V on jeher waren von den Chirurgen und Augenärzten
Verletzungen des Auges mit Zurücklassung eines Fremdkörpers
im Augeninnern, besonders im Glaskörperraum und auf der
Retina, gefürchtet, weil sie fast immer von den allerschlimmsten
Folgen begleitet zu sein pflegten. Es kam nahezu ausnahmslos
zu einer Iridochorioideitis mit Vereiterung des ganzen Auges;
dazu gesellte sich noch die schwere Gefahr einer sympathischen
Entzündung des anderen unverletzten Auges. Lange suchten
die Autoren nach Gründen, um diese unheimliche Erscheinung
zu erklären, ohne dass es ihnen gelungen wäre, der Sache
auf den Grund zu kommen. Erst nachdem die Spaltpilze und
ihre eitererregende Wirkung entdeckt waren, da erkannte man,
dass die dem Trauma folgende Eiterung auch hier im Augen
innern durch Infektion mit Eitercoccen hervorgerufen werde.
Von den Urteilen über die Schwere der Folgen der in
Rede stehenden Verletzungen und von den Erfahrungen über
deren Ausgänge seien hier einige markante angeführt:
1. Schweigger: „Dringen fremde Körper in die Tiefe
des Auges ein, so bleibt nur sehr selten ein brauchbares
Sehvermögen übrig; in der Regel erfolgt Erblindung durch
Netzhautablösung und Iridochorioideitis. Häufig liegt auch
die Gefahr der sympathischen Erkrankung des zweiten Auges
nahe“.
2. Leber: „Nur in seltenen Ausnahmefällen werden
fremde Körper im Augenhintergrunde ertragen, ohne Entzündung
zu erregen. Sie bleiben in den Augenhäuten stecken, ragen
oft in den Glaskörper hinein und werden mit der Zeit ge
wöhnlich durch eine Bindegewebshülle eingekapselt. Man
sieht diesen Hergang nur bei geringer Grösse und chemisch
indifferenter Beschaffenheit des fremden Körpers. Etwas grössere,