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zu verrichten und besonders schwere Lasten zu tragen hat,
soll sie in den Beinen leicht ermüden. Iu dem anderen
Falle ist es eine 33 jährige Frau, die 2 Jahre lang die ver-
ordneten Stiefel getragen hat und in den letzten 5 Jahren,
in denen sie kein besonderes Schuhzeug mehr trägt, nie
wieder Plattfusserscheinungen gehabt hat.
Diese Erfolge können uns also vollauf befriedigen. Oft
müssen wir uns aber mit weniger günstigen Resultaten be
gnügen. In diesen Fällen ist es dann aber meist nicht die
Unvollkommenheit der Therapie, sondern einesteils die Schuld
des Patienten selbst, der meist zu spät die Hilfe des Arztes
aufsucht, anderenteils liegt es in anderen ungünstigen Ver
hältnissen.
Meist' handelt es sich nämlich um Patienten, deren
Lebensverhältnisse es ihnen nicht gestatten, sich einmal die
zu einem guten Erfolg erforderliche Ruhe zu gönnen, die
im Gegenteil durch die schwere Arbeit ihres Berufes sich
jeden Tag von neuem Schädigungen aussetzen. Wir müssen
deshalb zufrieden sein, wenn wir den betreffenden Patienten
die Schmerzen und Beschwerden abnehmen, so dass sie
ungestört ihrem Beruf nachgehen können.
Die Patienten sind in diesem Falle gezwungen, die
Einlagen dauernd zu tragen, weil mit dem Aussetzen der
selben sich auch sofort wieder die alten Beschwerden ein
stellen.
Ich möchte weiter nicht unerwähnt lassen, dass wir
bei der grossen Verbreitung, die der Plattfuss hat, auch
der unzweckmässigen Fussbekleidung ein Teil der Schuld
zuschreiben müssen. Und gerade dies ist einer der wenigen
Punkte, in dem wir prophylaktisch etwas thuu können. So
sollte vor allem das Schuhwerk nicht fertig gekauft, sondern
nach Maass gearbeitet werden, da alle Fiisse Verschiedenheiten
haben, deren Individualität in einer Fabrik keine genügende
Berücksichtigung finden kann; und zwar sollte man von dieser
Vorschrift nicht erst in den späteren Jahren Gebrauch
machen, sondern bereits die erste Fussbekleidung für ein
Kind sollte genau nach Maass hergestellt sein, damit nicht
die meistens normalen Füsse der Kinder künstlich verdorben