VW, i"°. Werthverhältniß des
kr>, könne. Run habe ff» â.
her inzwischen sehr verändert
fibers sei im Lause der Jahre doì, „ķ c u *
IJfc immer, wenn die Prägung von
^genommen worden, habe' der frühere Reìwâ"
^Präsident von Dechend eine sehr röräwvoe
ffljjNk befolgt, Fünfmarkstückc prägen zu lm cn
ityà°nb der Amtsführung des jetzigen Bank-'
ş'denten jeien lediglich wieder mir Zehnmark-
Regierung müsse das Vertrauen bei der Land-
wirthschaft erschüttern, -daß es der Regierung
mit dcr Lösung der Währungsfrage Ernst sei.
Sehr bedauerlich müsse -er es nennen, daß die
Regierung es unterlassen habe, den Pros. Adolf
Wagner in die Silberkommission zu berufen.
Staatssekretär Graf Posadowsky: Er könne
isch di« Interpellation -nur damit erklären, daß
die Herren annähmen, die Maßregel der Re-
-f nen 'schnelleren Ueberganq zur
fehle bezwecken. Die Maßregel
ZáŅŗş
vorhanden. Trotzdem werde
buses Bedurft,iß bestritten. Der Bestand der
Reichsdank -habe am 31. März 1894 89 Mill in
Silber-Scheidemünze betragen, also kamen auf
jede Bankste-lle durchschnittlich 400000 Mark, ein
Betrag, der sicher nicht zu hoch sei. Daß in der
That ein Bedürfniß nach Silberscheidemünze im
Lande vorhanden sei, gehe aus verschiedenen An
regungen hier im Hause hervor. Nun habe nian
gesagt, das silberne Fünfmarkstück sei eine un-
mrpraktifche, -unsympathische Münze. Das möge,
für die großen Städte zutreffen, sicher aber nicht
für das Land. 'Grade aus den rheinisch-westfäli-
i chen und sächsischen Jndustriebezirken sei noch in
letzter Zeit im Interesse der Lohnzahlungen ' der
Wunsch nach,Füns«-tmd--ZwrmiärkstilAen hervor
getreten und die -amtliche Stelle sei verpflichtet,
dies Bedürfniß zu befriedigen. Darill fei man
sich einig, daß Deutschland allein die Wähiunqs-
frage nicht .erledigen könne, sondern daß es dazu
einer internationalen Vereinbarung bedürke. Dem
scharfen Einwurf gegen die Ausprägiing unter-
werthiger Silbermünzen müsse er die Thatsache
entgegensetzen, daß cs bei den Thalern doch cben-
w liege, weitn sie auch 11 Prozent mehr Silber
gehalt hätten als die Reichssilbermünzen. Man
habe auf die -Gefahr betrügerischer Nachbildung
auftnerksam gemacht, aber diese sei beim Pavier-
doch weit größer Die Schwierigkeit der Nach-
prägimg liege nicht im Metall, sondern in der
tadellosen Herstellung. Der Reiz zur unberechtig
ten Nachprägung steige aber naturgemäß, wenn
«in Bedürfniß noch Scheidemünze vorliege. Daß
auch ein Bedürfniß nach goldenen Zehnmark
stücken namentlich zu Lohnzahlungen vorhanden
lei, lasse sich nicht bestreiten. Es 'schivebten Ver-
haiidlungen darüber, ob der Bestand an Gold
und Silber in -der Reichsbank getrennt zu ver-
ossentlichen sei. Diese Veröffentlichungen sollten
nicht in ledem Ausweise erfolgen, sondern zuvor
vertraulich der Enquete-Commission und erst
spater dam, öffentlich gegeben werde,-. Was die
Fi-age der Znterpellation betreffe, ob die Reai-
rung e,ne Abändenmg des MünzgesetzeS Ä
stchilgk, so tonne er sie mit .einem Nein beaiit-
worten. Der Gedanke der Ausprägung von
Silbermunzen, der in der zweiten Frage berührt
werde, könne doch nur praktisch sein, wenn inter
nationale Vereinbarungen vorlägen, wofür aber
der Betrag von Mill, auch keine Nolle spielen.
Zur Herstellung dieses Betrages sollten, ivie
Redner auf die dritte Frage antwortete, die
österreichischen Thaler Lemrtzl werden. Zum
L-chluf; wolle er noch eine àklärung abgeben,
die gewiß einigermaßen beruhigend wirken werde
Die Regierung denke gar nicht daran, aus ein-
mnl 22 Millioneil auszuprägen, sie .werde sich
zunächst mit dem 4. over «. Theil begnügen.
Sie ivoUe nur von der ihr ertheilten Licenz nach
deni Bedürfniß des Verkehrs Gebrauch machen.
Auf Antrag des Abg. Dr. Barth tritt das
Haus in die Berathung der Inter-pellation ein
Abg. Müller-Fulda (Centr.) -führt aus,
halte es nicht für angemessen, bei -einer Ziiter
pellation die Währungsfrage zur Sprache
bringen.
Rcichsbank-Prasidcnt Dr. Koch Entert die
Organisation der Reichsbank und b.t«lt, daß nach
den Beobachtungen dieses Instituts, das in seinen
zahlreichen Bankst-lleii ein Barometer des Blünz
SiîfiSîU"*' in btr That ein Bedürfniß für Reichs-
vorhanden sei. Redner belegt mit
den ei„ro,,"^hält„ißmäßig geringen B-esàde in
‘“Sjgîsaş
. Abg-Dr. B a r t h (fr. Volksp.) Es sei „rnnd-
alsch. daß man nicht ,chon im 4f a „J h ‘f 7 w
Jahre auf das Sinkendes SiSprch--^RL
sicht genommen habe. Wenn die Interpellanten
konsequent waren mochten sie heute eine Umvrä
gung des gesanimten «ilbergeldes nach dem Nor-
inalwerth beantragen. Die Biinetallistr» in'den
Vereinigten Staaten hätten keinen Anstand ge
nommen, die Ausprägung eines zehnfach so großen
Betrages niinderweithiger Münzen zu beschließen.
Das seien doch auch Bimetallisten. (Zuruf: „Aber
eine andere Sorte l") Mst dieser „Sorte" wolle
man doch internationale Verträge schließen. (Heiter
keit.) Man sage, Deutschland komme in Gefahr
großer Verluste durch weitere Ausprägung mmder-
werthiger Scheidemünzen. Für Gigland, wo die
Scheidemünze gesetzliches Zahlungsmittel fei, müßte
dann doch die Gefahr noch viel größer sein. Auch
die Gefahr dcr Nachprägung von Fünfmarkstücken
sei doch lange nicht so groß, wi« z. B. in Amerika
die Gefahr der Dollar-Rachprägung. Das mo-
narchische Gefühl des Abg. v. Kardorff iverde
Reichskassenscheine seien -doch nur Papier' und
würden doch als Zahlungsmittel mtbedingt aner
kannt und bei Silber-Scheidemünze handele es
sich auch uin etwas ähnliches.
Abg. Graf Kanitz jkons) empfiehlt, mit den
Neuprägungen zu warten, bis sich die Ergebnisse
der Währungsenquete übersehen ließen.
Abg. Dr. Meyer (Halle, sreis. Wer.) betont,
es handle sich bei den geplanten Neuprägungen
lediglich um die kleine Frage der Befriedigung
eines Berkehrsbedürsnisses.
Staatssekretär Graf Posadowsky verweist
auf den holländischen Finanzminister Pierson, der
die Unmöglichkeit einer bimetallistischen' Union
konstatirt habe, also pessimistischer über eine inter
nationale Einigung denke, als Redner.
Abg. P a a sch e (nl.) hält die geplante Neu-
ausprägung für vollkomnien gefahrlos.
An der weiteren Debatte betheiligen sich noch
die Abgg. v. K a r d o r f f (Rcichsp. > und der Abg.
Graf Kanitz (kons.) Damit ist die Interpella
tion erledigt.
Morgen Börsensteuer.
Abg. Richter (ft. Volksp.) fragt nach der
^auer der^ Seistoii, da Gerüchte umgingen, der
zollte in drei Wochen geschlossen werden.
Präsident v. Levetzoiv erwidert, an einen so
nahen Schluß sei nicht zu denken.
liegt denn auch nicht in den Folgen der in
Rede stehenden Schußverletzung. Der sel
tene Fall erregt begreiflicherweise das leb
hafte Interesse der Aerzte.
ĢnglauD.
London, 6. April. In den Woll-Lagern
der London Docks brach gestern Morgen
um 4 Uhr eine verheerende Feuersbrnnst
aus. Das betreffende Gebäude hat sechs
Stockwerke und war von oben bis unten
mit Wolle gefüllt. Um 5 Uhr waren 25
Dampfspritzen und 3 Spritzenschiffe an der
Arbeit, um den Brand zu bewältigen.
Die brennende Wolle erzeugte einen solch'
ungeheuren Qualm, daß die ganze Gegend
in Nebel gehüllt schien. Der „Wasserthurm"
bewährte sich vorzüglich bei dem hohen
Gebäude. Erst gegen 11 Uhr wurde der
Rauch dünner, uni Mittag war die Feuers
brnnst bewältigt. Die Wolle glimmte na
türlich noch lange nachher fort. Am
Abend schlug sie an dem einen Ende des
Gebäudes im 2. Stockwerk wieder in Flam
men aus, was den dort beschäftigten Feuer
wehrleuten fast das Leben gekostet hätte.
Im Keller haben die Rothschilds 60,000
Krüge Quecksilber stehen. Jeder Krug be
sitzt einen Werth von Lstr. 15.
^
BMlmrd»
Rußland.
Aus Petersburg meldet man der „Boss.
Ztg.", daß in Simferopol ein seit drei
Tagen wüthender Orkan das Museum zer
störte. Durch den Einsturz des Daches
wurden viele Gegenstände vernichtet. Der
Schaden ist sehr groß. Auf dem schwarzen
Meer herrscht ein heftiger Sturm. Mehrere
Schiffe sind untergegangen; 6 Personen er
tranken, während 20 noch verniißt werden.
Man befürchtet, daß auch diese den Tod
in sen Wellen gefunden haben.
. f?r««krejch.
In einem der besten Bezirke der wein-
bauenden Tonraine hatte ein kleiner Reb-
bauer feit Jahren kleinen Tropfen gekeltert.
Wenn nicht Hagel oder Reif, so war
Oïdium und Phyloxera an seinem Miß
geschicke schuld. Der vergangene Herbst
brachte ihm aber unverhofften Segen: 5
Faß zu je 250 Liter des feurigsten Weiß.
Weins. „Der ist für mich allein", sagte
der Bauer im September trotzig, und seit-
jdem trank er ohne Unterlaß.' Am Oster
sonntag schlürfte der Mann das letzte Glas
der goldigen Flüssigkeit, am Ostermontag
land man ihn in seinem Felsenkeller zwischen
den leeren Fäflern aufgehängt,
n, ,. Italien
Venedig, t>. April. Die hiesigen Blätter
drucken ihre Freude über ben Besuch
Kaiser Wilhelms ans. Der Kaiser
wird die hiesigen Denk-mäler und das Ar
senal besichtigen. Abends sinder ein Gala
diner von 80 Gedecken statt. Der Mar-
cusplatz wird glänzend iüuminirt sein. Im
Gefolge des Königs wird sich auch der
Herzog der Abbruzzen befinden, ferner
trifft der Sohn des Mikado von Japan
in Venedig ein.
Oeşierreich.
Aus Wien wird berichtet: Anläßlich
einer vor einigen Tagen im klinischen Sek-
tionssaale des Professors Weichselbanm im
Allgcnieincn Krankenhause vorgenommenen
Obduktion einer Köchin, die auf dcr Klinik
des Prof. Neumann gestorben ist, wurde
von dem Obducenten die Entdeckung ge
macht, daß sich im Gehirn dcr Todten eine
Revolverkugcl befinde, die nach allen in
Betracht kommenden wissenschaftlichen Mo-
menten lange daselbst gelegen haben dürfte.
Wie verlautet, soll die Köchin vor circa
fünfzehn Jahren in Ungarn von ihrem Ge
liebten aus Eifersucht in den Kopf ge-
chossen worden sein. Sie wurde nach
mehreren Wochen, mit der Revolverkugel
im Kopfe, aus dem Spitale geheilt ent-
lassen und scheint durch den Fremdkörper
cither in kaum nenncnswcrthem Maße be
lästigt worden zu sein. Auf dcr Klinik
Neumann wenigstens klagte sie fast niemals
über Kopfbeschwerden. Die Todesursache
Inland.
Auf dem Leipziger Historiker-
tag erwähnte Prof. Dr. Arndt auf dem
Festmahl, daß Fürst Bismarck selbst
seine Memoiren schreibe. Er dürfe ver
rathen, daß sie fast vollendet sind, „ge
arbeitet mit all' der Technik, die wir bei
der Darstellung historischer Werke anwenden."
— Unter den wegen des hannover
schen Spieler Prozesses verabschiedeten
15 Offizieren befinden sich, wie das „Volk
mittheilt, die Lieutenants v. Ş ch i e r stä d t
von den 17. Dragonern, v. Clavö
Bonhav von den 17. Husaren, Graf
v. Francken-Sierstorpff und
v. Schierstädt von den 2. Garde-
Dragonern. Gegen die beiden erstgenannten
ist auf schlichten Abschied erkannt worden.
Fünf Offiziere aus Hannover werden
der „Voss. Ztg." zufolge nach getroffenem
Einvernehmen mit dem deutschen Reichs-
kanzleramt zur bevorstehenden Schlußver-
handlnng gegen den in den Hannoveraner
Spielerprozeß verwickelten Bankier Licht-
"er vor den Wiener Geschworenen als
Zeugen erscheinen.
— Im Reichsban kgc bände und
zwar im Kontor für Werthpapiere sind
am Freitag kurz vor Mittag 12500 Mark
in 3 0',. prozentiger deutscher Reichsanleihe
abhanden gekommen. Eine Lokalkorrespon
denz erfährt darüber: Der königliche
Obersteiger D. ^ begab sich um V 2 12 Uhr
mit seinem Neffen, dessen Mutter und deni
Bankier G. Gunipert von der Firma Fried
länder L Gumperr nach dem im Reichs-
bnnkgebäude zu ebener Erde rechter Hand
belegen eit Kontor für Werthpapiere, um
bort cine größere Summe, den Ertrag
aiis dem Verkauf eines Gutes, zu deponiren.
Die Werthpapiere befanden sich nach Gat
tungen geordnet in Kuverts der genannten
Bankfirma. D. trug 4 dieser Kuverts in
einem Zeitungsbogen eingeschlagen. Vier
weitere Kuverts hatte der Neffe bei sich
Die 4 Personen begaben sich zunächst nach
der Prüfungsstelle des Kontors zur Abgabe
dcr Deklarationen. Da dieselben noch nicht
unterschrieben waren, wurde vor Empfang-
nähme der Wcrthpapiere um Nachleistung
der Unterschrift gebeten. Bei dieser Ge-
lcgenheit ließ D. die 4 vor ihm liegenden
Kuverts kurze Zeit außer Acht und als
er sich den Kuverts wieder zuwandte, ivar
eins derselben, in dem sich 12500 Mark
Rcichsanleihe befunden hatten, spurlos
verschwunden. D. kann sich nur entsinnen,
daß neben ihm zwei Damen gestanden,
die später im Kontor nicht mehr ange
troffen ivurdcn. Sowohl der auf der an
deren Seite neben ihm stehende Gumpert,
wie ein in nächster Nähe befindlicher Poti-
zcioffizicr haben aber irgend etwas Ver
dächtiges nicht bemerkt. Da in den De
klarationen sofort ein genaues Verzeichniß
der sttumincrn und Jahrgänge der abhanden
gekoinmenen Stücke zur Stelle war, so
wurden unverzüglich die Polizei und die
Börse benachrichtigt.
Marschall-Nies-Röschen sind der
neueste Berliner Scherz-Artikel. Ein Hal
lenser Professor stellte vor kurzem einen
neuen cheniischen Stoff dar, welcher, an
sich unschädlich, in hervorragendem Maße
die Eigenschaft besitzt, die Nasenschleimhaut
zum Niesen zu reizen. Auf einer kleinen
Festlichkeit verstäubte der Gelehrte letzter
Tage etwas von dieser Substanz, und der
Erfolg war wirklich überwältigend. Der
dabei anwesende Inhaber eines bekannten
Berliner Parfümeriegeschäfts wußte der
Sache sofort die richtige Form zu geben,
und so hatte das niedliche Röschen als
10 Pfennigartikel ani letzten Meßtage be
reits reißenden Absatz — es sollen über
30,000 Stück verkauft sein — gefunden.
In wenigen Jahren wird man wahrschein
lich alles mit dem Marschall-Nies-Röschen
im Knopfloch einherstolziren sehen und
überall ein kräftiges Niesen vernehmen.
Zu dem Brande des ehenialigen Hotel
, Britannia" in Frankfurt n M., bei wel
chem 7 Btenschen ums Leben kamen, meldet
die „Franks. Ztg." noch: Vielleicht durch
ausströmendes Gas entstand Mittwoch früh
um halb fünf Uhr in den, Gebäude Feuer,,
verbreitet durch den Lnftschacht für den:
Aufzug, und mit rasender Plötzlichkeit
brannte das ganze aus Eichenholz gebaute,
mit einem eisernen Geländer versehene
Treppenhaus bis zum Dache hinauf lichter-
loh. Dadurch war den zahlreichen Insassen
des brennenden Hauses der Ausweg ver-
sperrt. Im dritten Stock, wo die Familien
Weck und Schlesicky wohnten, sprang das
Feuer mit Blitzesschnelle in die Wohnungen
über, besonders in die Weck'sche Wohnung.
Hier waren nur die Frauen zu Hause.
Franz Joseph Weck, Inhaber einer Käse-
und Eierhandlung, ist auf einer Reise nach
Zürich, wo er ebenfalls ein Geschäft hat,
abwesend. Der Heimkehrende wird fünf
seiner Angehörigen nur mehr als verstüm
melte Leichen wiedersehen. Im Schlafe
überrascht von der Feuersbrnnst wurde die
ganze Weck'sche Familie, nämlich die 23jähr.
Ehefrau Weck mit ihrem wenige Monate
alten Söhnchen, die Mutter des Herrn
Weck und die beiden Schwestern Pauline
und Wilhelmine Weck. Die Feuerwehr war
irrigerweise zuerst nur auf „Kleinfeuer"
alarmirt und bevor sie mit einem Per-
onenwagen herbeikam, spielten sich aus der
Straßenseite des Hauses herzzerreißende
Austritte ab. Aus allen Stockwerken, von
den Fenstern und Balkönen erschollen Hülfe-
und Jammerrufe. Die junge Frau Weck
sprang mit ihrem Kinde zum Fenster hin
aus. Sie fiel gerade vor den Füßen des
Revierkommissars Schloßhauer aufs Pflaster
nieder und fand den sofortigen Tod.
Schloßhauer hob das noch lebende Kind
ans, das ihn freundlich anlächelte, und ließ
es in seine nebenan befindliche Wohnung
tragen, wo es aber auch balv darauf an
den Folgen der Erschütterung verschieden
ist. Frau Weck hatte vor ihrem Sprung
einen Zettel geschrieben und zum Fenster
hinausgeworfen, auf dem ein Scheidegruß
für ihren Mann mit den Worten „Lebe
wohl, lieber Mann!" stand. Der Frau
Weck sprang ein Fräulein Weck nach. Auch
sie gab alsbald den Geist auf. Es hat
noch nicht festgestellt werden können, lvelches
der beiden Mädchen die Todte ist, da das
andere Fräulein mit der Mutter nicht ein
mal den Versuch, abzuspringen, machen
konnte. Mutter und Tochter verbrannten
Ihre Leichen wurden später bis auf kleine
Reste vollständig verkohlt aufgefunden Aus
den Mansarden wo die Dienstmädchen
^ch Ş, versuchten zwei d r weiblichen
In,affen am Blitzableiter hernnterzuklettern.
Dabei stürzte das Dienstmädchen Marie
Kullmann aus Niederwöllstadt ab und fiel
sich zu Tode. Einem andern Mädchen ge-
, eê dŞ'geii, abgesehen von einer
Brandwunde am Arm, mit diesem Rettnngs-
mutet heil zur Erde zu gelangen. Ein
älteres Dienstmädchen Schwod aus Kiedrich
wurde vollständig verkohlt in der Mansarde
gefunden. Die inzwischen auf „Großfener"
alarmirte Berufsfeuerwehr war gegenüber
der Wuth des Elements fast machtlos.
Zudem versagte anfangs die hydraulische
Leiter. In einer knappen halben Stunde
brannte das Hans vollständig aus. Die