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Parallele zur politischen , sozialen und kulturellen Geschichte dar . Die eigene Kultur verfiel zunehmend dem Einfluß der europäischen und verlor ihre Selbständigkeit . Die nunmehr überlegenen Fabrikationswaren drangen auf dem Markt vor , und eigene Gewerbeprodukte erlitten einen schweren Rückschlag . Den Beginn dieser Entwicklung kann man aufgrund exakter Angaben nicht feststellen . Voll von Beispielen sind jedoch die sie dernden Werke :
Im Jahre 1838 schreibt Hagemeister : " in früheren Zeiten bezog Europa eine Menge kostbarer Stoffe aus der Türkei ; jetzt haben die dortigen briken nicht allein ihre auswärtigen Käufer verloren , sondern sie stoßen in ihrem eigenen Lande auf ausländische Waren " 1» . Die natürliche Folge war eine bedeutende Verminderung der einheimischen Produktionsstätten .
Ein Franzose , der in den Jahren 1845 - 1855 in die Türkei kam , berichtete wie folgt : " Die verschiedenen und zahlreichen Werkstätten der Türkei , die nicht nur Waren für den Inlandsbedarf herstellten , sondern auch nach Osten und vielen Ländern Europas ausführten , sind entweder nicht handen oder befinden sich in einem völligen Niedergang " 11 . Nach ten der Kommission für die Industriereform im Jahre 1866 blieben nur 25 von den in guten Zeiten in Istanbul und Üsküdar vorhandenen len übrig . Die etwa 1 . 500 Goldbortenwirker waren alle ruiniert . In gen Jahren ging die Zahl der Brokatwebstühle von 350 auf 4 zurück , die Zahl der Samtbezüge herstellenden Handwerker von 60 auf 8 . In Tirnova gab es im Jahre 1864 nur 200 von den 2 . 000 Webstühlen des Jahres 1812 12 . Recai schreibt im Jahre 1876 : " Der Staat hat lediglich einige Fabriken im Besitz , in Istanbul eine Geschützfabrik , in Bursa eine Seidenfabrik , auf der Insel Incirli eine Schwefelfabrik , in Konya , Üsküp , Kayseri fabriken , in Islimye und Hereke je eine Tuchfabrik . Die in diesen Fabriken hergestellten Waren waren aber schlechte Nachahmungen der europäischen Produkte und dienten nur dem Heeresbedarf " 13 .
1 . 4 Gründe für den Verfall
Von manchen Beurteilern ist behauptet worden , daß der Islam einer der Gründe für den Verfall der früher so hochstehenden Kleinindustrie und des Handwerks gewesen sei . Dieser Behauptung kann keineswegs stimmt werden . Die Entwicklung einer fatalistischen Lebensanschauung , die Neigung zur fanatischen Beibehaltung alles Bestehenden einschließlich alter Überlieferungen in allen politischen und wirtschaftlichen Fragen ren nicht Folgen des Islams , sondern Folgeerscheinungen des Niedergangs auf allen Gebieten . Dieser Niedergang hängt seinerseits direkt oder rekt mehr mit anderen Faktoren zusammen . Erwähnt wird die durch die Entdeckung des Südafrikaweges und nachher durch den Bau des Suezkanals immer mehr absinkende Weltlage des Reiches , das früher von einem ßen Durchgangsverkehr zwischen West und Ost lebte .