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beteiligt sich zunächst die Iris an umschriebener Stelle durch
Entzündung, während bei Infektion der Hornhautrunde die
Eiterung von dieser ihren Ausgang nimmt. Ganz selten ist
der Fall, dass der Fremdkörper frei oder auch eingekapselt
jahrelang reizlos auf der Iris zu beobachten ist. Kupfer,
von welchem stets Teile in der Augenflüssigkeit gelöst werden
(Leber, Kostenitsch), wird nach Praun wegen seiner grossen
Weichheit gegenüber dem spröden Eisen selten im Augen-
innern gefunden. Kupfersplitter sitzen in vereinzelten Fällen
in der Vorderkammer, häufiger in der Iris; ganz selten kommt
es vor, dass ein Splitter auch noch die Iris durchschlägt
und von der vorderen Kammer in die hintere gerät, ohne
dabei die Linse zu verletzen. Im Gegensätze zu den Eisen
splittern sehen wir nach Eindringen von Kupfer in die
Vorderkammer und Iris in der Regel starke Entzündung und
Eiterbildung mit sofortiger Einhüllung des Fremdkörpers in
ein eitriges Exsudat, sodass es zu den grössten Seltenheiten
gehört, wenn der Fremdkörper nicht sogleich unter heftigen
Reizerscheinungen abgekapselt wird und also frei zu sehen
ist. Sitzt der Fremdkörper auf der Iris, so ist die Reaktion
noch viel heftiger. Es kommt zu eitriger Iritis, im weiteren
Verlaufe auch zu Cyclitis, immer mit stürmischer Einhüllung
des Fremdkörpers. Nach einiger Zeit aber — und das ist
der Unterschied zwischen chemischer und bakterieller Eiterung —
gehen die entzündlichen Erscheinungen völlig zurück, und
das Auge kommt zur Ruhe, auch wenn der Fremdkörper nicht
entfernt worden ist. Es kommt zum Nachlassen der entzünd
lichen Erscheinungen, und der Fremdkörper bleibt abgekapselt
vorläufig ruhig im Auge, das aber in der Regel völlig er
blindet ist. Die Entzündung kann sich nach einiger Zeit, oft
nach Jahren ohne ersichtliche Ursache noch einige Male
wiederholen, bis das Auge geschrumpft ist. Es bestehen die
ganze Zeit über Schmerzen, welche nach Extraktion des Fremd
körpers ebenso wie alle Reizerscheinungen schwinden. Aus
nahmsweise kann bei frühzeitiger Entfernung des Fremdkörpers
noch ein brauchbares Sehvermögen erhalten werden. In
manchen Fällen besteht nur geringe Entzündung und dann
fehlt häufig die Einkapselung des Fremdkörpers. Mehrmals
wurden Kupfersplitter spontan ausgestossen oder soweit in