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des Volkes Mark gedeiht, ehre das Land, sames, zufriedenes und friedfertiges
wo der Dichtung Jungbrunnen quillt! Volk erwachst, da wird auch des Vater-
Der Ackersmann ist Wohl ein Edel- landes Freiheit und Ehre, .Glück und
mann, und wo noch auf den Aeckern ein Wohlstand von wehrbarer Hand geschützt
kerniges, gesinnungstüchtiges, arbeit- werden.
Christina Munk.
Christian IV., König von Dänemark,
hatte seine Gemahlin 1612 durch den Tod
verloren. Obgleich er erst 36 Jahre alt
war, schien er doch nicht wieder heiraten
zu wollen. Die Thronfolge des Reiches
war durch eine blühende Nachkommen
schaft gesichert und er wünschte, als guter
Rechner und Versorger seines Volkes nicht
dessen Lasten zu vermehren, was bei einer
abermaligen ehelichen Verbindung unver
meidlich gewesen wäre.
Unter den Regenten, die im Norden
geherrscht haben, war König Christian IV.
einer der Tüchtigsten. Klug, unterrichtet,
tapfer, sparsam, wo es Zweck hatte, frei
gebig und prachtliebend, wo die Gelegen
heit es zu erfordern erschien, war er
seines Volkes Liebling. Er war unermüd
lich, hatte sozusagen von allem Einsicht und
ließ seine Wirksamkeit und seine Sorg
falt sich über alles erstrecken. Obgleich er
oft auf Reisen war, versäumte er doch nie
Pflichten, die den großen Herrscher aus
zeichnen.
Es war im Jahre 1615. Der König
befand sich wieder auf einer seiner zahl
reichen. Reisen. Dieses Mal wurde Jüt
land gemustert. Der König hatte beschlos
sen, auf einem ländlichen Hof zu rasten.
Während ihm die Mahlzeit bereitet wurde,
setzte er sich seiner Gewohnt ^ nach an
einen Schreibtisch. Die Papier, d u'
mit sich genommen hatte, um den Gang
der Dinge nicht im geringsten zu unter
brechen, lagen vor ihm. Da waren einige
Fälle, die schnelle Entscheidungen forder
ten. Ganz vertieft im Schreiben, bemerkte
er das leise Geräusch nicht, das sich hinter
ihm regte, bis endlich mit eben so edlem
als bescheidenem Anstand ein junges
Mädchen hervortrat und vor ihm nieder
knieend ihm eine Bittschrift überreichte.
Sie war keine besondere Schönheit,
aber die strahlende Frische der Gesundheit,
das Feuer der Augen und das Lächeln
des. Frohsinns auf den Lippen, wußten
auch so zu gefallen und die seltene Anmut,
die sie umgab, sprach lebhaft zu dem Her
zen des überraschten Königs.
Mit dem Blick der Huld, der Jedem
Vertrauen einflößte, der in einer so guten
Stunde sich ihm zu nahen das Glück hatte,
gebot Christian der holden Frauengestalt
sich zu erheben und ihn vorläufig von dem
Inhalt der Schrift zu unterrichten, die
er noch uneröffnet in der Hand hielt.
Sie sagte: sie heiße Christina Munk
und sei Tochter des unlängst auf einem
kleinen Gut in Jütland in Dürftigkeit
verstorbenen Ludwig Munk, der früher
den ansehnlichen Posten eines Stifts-
Amtmannes in Drontheim verwaltet, aber
einiger Vergehen wegen, deren man ihn
beschuldigte, in Untersuchung geraten und
seines Amtes entsetzt sei, obgleich für
manche Beschuldigung nicht der überfüh
rende Beweis, wohl aber sein Geständnis
gefehlt habe. Er habe hierauf bis zu
seinem Tode als tätiger Landwirt ver
mittelst einer kleinen Pachtung die Deini
gen zu ernähren sich bemüht, die nun,
da sie mit ihm ihre letzte Stütze verloren,
sich ohne Hülfe der königlichen Gnade
schon im Geiste in die drückendste Armut,
versetzt sähen. In dieser bedrängten Lage
sei ihr die Nähe des Königs wie ein Wink
de" Himmels erschienen; daher sie sich
nii: ■' v --t zuversichtlichen Vertrauen
an ihn wende, mit den: sie dem Himmel
in ihren Gebeten ihre Sorge vortrage.
„Ihr tut nicht wohl daß Ihr mich an
Eures Vaters Schuld mahnt," sprach der
. König, „gegen die ich nur allzu nachsichtig
gewesen bin und es befremdet mich, daß
Ihr so kühn um Gunstbezeugung für
seine Hinterbliebenen bittet."
„Ob mein Vater schuldig war," ver
setzte Christina unerschrocken, „weiß ich