LETTLAND :
Medienboom
Abschließend ( vgl . NORDEUROPAforum 3 / 4 1993 ) stellen wir die lettische Medienentwicklung vor , die trotz aller ökonomischen Zerrüttung zu boomen scheint , nach dem Motto : Jedem Dorf seinen Fernsehsender !
Dainis Mjartäns
Barfuß aber in Freiheit , diese Losung der leisen Revolution zum Ende der achtziger Jahre scheint die sellschaft in Lettland schnell vergessen zu haben . Der Slogan der neunziger Jahre lautet nun : „ Zurück nach Europa ! " . Es ist nicht untertrieben , wenn man dabei den Medien eine große Rolle zuordnet . Denn auch in wirtschaftlich schweren Zeiten vestiert man in die Medien ; so haben schon Wirtschaftsunternehmen versprechend Geld in die branche gesteckt , denn sie boomt !
Die ersten Diskussionen über die Rolle der Medien unter den „ neuen " , das heißt demokratischen zungen entbrannten im Frühjahr 1993 vor den Wahlen des Saeima ( Parlament ) . Damals mahnten lektuelle in der Presse , daß die senmedien des Landes zum Büttel der an die Macht strebenden Parteien würden .
Das Gesetz „ Über die Presse und andere mittel " weist mittlerweile viele gel auf , da es ja bereits 1990 vom Obersten Rat Lettlands erlassen de und als ein Übergangsgesetz bis zum eigentlichen umfassenden diengesetz fungiert . In diesem Gesetz sind Begriffe unklar formuliert , schwammige Passagen enthalten , so daß nahezu ein regelloser Zustand herrscht . Auch die enge Bindung des tes , der Parteien an die staatlichen funkmedien ruft Unmut hervor .
Dainis Mjartans ist freier Journalist in Berlin .
Als Konsequenz der mungen wurde ein Rat für Fernsehen und Hörfunk geschaffen . Er nimmt die anträge für UKW - Frequenzen entgegen , prüft sie und entscheidet . Es scheint dings , daß diese Institution den nen Anforderungen der lettischen dienlandschaft nicht mehr gerecht werden kann . Aber das neue Mediengesetz läßt auf sich warten . Nach letzten Auskünften
68 , 93 UÎV
RadioDejas
des Justizministers , Egils Levits , wird zeit das im Entwurf vorliegende de Mediengesetz erneut überarbeitet .
Ein Umbruch im wahrsten Sinne des Wortes geschieht allerdings in der dienrealität , insbesondere auf dem Gebiet der elektronischen Massenmedien . So wirbt der erste private Musiksender Staci
ja AA ( vgl . NORDEUROPAforum 3 / 1992 ) jetzt mit dem Slogan „ Wir waren schon hier " und weist damit auf sein ment hin , als sich noch keiner auf den Markt wagte . Mittlerweile hat er in der Hauptstadt Riga einen ernstzunehmenden Konkurrenten bekommen , den der Radio SWH . Der Sender wurde mit großen Investitionen durch das men Software House Riga im Frühjahr 1993 ins Leben gerufen . Infolge cher technischer Möglichkeiten , seiner gebotenen Musikvielfalt und recht sioneller DJs ( auch aus dem Ausland ) unterscheidet sich Radio SWH kaum von ähnlichen westeuropäischen privat - merziellen Anbietern . Seine Zielgruppe ist die jüngere Generation . Laut Statistik reicht Radio SWH bis zu 310 000 Zuhörer in Riga und Umgebung .
Die sprunghafte Entwicklung der merziellen Radiosender sieht der bekannte lettische DJ Ugis Polis gelassen . Aus nem „ One Man Studio " bietet er den nativen Musiksender Radiodejas an . nutzt wird hier ein ehemaliger Sender der Sowjetarmee , das heißt wer den UKW - Sender hören will , muß zu einem ger sowjetischer Bauart greifen , da auf 65 - 74 MHz Wellenbreite gesendet wird .
Da alle bis jetzt erwähnten privaten Anbieter Musiksender sind , ist in Riga der Bedarf an Kultur - , Wirt - schafts - oder Nachrichtenkanälen noch nicht gedeckt . Das erkannte auch Riga Jurmala Radio , ein Joint Venture mit deutschen tern , darunter der Wachholz Verlag Neumünster . In Kürze soll er zu hören sein , meint der rer , der Rundfunkjournalist Thomas Schräder aus Berlin . Die Zielgruppe wird unter den 29 bis 50jährigen sucht . Der Sender soll sich durch litische Objektivität auszeichnen , ben den Programmen in lettischer Sprache auch deutsche und englische Weltnachrichten ausstrahlen sowie russische Nachrichtenbeiträge ten .
Das staatlich finanzierte lettische Radio verfügt derzeit über drei Programme . Von sechs Uhr morgens bis in die Nacht hinein wird auf UKW klassische Musik ten . Insbesondere das 2 . Programm , das flächendeckend im ganzen Land zu hören ist und Sendungen in den jeweiligen Spra -
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