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Sonnabend,
MG« 4L.
29. Mai 1869.
* Rundschau.
Berlin. Bei der Steuerdebatte wurden
dem Finanzminister Freih. v. d. Heydt höchst
unangenehme Dinge über seine Fiuanzverwal-
tung gesagt, die denselben bewogen haben sollen,
leine Entlassung zn fordern. Als seinen event.
Nachfolger nennt man verschiedene Persönlich
keiten: den Freih. v. Patow, der schon früher
einmal diesen Posten bekleidete, den Präsidenten
d er Seehandlung, Otto Camphausen, und den
Lberpräsidenten der Provinz Posen, v. Horn.
Bon allen verspricht man sich, daß sie das
Zeug dazu haben werden, dem preuß. Land
tage in der einen oder anderen Form Steuer-
bewilligungen abzugewinnen. Die noch rück
ständigen Steuervorlagen, meint man, werde
die Regierung garnicht erst einbringen, weil
deren vollständige Fruchtlosigkeit nicht mehr
bezweifelt werden könne. Es verdient Erwäh
nung, daß Herr v. Bismarck in der Debatte
abermals mit seinem Rücktritt als preußischer
Ministerpräsident drohte, ohne jedoch diesmal
sonderlichen Effect damit zu erzielen. Das
Zollparlament ist znm 3. Juni einberufen und
>üld daher die Tage des Reichstages gezählt,
b'sün auch, was man für möglich hält, beide
Körperschaften kurze Zeit neben einander tagen
'vllten.
r Ņe Wiener Zeitungs-Nachrichten über eine
^absichtigte Zusammenkunft zwischen dem König
von Preußen und dem Kaiser von Oesterreich
werd en als unbegründet bezeichnet. Das schließt
/ŗ nicht aus, daß nicht in vermittelnden
Kerlen darauf bezügliche Wünsche existirt haben.
Hannover. Eine Vereinigung von Fabri-
rauteu und Groß-Industriellen gegen die in
letzterer Zeit immer anmaßlicher auftretenden
Agitationen der Lastalleaner Arbeiterpartei hat
bereits einen Rückschlag in die Bewegung ae-
bracht. Nicht nur, daß von den ehrgeizigen
Elementeil unter den Arbeitern alle unlauteren
--heile dieses Standes sich zu einer gewaltigen,
Mr von den Führern lenkbaren Masse ver
argten; es wurden auch die fleißigen und
W st «‘ ien ^'beiter mit fortgerissen und selbst
sun-- Gewaltthätigkeiten gezwungen, sich'anzu-
' Dieser von außen her fortwährend
Mchurten Agitation konnt; auf friedlicheni
ņur durch eine Bereinigung der Arbeits-
eiii ^ Zwecke geeigneter Gegenmaßregeln
biesà ? entgegengesetzt werden. Die Arbeiter
si- oü Ş" dem Bewußtsein gelangt, daß
S f Ä e Hülfe der besitzenden Classe der Ge-
sehr machtlos sind und ihnen nichts
«,if V /à'ig bleibt, als sich schließlich wieder
uin dreselbe zu stützen. Die Erkenntniß dürfte
c>Zî Mvbleiben, daß das wahre Interesse der
äustrie auch das Interesse der Arbeiter,
Ņ daß ihnen nichts nachtheiliger ist, als ge
wissen ehrgeizigen Menschen zum Werkzeug zu
dienen.
ìuriosa aus dem Adreßbuch von
'1 ļ, . Berlin.
M ■ bttļet Überschrift giebt.„Daheim" einen
bj Ï '"'ere,smite» Artikel, aus weichem Folgendes
L Platz finden mag.
Wohiuiiigsaiiz'kiger zählt auf 18 langen,
^WHdrnckjeii Spalten c. 1100 Müller und ans
».„VMM c. 2000 Schulze, worunter jedoch
dg7,, Handiverksgesellcii. Tagearbeiter, Sol-
î 's"d der größte Theil der Chambregarnisten
bird şiņ b ' ş" daß die Zahl der Schulze
so fuller, schleckt gerechnet, gewiß noch doppelt
i»W °V 'ist so daß cs in Berlin etwa 3000 Ec-
männlichen Geschlechts giebt, die auf den
Vt'" Müller, „nd eiiva 6000, die ans den
daßSchulze hören. Nimmt man ferner an,
jede bie Hälfte von ihnen verheirathet und
şbgnet -s durchschnittlich mit nur 2 Kindern ge-
c. 80cw? Io würde das in Summa Snmmarnm
es jj . ^ Müller und 15000 Schulze ergeben und
"lit sich zwei hübsche Mittelstädte, die kleinere
bepzr. 'ler Müller, die größere mit lauter Schulze
Reii,j„?- Unter den Schulze giebt cs 80, lauter
Diißx,?' gegen 200, lauter Kaufleute, ja selbst
Schock/ Schutz»,ännerii und Executoreii,
d>e äst. Stnbenmalerii und Photographen,
schneit, S^mzc^ heißen, während die Zahl der
-- Inst ŗ ?"d Schuster dieses Namen Legion ist.
Schunde ^lilreich mi» die Müller sind die
"dkr 1goo !'( b ~! l n n dcr Wohiiimgsanzeiger auch
Maier Ost si' isi., sind nach ihnen die Meier
^ ftSi
Baden. Der neulichen Kundgebung der
katholischen und demokratischen Partei gegen
über sind auch die Nationalliberalen und ihre
Anhänger hervorgetreten. Von Mannheimer
Burgern ist eine Erklärung ausgegangen, der
sich 'der Gemeinderath von Karlsruhe ange
schlossen, und von Heidelberg eine Adresse an
den Großherzog erlassen, welche sich mit der
jetzigen Politik der badischen Regierung ein
verstanden erklären. Die Adresse wendet sich
mit Heftigkeit gegen die Behauptung, daß das
gesegnete Baden zu arm sei, um mit Deutsch
land gleiche Pflichten zutragen. In ähnlichem
Şmne hat sich eine nationalliberale Versamm
lung in Offenburg ausgesprochen. Eine gleich
zeitige Versammlung von Ultramontanen zu
Engen, zn welcher die Liberalen in zehnfacher
Ueberzahl erschienen, hat vollständig Fiasco
gemacht. Die Demokraten, weniger organisirt
und minder zahlreich, beschränken sich vorerst
auf das Unterschreiben der bekannten Adresse.
Bayern. Hier, wie in Baden, zeigt sich
dasselbe auffällige Schauspiel, daß die ultra
montane und die demokratische Partei, also die
extremsten Richtungen, vielfach gemeinschaftliche
Sache machen. Beide Parteien begegnen sich
m ihrer Abneigung gegen Preußen, wogegen
die Fortschrittspartei, oder was sich noch so
nennt, zum Anschluß an den Norden drängt.
Das Jahr 1806 hat eine vollständige Verwir
rung in die Gemüther geworfen. Man kann
nicht zweien Herren dienen, man kann nicht
zugleich dem Militairabsolutismus und dem
fortschritt anhängen, weil beide ihrer Natur
nach völlig entgegengesetzt sind, und wer da
glaubt, mit beiden einen Compromiß schließen
zu können, der wird sich trotz aller politischen
Weisheit dennoch bitter getauscht finden. Aber
eoen io unnatürlich ist die Coalition zwischen
der ultramontanen und der Volkspartei. Unter
allen Möglichkeiten scheint nur die eine gewiß:
vag der wahre Fortschritt von der einen wie
von der andern Seite ans lange hinaus tief
geschädigt wird. Unter diesem Zwiespalt ist es
möglich geworden, das; bei den vor Kurzeur
beendigten Wahlen zum baierischen Landtage
me ultramontane (clericale) Partei in ganz-
gleicher Stärke wie die Liberalen aus der
Wahlurne hervorgegangen ist: beide Theile
zählen je 77 Vertreter.
,. Der Vorschlag des Fürsten Hohenlohe an
die katholischen Regierungen über gemeinsame,
die Staatsmteressen schützenden Schritte geaen-
nber dem öcumenischen Concil soll die Zustim
mung fast sämmtlicher Regierungen gesunden
haben. Man stimmt namentlich der Ansicht
bei, einer wiederholten Auflage des Syllabus
— lauter Namen, deren Ahne» sich i» das Dunkel
der Vorzeit verlieren. (?) — Es giebt fast keine
Kategorie des luenschtlchen Geistes', die nicht in
dem Namknsverzeichniß der Berliner vertrete»
wäre. ES sind z. B. alle Farben des Regem
bogens vertreten, nicht nur Schwarz (c. 300),
äSeiļļ (200), Braun (200), Roth (60), Grim
(20), Btan (10), Gran (9), sondern auch Gelb (2),
Orange (2) Bi°let (2) ja selbst Rosa (4), Räth-
ilch (1) und Hcllroth (1). Bon der sprichwörtlich
gewordenen Intelligenz der Berliner zeugen die
Namen: Weste (ca. 80), Kluge (70), Geist (10),
Witzig (o), Schaif (12), Sinnig (1), wogegen
Namen, wie Dummer, Thor ic. mir selten vor-
kommen. — Wenn man Bcrtiii nicht siljx,, e i ne
anye Stadt genannt hat, so straft das Adreßbuch
dikje Behauptung Lügen : cs giebt in ganz Berlin
nur einen Mann Namens Arm und dieser ist Hof-
tieferant, kann sich also nicht in besonders schlech
ten Vermögens Verhältnissen bcsinden; dagegen
üben hier zahlreich- Reich, Reiche, Reichert,
Reichinaiin, Gold, Goldberg, Goldmann, Silber,
Silberstein, Demant rc. Von gemünzten Namen
kommen vor: 1 Gulden, 3 Grosche und 2 Grojchke
3 Kreuzer. 24 Dreier, 50 Schilling, 6 Pfennig
mid 25 Heller. - Aeußerst stark ist im Berliner
Adreßbuch das Thierreich vertreten: Wolf (500)
Hahn (über 200), Huhn (7). Bock (c. 1604
§11(4) (150), Fuchs (120), Bär (100), Löwe
! ulb Rabe (je 60), Adler und Hering (je 50);
ferner: Storch, Mücke, Nachtigall, Hund und
Lamm sie 15), Katz, Igel und Taube (je 9),
frojch (12) Ziege (10), Ochs (9), Kuh (3),
Sogar Luchs, Dachs, Nehbock
und Wallst,ch fehlen nicht. Thier steht 5mal vcr-
und derEncyclika energisch entgegenzutreten.
England. Es scheint sich zu bestätigen,
daß Amerika vorerst die Alabamafrage nicht
werter verfolgen wird. Dem gegenüber klingt
es unglaublich, daß, wenn England auf die
Frage zurückkommen sollte, Amerika die Sum-
nerschen Anschauungen aufrecht erhalten wolle.
Wenn es letzterem nicht darum zu thun ist,
sich für gelegene Zeit den Vorwand zn einem
Bruch mit England offen zir erhalten, so bliebe
für diese Handlungsweise kaum ein vernünfti
ger Grund übrig. — In Cork ist endlich eine
Majorswahl zn Stande gekommen; O'Sullivan
selbjt führte dabei den Vorsitz. Nach beendigter
Wahlhandlung wurde ihm ein Dank votirt,
den er damit beantwortete, daß er wider die
gegeir ihn erhobene Beschuldigung, das Gesetz
verletzt zu haben, protestirte, hinzufügend, daß
er der Politik Gladstone's und Bright's volles
Vertrauen schenke. Von seinen früheren Freun
den wurde er darauf ein Verräther gescholten.
Frankreich. In Paris war die Meinung
verbreitet, der Kaiser werde vor den Wahlen
noch durch eine populäre Maßregel einen ent
scheidenden Eindruck auf die Wahlen zu machen
versuchen. Btan erzählte an der Börse, es
habe eine Annäherung zwischen Frankreich und
Preußen stattgefunden, in Folge deren die
französische Negierung 50,000 Mann entlassen
werde. Auch sprach man von einer Modifici-
ruilg des Ministeriums und einem neuen Schritte
zur „Krönung des Gebäudes". Natürlich ist
nichts von alledem eingetroffen. Statt der
Entlassung von 50,000 Mann kommen ans den
Provinzen abermals Nachrichten von fortge
setzten Rüstungen. Indessen sind die Wahlen
am Sonntag und Montag in aller Ruhe voll
zogen worden. Einzelne Ausschreitungen, z. B. in
Marseille, Amiens rc. waren ohne Bedeutung
Am zweiten Tage war in Paris der Andrang
zn den Wahlurnen ein sehr lebhafter. Das
ungefähre Ergebniß aus dem ganzen Lande
rjt: für die Negierung 200 Caudidateii, 26 Ra
dicals und 10 der dritten (geniäßigten) Partei.
sindenO ■ n "iuß "och eine Nachwahl statt-
Spanien. Die künftige Negiernngsform
Spaniens ijt entschieden. Der Artikel 33 der
Verfassung, welcher das monarchische Princip
aus s Nene für Spanien einführt, wurde in
der Cortessitzung am 20. Mai mit 214 gegen
n Stimmen angenommen. Die Republikaner
hatten durch die portugiesische Ablehnung be
hütend an Terrain gewonnen, sollen aber
durch ihr späteres ungeschicktes Auftreteü dasselbe
Mieder eingebüßt haben. Nach der „Correspon-
dencia" sollte am letzten Montag die Erledi
gung der Verfassung und die sofortige Ein
setzung einer Regentschaft erfolgen. Eine Dis
position hinsichtlich der Throncandidatur, mel
det das Blatt weiter, werde zum 1. October
erwartet. Inzwischen will man wieder einen
neuen Throncandidaten gefunden haben, und
zwar den zweiten Sohn König Ferdinand's
von Portugal, Dom Augusto, der sich alsdann
nlit der Tochter des Herzogs von Montpen-
sier verniählen solle. Ob ec will, wird nicht
gesagt. Die armen Spanier! hätten sie voraus
gewußt, daß ihnen der neue König so viel
Schwierigkeiten machen würde, würden sie
wahrscheinlich ihre Isabella behalten haben.
Tagesgefchichte.
Berlin, 23. Mai. Der „Mg. Zeitung"
wird geschrieben: Es herrscht unter den Libe
ralen aller Schattirungen nur eine Stimme,
daß die Steuervorlagen der Regierung voll
ständig durchfallen werden. Auch siebt die
Letztere solches recht gut ein und wird 'wahr
scheinlich in der kürzesten Zeit den preußi
schen Landtag berufen, vor dessen Forum die
Deckung des preußischen Deficits ja auch
gehört. Sollte dieser (wie ebenfalls mit Be
stimmtheit zn erivarteil) auch die neuen Steuern
verwerfen, so wird man wohl denselben auf
lösen^ und unter dem Feldgeschrei, daß nun
50 pCt. Zuschlag zur Einkonnnen-und Klassen
steuer nöthig wären, neue Wahlen ausschreiben.
Indeß dann könnte leicht der Gegenruf vom
Volke aus ertönen, den schon der Abgeordnete
Dr. Löwe angeschlagen hat, indem er in der
Steuerdebatte sagte: Ich bin der Meinung,
daß wir festhalten müssen, wer min bezahlen
soll und wo Ersparnisse gemacht werden kön
nen, und ich komine immer wieder darauf zu
rück, daß diese in der Armee zu machen sind.
Wenn der Bundeskanzler sagt, damit werden
ivir wehrlos, so glaubt ihm das Niemand,
eben so wenig als wenn der Finanzminister
sagte, damit würden wir bankerott. Wir kön
nen ruhig in einem Lande, ivo der Sinn für
die Waffen so entivickelt ist, die Armee ent
waffnen und werden dennoch jedem Feinde so
fort entgegen treten können.
D>e ministerielle .Provinzial Korrespondenz' ist
sehr verdrießlich. Sie änßclt in einer ihrer jüna-
steil Nummern: J
Sil bem Verlaufe der jüngsten Verhandln,i-
gk» im Reichstage müsse die Regierung eine ent
schiedene Verleugnung des Vertrauens erkennen
welches die na t ion a! li der a le Partei für die
Leiter der Politik des Norddentsche» Blindes
viktsach ausgesprochen hat. Die Negier ling
kann eine Stütze nicht bei Politikern
suchen, welche die Erfüllung der durch
das Wohl des Landes bedingten For-
de rli li gen von der Befriedigung bloßer
Parthei-Bestrebnngen ahängig machen.
zeichnet; dagegen ist von 750,000 Berlinern nur
einer so frei — sich Mensch zu nennen. — Sehr
W'nstg sind auch die Namen aus dem Alten Testa
ment, wie Adam, Abel, Kain, Abraham, Isaak,
^rad, Jakob, Moses, Aaron, Daniel, Nathan,
Salomon K.; man stößt ans Boas mid Ruth,
David »nd Goliath, Saul und Samuel, Gideon
"nd Simson, Elias mid Jonas u. s. m. Ueber-
1}stiipt sind Namen Don weltlichem Ruhm nicht
letten, mir daß die zeitigen Inhaber in der stiege!
emcn! Berufe angehören, der mit dem ihres be-
rühmten Namensvetters etwas contrast!rt. Bei
spielsweise ist Alexander—Zahnarzt, Zyriis —
Schnielzmeister, Tell—Steiiercantrolenr, Luther—
Agent, Alba-Rentier, Strneiisee—Magistrats-
stcretair, Willington — Inhaber eines 'Peoper-
geschästs, Scharnhorst — Strafanstaltsinspector,
Metternich Eisenbahnschaffner, — Klopstop—Ren-
tiäre, Wieland — Eondüor, Herder—Eoakehändlcr,
LŞ'g — Maurermeister, Göthe — Schutzmann,
Schiller-Barbier. — Mehrere hundert Berliner
nennen sich Kaiser, über 100 König, etwa je 70
Herzog und Ritter, dagegen Graf nur 25, Edel
mann 9, Paplt 17. Wohlklingende und poetische
Namen sind: Abcndroth, Sonneiischein, Venns,
Mond, Mai, Lenz, Maibanm, Herz, Liebe, Böget-
saug, Rosciiblnthe „. s. w. Originelle Namen
sind: Amen, Schwanz, Schwulst, Flegel, Nie-
mand, Umsonst, Unfug, Unbehaiicii, Pinseler,
Pech, Pechmann, Lumpe n. s. w.
Ueber den Stand und Berns der Berliner wird
schließlich Folgendes bemerkt: Berlin ist eine
ungemein gastfreundliche Stadt; der Fremde darf
hier nicht sorge», wo er seinen Hunger oder Durst
stillen, oder wo er Abends sein Haupt »iederlegeii
loll. Er ha! Auswahl unter c. 200 Gasthöfcn,
1300 Restaurationen oder Cafös, 200 Wein-
stiiben, 300 Conditoreieii, 150 Delicate,stenhand-
hingen, 2000 Bierschenkern und Bictualienhänd-
lern, 250 sogenaiinteu Bierverlegern und 450
Destillationen (Schnapslädcn). Will er Bart und
Haar »i Ordnung haben, sa stehen ihm über
600 Barbiere, 150 Friseure oder, falls Cr eine
Sie, an 120 Friseniinneii und außerdem nach
-jO sogenannte Haarkünstler zu Gebote, söat ec
anderweitige Bedürfnisse, so harre» seines Winkes
über 5000 Schneider und 200 Kteidermacher, an
oOOO Schuster und 120 Schuhläden. Wird er
- - wovor ih» Gott schützen möge — etwa krank,
so giebt es hier über 1200 Aerzte (darunter 90
Zahnärzte), 300 Hellgehülfcn, 100 Krankenwärter,
200 Kiankcnwärteriiinei,, 30 Hnhnerangenopera-
teiire, 200 Hebammen und 80 Wickelfranen. Hat
er überflüssige Sachen oder fehlt es ihm an Geld
— wohlan! über 100 Trödler und 60 „meiijchen.
freundliche Pjandleiher" .helfe» ihm gern ans der
Noth. — Für den Mage» der 750,'000 Berliner
und der 20-30,000 Fremden arbeiten c. 800
Bäcker, 900 Schlachter, 700 Colonial- und Ma-
leriatwaarenhändler. über 500 Mchlhäiidler k rc
Vermischtes.
— Der „Ganlois" erzählt folgende Anecdole:
Ln der letzten Wahlversammlnug, die in Biiiceii-
lies stattfand, gab Herr Bouley, der Regierunqs-
candidat gegen Herrn E. Pellcian eine Datleguna
seiner politischen Grundsätze. — Plötzlich unter-
brach ihn Jemand mit der Anfrage: Sind Sie
ein Anhänger des Krieges? Nein, erwiderte Herr
Bonleh, ich bin Anhänger des Friedens, nur des
Ş
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