Der Straßenkehricht wurde gesammelt und in neuer Zeit mit
iul Vorteil an die Bodenbesteller direkt abgegeben.
el Die Entscheidung innerhalb der produktiven Abfallwirtschaft aber
r' lag wie überall so auch in Kiel bei den F ä k a l i e n. Hier sind die ver-
e" schiedensten Versuche gemacht worden"), auf Grund des Kübelabfuhr-
Z u Systems, das in Kiel eingeführt ist.
Man begann mit der Verwertung der anfallenden Jauche (Koth
7 und Urin) durch Privatunternehmer schlecht und recht. Schlecht schon
deshalb, weil die Rohjauche nur im Herbst und Frühjahr angewandt und
auch dann nur mangelhaft auf dem Lande ausgenutzt werden konnte.
u6 ' Überdies waren die hygienischen Nachteile dieses Verfahrens recht er
heblich.
Als die Stadt einspringen mußte, ging sie deshalb zur Kompost
bereitung über, zu welchem Zwecke eine eigene Kompostierungs-
anlage eingerichtet wurde, die noch heute besteht. Sowohl inbezug auf
be- organisatorische Bewältigung der Exkremente als auch wirtschaftlich hat
sich dieses Verfahren nach den Mitteilungen ihres Leiters nicht bewährt-
>n, Die hergestellten Kompostmengen waren nicht oder nur unregelmäßig
)O0 abzusetzen und (teils infogedessen) war der erzielte Preis nur gering,
ien 3n Wahrheit war es — abgesehen von der dungtechnisch minderen Art
des gewonnenen Kompostes — die falsche Richtung des Absatzes,
ehe die diesen Mißerfolg verschuldet hat, wie wir späterhin noch sehen werden,
fen Man entschloß sich nun zum Bau einer P o u d r e t t e f a b r i k.
oal Das dungtechnisch hochwertige Produkt dieser Anstalt erwirkte zunächst
ich, eine gewisse Rentierlichkeit der Fäkalwirtschaft der Stadt; der Betrieb
lnd wurde aber undurchführbar und abgestoppt, als während des Krieges
sie Kohlennot eintrat. Die Fabrikanlage ist ausgeräumt, die Maschinen
nsi sind verkauft.
Heute ist die Stadt — nolens volens — wieder an dem primitiven
Ausgangspunkt ihrer Bemühungen zur produktiven Verwertung und
hygienischen Bewältigung ihrer Fäkalien angelangt: bei der Zauche-
gewinnung. Das heißt, diewertvoll st enderan fallenden
Abfall st offe derStadt werden in wirtschaftlichund
hygienisch geringwertig st er Form, unter großen
J Zuschüssen der Bürger, an die breite Landwirt-
nii schuft abgegeben, während der eigeneGarten eben
dieses Bürgers geradezu nach Dünger schreit!
Insgesamt muß die Abfallpolitik der Stadt Kiel — wie übrigens die
der meisten deutschen Städte — als schwankend, gelegentlich sogar nervös
Uck *) Die Ergebnisse sind in der Schrift von L. Bote, „Das Kübelabfuhr-System,
ien Kompostierung und Poudrettierung" zusammengefaßt,
en-
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