Full text: Ueber einen Fall von Stillscher Krankheit bei einem zweijährigen Knaben

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Es wurden nun zwei weitere Ärzte zu Rate gezogen, von 
denen sich der eine auch erst für eine Erkrankung des Darm 
kanals entschied, während der zweite Consiliarius eine Dämpfung 
in der Gegend des Coecums, die aber auch nach links hinüber 
reichte, konstatieren zu können glaubte. Das Krankheitsbild 
wurde schliesslich derart, dass die Differential-Diagnose nur 
zwischen Typhus, Darm- oder Peritonealtuberkulose schwanken 
konnte. Da der Zustand des kleinen W. nun gefahrdrohend wurde 
und andere Symptome vollständig ausblieben, so wurde eineLapara- 
tomie in Erwägung gezogen und am 23. April, (also 12 Wochen 
nach dem Beginn der Erkrankung) auch ausgeführt. Der Befund 
war überraschend genug, indem das Ergebnis völlig negativ war. 
Der Verlauf der Wundheilung war gut, die Temperatur sank so 
gar oft bis zurNorm herab, sodass Patient 12 Tage post operationem 
als gebessert, wenn auch nicht als geheilt entlassen werden 
konnte. Nun ging es ihm 5 Wochen, also bis Ende Mai ver 
hältnismässig gut, wenn auch das Fieber keineswegs ganz ver 
schwand, ja unter Umständen sogar immer noch bis über 40° stieg. 
Jetzt begannen die ersten Krankheitserscheinungen von 
seiten der Gelenke. Zuerst schwollen der Handrücken und der 
Fussrücken an und der behandelnde Arzt gab dem Patienten, in 
derMeinung, dass es sich hier um einen akuten Gelenkrheumatismus 
handle, Salycil und verordnete warme Einwickelungen. Diese 
Therapie wurde nun 14 Tage ohne Erfolg fortgesetzt, sodass 
der Arzt schliesslich glaubte, er habe sich in der Diagnose geirrt. 
Diese Annahme fand noch mehr Bestätigung durch die Tatsache, 
dass die Schmerzhaftigkeit in den befallenen Gelenken ganz 
gering war. Die Ödeme schienen genügende Erklärung in der 
grossen allgemeinen Schwäche des Patienten zu finden. Im weiteren 
Verlauf trat nun aber eine Steifigkeit im Rücken und Nacken auf, 
wodurch das Krankheitsbild immer verworrener wurde. In diesem 
Zustande kam Patient in die Behandlung des Herrn Professors 
v. Starck. 
Von da an war das Befinden wechselnd; regelmässig kehrten 
Fieberanfälle wieder, die stets mit einem kurz dauernden Exanthem 
und einer stärkeren Schmerzhaftigkeit und Schwellung der Gelenke 
einhergingen. Jedesmal war bei diesen Fieberperioden auch der
	        
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