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Torhäuser in Ostholstein.
Es ist nicht zufällig, daß unter den
aus älterer Zeit erhaltenen Bauwerken
auf dem Lande in unseren Herzogtümern
und besonders im Osten die Torhäuser der
Güter neben den Kirchen vorherrschen.
Wurden doch beide Arten von Gebäu
den und zwar zum Teil ' aus gleichen
Gründen aus möglichst festen und dauer
haften Bestandteilen aufgeführt. Denn
beide Baulichkeiten sollten durch Ansehn
lichkeit und Standfestigkeit die Wiirde
und den Reichtum der Benutzer versinn
bildlichen. Mehr aber noch waren sie dar
auf berechnet, Schutz gegen Feinde zu ge
währen. Daher mußten die Wände aus
Felsen oder Ziegel als Brandmauern er
richtet werden und die Decken wo möglich
gewölbt sein. Auch war ein Turm wie
zum Schmuck, so zum Standort des in
Kriegszeiten ausschauenden Wächters eine
passende Krönung fiir beide Gebäude-
arten. Der Gesichtspunkt des Schutzes
mußte besonders in einem eroberten
Lande maßgebend sein. Ein solches ist
Ostholstein vom Ausgang des 12. Jahr
hunderts an. Wir dürfen da die Mittei
lung des Bosauer Priesters Gelmold nicht
zu sehr pressen, der uns erzählt, daß die
Wagrien erfüllenden Slaven zum größ
ten Teil niedergemacht und ausgerottet
seien. Es ist nicht germanische Art, ein
unterworfenes Volk zu vernichten, man
macht solche Völker zu Hörigen, wenigstens
wenn sie solche leicht zu beherrschenden Ar
beitermassen sind, wie die mit den heu
tigen Polen verwandten Wenden. Daß
es in Ostholstein wenigsten zum Teil auch
tatsächlich so gewesen ist, zeigen uns schon
die Wörter „Slav", (verhochdeutscht
Sklave) und „sick avslaven", die Gesichts-
ziige und Geü-lt bei einem beträchtlichen
Teil der ostbolsteinischen Landbevölke
rung, die verschiedenen noch erhaltenen
oder doch bekannten Dörfer mit dem Na
men Wendors, und viele Anzeichen mehr
bis zu urkundlichen Nachrichten hin.
Die Gutshöfe, meistens Wasserburgen
aus natürlichen oder künstlichen Inseln,
hatten in der Regel nur diesen einen
durch das Torhaus versicherten Zugang
vermittelst Zugbrücke. Die Gräben sind
jetzt noch oft so breit und tief, daß wir
verstehen, wie bei dem damaligen Stand
der Kampfmittel die Umfassung der Burg
durch die Wirtschaftsgebäude bezw. eine
schlichte Steinmauer oder, einen Pallisa-
denzaun gebildet werden konnte. Im Tor
haus wohnten die Knechte, damit ein
nächtlicher Ueberfall erschwert würde.
Noch heute finden wir fast immer die
Leutestube, „de Borgstuv" im Torhaus.
Ten Knechten war auch die Obhut der
Gefangenen anvertraut. Daher auch die
Gefängnisse, welche die dein Gutsherrn
bei der Leibeigenschaft zustehende Ge
richtsobrigkeit nötig machte, im Torhaus
zu finden. Nachdem vom 16. Jahrhundert
an die Turmuhren, die „Leier oder Sei
ger" häufiger werden, bekommt auf den
größeren Gutshöfen das Torhaus eine
Uhr, deren Schlagglocke im Turm hängt,
damit ihr Klang übers Feld halle und
Arbeitsanfang und Feierabend verkünde.
Ter kunstreiche Hofschmied hält sie im
Stande. Ihr Zifferblatt und das Wap
pen vom Erbauer des Torhauses bilden
einen gewöhnlichen Schmuck. Oft geben zu
Buchstaben oder Ziffern ausgestalteten
Enden der Maueranker auch das Jahr der
Erbauung und den Namen des Erbauers
an. Im 18. Jahrhundert werden wieder
Sonnenuhren Mode, die nicht nur in den
verschnittenen Gutsgärten, sondern auch
öfters über dem Torweg an der Hofseite
des Torhauses angebracht waren und sich
teilweise bis heute erhalten haben.