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Thatsache, dass das aus p- Nitranilin dargestellte p- Nitrodiazo-
benzol mit weit grösserer Leichtigkeit als seine Stammsubstanz
in ein Isomeres, das p- Nitrophenylnitrosamin übergebt. Da
letzteres einerseits viel haltbarer ist, als das Nitrodiazobenzol,
andererseits durch Säure leicht in letzteres zurückverwandelt
werden kann, so wird es jetzt im Grossen dargestellt, kommt in
Form seines Natriumsalzes zur Verwendung und dient zur Erzeugung
eines schönen roten Farbstoffs direkt auf der Faser.
Dass die an nitrierten Anilinen und ihren Homologen ge
wonnenen Erfahrungen nicht ohne Weiteres auf Naphtalin
abkömmlinge zu übertragen seien, zeigte sich sofort, als man
versuchte, dieselben darzustellen.
Biedermann & Andreoni, 3 ) welche zuerst ein Mononitro-
derivat des Naphtylamins, das Mononitroacetnaphtalid dargestellt
hatten, fanden beim Versuch, es, nach Analogie des Nitranilins,
mit Alkali zu verseifen, dass es NH:: entwickelte und in ein
Nitronaphtol überging. Allerdings entsteht, wie in später noch
aufzuführenden Abhandlungen dargethan wurde, bei der von
ihnen angewendeten Methode der Nitrierung zum grösseren Teil
p- Nitroderivat, andererseits geht auch p- Nitranilin, was den
gedachten Autoren noch nicht bekannt war, beim Kochen mit
konz. NaOH wenn auch schwierig in Nitrophenol über, 4 ) sodass
gerade in diesem Fall Analogie mit den Benzolderivaten besteht,
was allerdings erst durch spätere Untersuchungen bekannt ge
worden ist.
Kurze Zeit nachher wurden die von Biedermann & Andre
oni angestellten Versuche von Liebermann & Dittler in ihrer
Arbeit: „Versuche zur Kenntnis der « Stellung“ 5 ) wieder auf
genommen und diese zeigten, dass sich durch vorsichtige Be
handlung mit alkoholischer Kalilauge aus dem Mononitroacet
naphtalid in der That ein Nitronaphtylamin gewinnen lässt, wenn
allerdings auch hierbei ein Teil der Substanz unter NH 3 Ent
wicklung in Nitronaphtol übergeht. Zugleich aber ermittelten
8 ) B. VI. 342. 1873.
4 ) P. Wagner. B. VII. 76. 1874.
*) A. 183. 228. 1876.