Full text: (1913)

97 
□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□ 
□ 
n aa 
u aa 
□ 
□ 
nÜÜn 
u on u 
□ 
a 
□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□□DDL 
Torhäuser in Ostholstein. 
Es ist nicht zufällig, daß unter den 
aus älterer Zeit erhaltenen Bauwerken 
auf dem Lande in unseren Herzogtümern 
und besonders im Osten die Torhäuser der 
Güter neben den Kirchen vorherrschen. 
Wurden doch beide Arten von Gebäu 
den und zwar zum Teil ' aus gleichen 
Gründen aus möglichst festen und dauer 
haften Bestandteilen aufgeführt. Denn 
beide Baulichkeiten sollten durch Ansehn 
lichkeit und Standfestigkeit die Wiirde 
und den Reichtum der Benutzer versinn 
bildlichen. Mehr aber noch waren sie dar 
auf berechnet, Schutz gegen Feinde zu ge 
währen. Daher mußten die Wände aus 
Felsen oder Ziegel als Brandmauern er 
richtet werden und die Decken wo möglich 
gewölbt sein. Auch war ein Turm wie 
zum Schmuck, so zum Standort des in 
Kriegszeiten ausschauenden Wächters eine 
passende Krönung fiir beide Gebäude- 
arten. Der Gesichtspunkt des Schutzes 
mußte besonders in einem eroberten 
Lande maßgebend sein. Ein solches ist 
Ostholstein vom Ausgang des 12. Jahr 
hunderts an. Wir dürfen da die Mittei 
lung des Bosauer Priesters Gelmold nicht 
zu sehr pressen, der uns erzählt, daß die 
Wagrien erfüllenden Slaven zum größ 
ten Teil niedergemacht und ausgerottet 
seien. Es ist nicht germanische Art, ein 
unterworfenes Volk zu vernichten, man 
macht solche Völker zu Hörigen, wenigstens 
wenn sie solche leicht zu beherrschenden Ar 
beitermassen sind, wie die mit den heu 
tigen Polen verwandten Wenden. Daß 
es in Ostholstein wenigsten zum Teil auch 
tatsächlich so gewesen ist, zeigen uns schon 
die Wörter „Slav", (verhochdeutscht 
Sklave) und „sick avslaven", die Gesichts- 
ziige und Geü-lt bei einem beträchtlichen 
Teil der ostbolsteinischen Landbevölke 
rung, die verschiedenen noch erhaltenen 
oder doch bekannten Dörfer mit dem Na 
men Wendors, und viele Anzeichen mehr 
bis zu urkundlichen Nachrichten hin. 
Die Gutshöfe, meistens Wasserburgen 
aus natürlichen oder künstlichen Inseln, 
hatten in der Regel nur diesen einen 
durch das Torhaus versicherten Zugang 
vermittelst Zugbrücke. Die Gräben sind 
jetzt noch oft so breit und tief, daß wir 
verstehen, wie bei dem damaligen Stand 
der Kampfmittel die Umfassung der Burg 
durch die Wirtschaftsgebäude bezw. eine 
schlichte Steinmauer oder, einen Pallisa- 
denzaun gebildet werden konnte. Im Tor 
haus wohnten die Knechte, damit ein 
nächtlicher Ueberfall erschwert würde. 
Noch heute finden wir fast immer die 
Leutestube, „de Borgstuv" im Torhaus. 
Ten Knechten war auch die Obhut der 
Gefangenen anvertraut. Daher auch die 
Gefängnisse, welche die dein Gutsherrn 
bei der Leibeigenschaft zustehende Ge 
richtsobrigkeit nötig machte, im Torhaus 
zu finden. Nachdem vom 16. Jahrhundert 
an die Turmuhren, die „Leier oder Sei 
ger" häufiger werden, bekommt auf den 
größeren Gutshöfen das Torhaus eine 
Uhr, deren Schlagglocke im Turm hängt, 
damit ihr Klang übers Feld halle und 
Arbeitsanfang und Feierabend verkünde. 
Ter kunstreiche Hofschmied hält sie im 
Stande. Ihr Zifferblatt und das Wap 
pen vom Erbauer des Torhauses bilden 
einen gewöhnlichen Schmuck. Oft geben zu 
Buchstaben oder Ziffern ausgestalteten 
Enden der Maueranker auch das Jahr der 
Erbauung und den Namen des Erbauers 
an. Im 18. Jahrhundert werden wieder 
Sonnenuhren Mode, die nicht nur in den 
verschnittenen Gutsgärten, sondern auch 
öfters über dem Torweg an der Hofseite 
des Torhauses angebracht waren und sich 
teilweise bis heute erhalten haben.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.