Full text: Über das Vorkommen von Nitrobakterien im Meere

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Peter Thomsen, Über das Vorkommen von Nitrobakterien im Meere. 
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Als Impfmenge dienten 1 bis 4 Platinösen Substanz. Bei den letzten Kulturen sind größere 
Mengen (bis zu 2 ccm) verwandt worden, wie aus den Tabellen hervorgeht. Dies hatte einen etwas 
schnelleren Verlauf des Nitrifikationsprozesses zur Folge, da durch die verstärkte Impfung mehr Bakterien 
in die Nährlösung gelangten, vielleicht auch natürlichere Bedingungen im Kolben hergestellt wurden. 
Zur chemischen Prüfung der Nitrifikationsprozesse wurden die von Winogradsky empfohlenen 
Reagenzien verwandt. Zur Untersuchung auf Ammoniak wurde Nessler’s Reagens benutzt, auf Nitrite 
das Reagens von Trommsdorff. [Zinkjodidstärkelösung.] Zur Prüfung der Kulturen auf Nitrate diente 
i Diphenylamin-Schwefelsäure (nach Zerstörung des Nitrits durch Aufkochen mit Harnstoff in saurer Lösung). 
Für den Gebrauch wurden diese Reagenzien in kleine, weiße Porzellannäpfchen gegossen. Mit steriler 
Platinöse entnahm man der Nährlösung einen Tropfen und berührte damit die Oberfläche der Indikatoren. 
War Ammoniak vorhanden, so ergab das Nessler’sche Reagens einen hellgelben bis gelbbraunen Fleck, 
je nach der Konzentration dieses Stoffes; auf Nitrite reagiert die Zinkjodidstärkelösung nach Tromms 
dorff mit tiefblauer Farbe, die sich bei reichlich Nitrit in kurzer Zeit im ganzen Näpfchen verbreitet. 
Diphenylamin-Schwefelsäure fand dort Verwendung, wo nitrithaltige Nährlösungen ihr Nitrit verloren hatten 
und keine Färbung nach Trommsdorff ergaben. Nitrate machten sich dann in der Diphenylamin- 
Schwefelsäure durch dunkelblaue Färbung bemerkbar. In Fällen, wo Nitrit noch vorhanden war, Nitrat 
jedoch vermutet wurde, zerstörte man ersteres, indem 2 bis 3 ccm der Kulturflüssigkeit mit Schwefelsäure 
schwach angesäuert wurden. Nach Zusatz von Harnstoff wurde aufgekocht. Durch diese Behandlung war 
das Nitrit zerstört, Nitrate konnten dann mit Diphenylamin-Schwefelsäure nachgewiesen werden. 
Die Prüfung der Kulturen fand tunlichst alle 3 bis 4 Tage statt; nur bei den Kulturen, die während 
der akademischen Ferien stehen blieben, konnte dies nicht innegehalten werden. Hier fand eine Unter 
suchung zuweilen erst nach Monaten statt, wenn der Nitrifikationsprozeß schon seit längerer Zeit beendet 
war. Näheres hierüber ist bei den betreffenden Tabellen vermerkt. Bei der Reaktion auf Nitrite ging die 
Färbung in 2 bis 6 Tagen von blaßblau in dunkelblau über, wenn die Nitrifikation eingesetzt hatte. Als 
erste starke Nitritreaktion ist stets das erste Auftreten einer intensiven Bläuung bezeichnet worden. 
War eine größere Anzahl Kolben, welche alle dieselbe Nährlösung enthielten, mit dem gleichen 
Material beimpft worden, so konnte man beobachten, daß die betreffende Reaktion in allen Kulturen fast 
gleichzeitig eintrat. Besonders gut läßt sich das bei den Neapler Sendungen verfolgen. Es hängt dies 
natürlich von der möglichsten Gleichheit aller Faktoren ab. Deshalb ist stets auf gleiche Temperatur, 
gleiche Quantität des Impfmaterials und der Nährlösung geachtet worden. 
Vorkommen und Verbreitung der Nitrobakterien im Meere. 
In der Praxis der Salpetergewinnung hatte sich schon seit Jahrhunderten gezeigt, daß die Nitrifikation 
im Erdboden erst mit der Salpeterbildung ihr Ende erreicht hat. Das Auftreten von salpetrigsauren Salzen 
in nitrifizierenden Flüssigkeiten wurde daher zunächst als eine, durch ungünstige Bedingungen verursachte, 
unvollständige Oxydation des Ammoniaks aufgefaßt. Erst allmählich brach sich die Anschauung Bahn, 
daß Nitrit- und Salpeterbildung zwei getrennte Prozesse sind, die vollständig unabhängig voneinander ver 
laufen können und durch zwei verschiedene Organismen hervorgerufen werden. 
Winogradsky war es, der die Lebensbedingungen jener zwei Bakterienspezies in exakter Weise 
feststellte und nach seinen grundlegenden Arbeiten beherrscht man jetzt den Nitrifikationsprozeß im 
Laboratorium vollkommen. Während die Oxydation der Ammoniumsalze im Erdboden durch gleichzeitige 
Wirksamkeit beider Bakterienarten immer bis zur Salpeterbildung fortschreitet und hier nur geringe Mengen 
von Nitriten vorübergehend gebildet werden, ist es unter künstlichen Bedingungen, wie sie in der Nähr 
lösung vorliegen, anders. Hier setzt zuerst Nitrosomonas mit seiner Tätigkeit ein, erst wenn durch ihn 
alles Ammoniumsulfat in Nitrit umgewandelt ist, beginnt Nitrobakter die Oxydation der salpetrigsauren 
Salze; da seine Vermehrung durch die Ammoniumverbindungen, welche in der alkalischen Kulturflüssigkeit 
vorhanden waren, stark gehemmt wurde.
	        
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