6
nenen ausführlichen Arbeit von Diamantberger über dieses Thema
finden sich nur 33 Fälle aus der gesammten einschlägigen Literatur.
Erst in Notnagels Handbuch der speziellen Pathologie
und Therapie wird der Prozess, wie er sich im Kindesalter
zeigt, von Pribram eingehend besprochen und dort auf die
Still'sehen Fälle verwiesen.
Es sei mir nun gestattet, kurz die Krankengeschichte mit
zuteilen. Sie setzt sich aus den Berichten eines praktischen
Arztes in der Provinz, aus Briefen der Eltern und den in der
Klinik gemachten Beobachtungen zusammen und dürfte das
wesentliche enthalten, wenn auch gewisse Lücken vorhanden
sind, die ich mit den besonderen Umständen zu entschuldigen bitte.
Krankengeschichte.
1. Anamnese. Der zweijährige Knabe W. J. erkrankte plötzlich
am 3. Februar 1903 mit Durchfall, Erbrechen und heftigen
Schmerzen im Unterleib, nachdem er in der letzten Zeit noch
besonders lustig gewesen war. Die Temperatur betrug 40°. Das
Erbrechen hörte nach einigen Tagen auf. Am neunten Tage
zeigten sich am ganzen Körper grosse, rote, nicht juckende Flecken,
die nach 24 Stunden spontan wieder verschwanden. Der Durch
fall blieb reichlich 3 Wochen bestehen, der Stuhl war immer
dünn, schleimig und sehr übelriechend. Bis zum 11. März,
also über 5 Wochen, hielt sich das Fieber zwischen 40° und
darüber und 39°. In dieser ganzen Zeit war der Leib etwas
aufgetrieben und zeitweise scheinbar recht schmerzhaft; mehrmals
stellte sich auch wieder das Erbrechen ein. Der Urin enthielt
zuerst bei dem hohen Fieber kein Albumen, später sind aber
Spuren von Eiweiss darin gefunden worden. Am 11. März ging
die Temperatur herab und blieb eine Woche (bis 17. März)
normal, jedoch waren die Abendtemperaturen stets etwas erhöht.
Der behandelnde Arzt hielt nun die Krankheit, der er keinen
rechten Namen geben konnte und wollte, für überstanden.
Plötzlich aber (18. März), also nach einer Woche, stieg die
Temperatur zu der alten Höhe wieder an und blieb so bis in
den April hinein; auch das Exanthem erschien wieder auf einige
Stunden.