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Nach diesen Erwägungen wird es schwer fallen, unsere Be
obachtung einer bestimmten Krankheitsgruppe einreihen zu können.
Sie gehört weder rein zu dem von Pribram unterschiedenen
primären noch zum sekundären Gelenkrheumatismus. Gegen die
primäre Form spricht die gute Neigung zur Besserung, gegen
die sekundäre die Nichtbeteiligung der Herzklappen. Die Initial
erscheinungen entsprechen dagegen genau den von Pribram
unter „c“ gemachten Angaben. Der Fiebertyphus, von denen
Still je 2 unterscheidet, ist ebenfalls deutlich ausgeprägt und der
ersten Art zuzurechnen. Nun entspricht aber wieder die Reihen
folge, und überhaupt die Wahl der ergriffenen Gelenke nicht
ganz den Angaben Stills; ja, es findet sich hierbei eine grosse
Rarität, indem bei unserem Fall die Hals- und Brustwirbelsäule
mit ergriffen wurde, ein Umstand, der früher bereits genügend
gewürdigt worden ist. Deutlich ausgesprochen ist dagegen
wieder die Beteiligung des Lymphdrüsenapparates und der Milz;
ferner die Atrophie der Muskulatur um die ergriffenen Gelenke
und das bei der Schwere der Krankheitserscheinungen relativ
gute Aussehen und Befinden des kleinen Patienten. Eine Besonder
heit stellt noch das immer wiederkehrende Exanthem dar.
Nach allem wird man die Prognose bei einem chronischen
Gelenkrheumatismus im Kindesalter günstiger als bei Erwachsenen
stellen können, was bei dem zarten Alter und der Schwere des
Krankheitsbildes anfangs wohl etwas gewagt erscheinen dürfte;
man wird sich weiter der Ansicht nicht verschliessen können,
dass die moderne Therapie dem Arzte in diesem Falle gewisse
Mittel in die Hand gibt, die die [Behandlung dieser Krankheit
zu einer dankbaren und erfreulichen, wenn auch freilich lang
wierigen Aufgabe machen.
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Zum Schlüsse erfülle ich die angenehme Pflicht, meinem
hochverehrten Chef und Lehrer, Herrn Professor von Starck für
die Ueberlassung des Falles, wie für die rege Förderung, die er
meiner Arbeit zu Teil werden liess, meinen ergebensten Dank
auszusprechen.