Full text: (1913)

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des Volkes Mark gedeiht, ehre das Land, sames, zufriedenes und friedfertiges 
wo der Dichtung Jungbrunnen quillt! Volk erwachst, da wird auch des Vater- 
Der Ackersmann ist Wohl ein Edel- landes Freiheit und Ehre, .Glück und 
mann, und wo noch auf den Aeckern ein Wohlstand von wehrbarer Hand geschützt 
kerniges, gesinnungstüchtiges, arbeit- werden. 
Christina Munk. 
Christian IV., König von Dänemark, 
hatte seine Gemahlin 1612 durch den Tod 
verloren. Obgleich er erst 36 Jahre alt 
war, schien er doch nicht wieder heiraten 
zu wollen. Die Thronfolge des Reiches 
war durch eine blühende Nachkommen 
schaft gesichert und er wünschte, als guter 
Rechner und Versorger seines Volkes nicht 
dessen Lasten zu vermehren, was bei einer 
abermaligen ehelichen Verbindung unver 
meidlich gewesen wäre. 
Unter den Regenten, die im Norden 
geherrscht haben, war König Christian IV. 
einer der Tüchtigsten. Klug, unterrichtet, 
tapfer, sparsam, wo es Zweck hatte, frei 
gebig und prachtliebend, wo die Gelegen 
heit es zu erfordern erschien, war er 
seines Volkes Liebling. Er war unermüd 
lich, hatte sozusagen von allem Einsicht und 
ließ seine Wirksamkeit und seine Sorg 
falt sich über alles erstrecken. Obgleich er 
oft auf Reisen war, versäumte er doch nie 
Pflichten, die den großen Herrscher aus 
zeichnen. 
Es war im Jahre 1615. Der König 
befand sich wieder auf einer seiner zahl 
reichen. Reisen. Dieses Mal wurde Jüt 
land gemustert. Der König hatte beschlos 
sen, auf einem ländlichen Hof zu rasten. 
Während ihm die Mahlzeit bereitet wurde, 
setzte er sich seiner Gewohnt ^ nach an 
einen Schreibtisch. Die Papier, d u' 
mit sich genommen hatte, um den Gang 
der Dinge nicht im geringsten zu unter 
brechen, lagen vor ihm. Da waren einige 
Fälle, die schnelle Entscheidungen forder 
ten. Ganz vertieft im Schreiben, bemerkte 
er das leise Geräusch nicht, das sich hinter 
ihm regte, bis endlich mit eben so edlem 
als bescheidenem Anstand ein junges 
Mädchen hervortrat und vor ihm nieder 
knieend ihm eine Bittschrift überreichte. 
Sie war keine besondere Schönheit, 
aber die strahlende Frische der Gesundheit, 
das Feuer der Augen und das Lächeln 
des. Frohsinns auf den Lippen, wußten 
auch so zu gefallen und die seltene Anmut, 
die sie umgab, sprach lebhaft zu dem Her 
zen des überraschten Königs. 
Mit dem Blick der Huld, der Jedem 
Vertrauen einflößte, der in einer so guten 
Stunde sich ihm zu nahen das Glück hatte, 
gebot Christian der holden Frauengestalt 
sich zu erheben und ihn vorläufig von dem 
Inhalt der Schrift zu unterrichten, die 
er noch uneröffnet in der Hand hielt. 
Sie sagte: sie heiße Christina Munk 
und sei Tochter des unlängst auf einem 
kleinen Gut in Jütland in Dürftigkeit 
verstorbenen Ludwig Munk, der früher 
den ansehnlichen Posten eines Stifts- 
Amtmannes in Drontheim verwaltet, aber 
einiger Vergehen wegen, deren man ihn 
beschuldigte, in Untersuchung geraten und 
seines Amtes entsetzt sei, obgleich für 
manche Beschuldigung nicht der überfüh 
rende Beweis, wohl aber sein Geständnis 
gefehlt habe. Er habe hierauf bis zu 
seinem Tode als tätiger Landwirt ver 
mittelst einer kleinen Pachtung die Deini 
gen zu ernähren sich bemüht, die nun, 
da sie mit ihm ihre letzte Stütze verloren, 
sich ohne Hülfe der königlichen Gnade 
schon im Geiste in die drückendste Armut, 
versetzt sähen. In dieser bedrängten Lage 
sei ihr die Nähe des Königs wie ein Wink 
de" Himmels erschienen; daher sie sich 
nii: ■' v --t zuversichtlichen Vertrauen 
an ihn wende, mit den: sie dem Himmel 
in ihren Gebeten ihre Sorge vortrage. 
„Ihr tut nicht wohl daß Ihr mich an 
Eures Vaters Schuld mahnt," sprach der 
. König, „gegen die ich nur allzu nachsichtig 
gewesen bin und es befremdet mich, daß 
Ihr so kühn um Gunstbezeugung für 
seine Hinterbliebenen bittet." 
„Ob mein Vater schuldig war," ver 
setzte Christina unerschrocken, „weiß ich
	        
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