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9. Die Prognose ist beim Kinde viel günstiger als beim
Erwachsenen, denn bei einer gesundheitsgemässen,
gleichmässigen Behandlung, durch geeignete thera
peutische Massnahmen, wie Elektrizität, Massage,
Schwefelbäder und andere erreicht man leicht eine
Besserung, wenn nicht gar eine völlige Ausheilung
der kleinen Patienten.
Endlich möchte ich noch einige wichtige Fälle aus der
Literatur anführen. Zunächst drei Beobachtungen von Johannessen,
die in seiner Arbeit „Chronischer Gelenkrheumatismus und
Arthritis deformans im Kindesalter“ angeführt sind.
Fall I.
Krankheit gleich von Anfang an chronisch, zuerst Schmerzen
und Geschwulst im Fussgelenk bei einem vierjährigen Mädchen
aus gesunder Familie, das ein Jahr lang in einem Keller und
feuchten Zimmern gewohnt hat. Später wurden die Kniee und
Ellenbogen ergriffen, 2Va Jahre nach dem Beginn auch die
Hände. Im 7. Jahre ausgesprochene Atrophie der Muskulatur am
Rumpf und an den ergriffenen Gelenken, besonders des Armes;
die Zehen in abnormer Stellung, beschränkte Beweglichkeit der
Gelenke; in der Klinik einige Besserung. 1 Va Jahre später auch
die Hüftgelenke ergriffen, während Hände und Arme nun ziemlich
schmerzfrei sind. Crepitation bei Bewegung der missgebildeten
Gelenke, fortschreitende Atrophie, Tod in Haemoptoe, Tbc.
Pathologisch-anatomischer Befund: Zeichen der Arthritis
chronica adhaeziva sicca Kaufmanns bestehend in Vaskularisation
der Knorpel und Übergang desselben in Bindegewebe.
Hier finden wir den bei der chronischen Arthritis der Kinder
recht häufigen Ausgang in Tuberkulose.
Fall II.
5-jähriger Knabe aus gichtischer Familie. Beginn der Krank
heit als ziemlich heftig auftretender Gelenkrheumatismus, der in
schneller Reihenfolge einen grossen Teil der Gelenke ergriff.
Gelenke auch hier bedeutend angeschwollen, deformiert und
schwach; ebenso entwickelt sich eine auffallende Atrophie der