schäftige Treiben des kleinen Völkchens
Qu'fmerken ließ. Wie verdutzt, als überlege
es bei sich, saß da das winkelbeinige Tier
chen. Hopp! war es fort und fand sich
erst nach längerem Spähen seitwärts,
kaum vom Graugrün unterscheidbar. Wol
len sehen, sagte ich zu meinen Kindern,
ob sich nicht auch im Sonnenschein vor
der Tür ihres Erdlochs eine sorgenlose
graue Grille findet. Ihr Zirpen und Gei
gen umtönte uns, aber sie zu finden war
nicht leicht. Eine Hummel, der Brumm
bär unter den Insekten, schnurrte voriiber,
während die Schmetterlinge, die Bumm
ler der Lüfte, bei allen Blumen einkehr
ten, ihren aufgerollten Rüssel nippend
in die Kelche senkten, um dann leichther
zig weiterzugaukeln. Unter diesem Ge
wölk bewegten sich die Käfer wie gravi
tätische Rentner. Tief drinnen aber im
Versteck des Kornfeldes, über welches hin
glotzäugige Libellen schwirrten und schnap
pende Schwalben segelten, während an
den Aehrenspitzen der zudringliche Spatz
die Milch aus den Körnern biß, lauschten
Rebhuhn und Ammer.
Nach dem Gehaben dieser Kleinwelt
zeichnete ich die Menschen, die Gaukler
und Springinsfelde, die Grillenfänger,
die behäbigen Verzehrer, die Tiefsinnigen,
die Bienenemsigen und Ameiseneifrigen,
die Eitlen, Hoch- und Hohlköpfigen, die
Bescheidenen und die gedankenreichen
Einsiedler, die Herdenmenschen, die nach
menschlicher Anerkennung haschen, und
die Stillzufriedenen, die sich mit ihrer Ar
beit und mit sich selbst begnügen.
Auf einem Umwege am Rande der
Bachwiese entlang kehrten wir heim. Ein
weißes, geballtes Wölkchen hatte ich mit
Besorgnis am Himmelssaum wie einen
Unglücksvogel aufflattern sehen. Plötzlich
gewahrte ich Bewegung in der düster wer
denden Dunstschicht. Ein leises, schnell an
wachsendes Erschauern glitt über das Aeh-
renmeer. Die blaudüstere Himmelsfär
bung schob sich zum Scheitelpunkte empor.
Da zuckte ein Blitz, und langsam grollte
der Donner nach. Jetzt fuhren Wirbel
winde zwischen die Wolken wie wenn
Wölfe in eine Herde von Schafen einbre
chen, und hetzten die flatternden Wolken
ballen vor sich her.
Die schlanken Ulnien und Weiden bo
gen sich wie Peitschen, während die starren
Eichen unwillig ihr Haupt schüttelten.
Jetzt klatschten und platschten schwere
Regentropfen auf das Laub und in den
heiß dürstenden Sand, und die drohend
wie Riesen sich wilder wider einander
emporreckenden Wolken lösten ihre Ladun
gen aus oder sandten sie zur Erde hinab.
Ringsum krachte und knatterte der Hiin-
mel. Jetzt folgten sich Blitz und Donner
im Augenblick: da war es über unserem
Häuptern. Unwillkürlich duckt sich der
Mensch und legt seine Hände ineinander,
und die Hausbewohner drängen sich eng
zusammen.
Erst, als nach Stunden der Aufruhr
der Natur sich beruhigt hat, atmet alles
Leben erfrischt auf und schöpft die angst
befreite Seele die gereinigte Luft ein.
Auf den Wolken im Süden erscheint der
Bogen des Bundes, und langsam kehrt
der Naturfriede zurück. Der Mensch tritt
aus dem Schutze seines Daches hervor zu
einer Runde durch die Felder. Laub und
Gräser tropfen, und über die Wege ziehen
die schwarzen Schnecken ihre schleimigen
Pfade. Aber eine Unheilbotschaft unter
bricht die weitere Betrachtung der Natur:
„Ein Hagelschlag hat die Feldmark heim
gesucht!" Zerknickt und verdreht liegen
die Halme in wirrem Durcheinander, wie
wenn ein Unhold mit wuchtiger Peitsche
dreingefahren wäre. Scharf abschneidend
wie beim Sichelschnitt ist das Scblossen-
geprassel hindurchgefahren. Je schwerer
das Korn war, desto grausiger die Ver
wüstung; nur die tauben Aehren stehen
noch aufgerichtet in dem Gewirr, und wie
vom Schrecken gebeugt schwanken tropfend
zu beiden Seiten die verschonten Aehren-
halme. Ein Schmerz dringt dem Betroffe
nen durch die Brust. Ihm ist als fühle
er die Schläge am eigenen Körper, so
verwachsen ist der Landmann mit seinem
Kornfelde. Aber ein Blick zum verschonten
Giebel tröstet ihn.
Ich eile zu dem Getreidcfeldc, das mir
durch den täglichen BUck darauf lieb ge
worden ist. Der Pächter steht in stummer
Betrachtung. Zwar liegen noch die Aeh
ren vom sckiweren Regen niedergebeugt.
Aber die Sonne wird mit ihrer Glut
die Tropfen ablecken und die Halme desto
schneller bleichen und wieder aufrichten.
Stumm reiche ich dem Kornbauer die
Rechte zu herzhaftem Druck, der ihm ver
sichern soll, daß ich seine Freude mit-