Im eigenen Orbit
Die Nordischen Filmtage Lübeck sind die größte schau für skandinavische Filme in Deutschland . Sie tun sich aber unnötig schwer : Trotz interessanter Vielfalt der Filme zeigen sie wenig internationales Format , sondern verblüffen durch zielle Selbstzufriedenheit und Lokaldünkel .
NORDISCHE FILMTAGE LÜBECK :
Krister Hanne
Leider nicht wie erhofft im neuen , großen Kino - Center in der bestsanierten Lübecker Stadthalle , das erst zu Weihnachten fertig wurde , dern in zwei kleineren Kino - Centern den die Nordischen Filmtage im 35 . Jahr ihres Bestehens vom 4 . - 7 . November ten Jahres statt . Das Erlebnis einer echten Festivalatmosphäre mit Gelegenheit zu Gespräch und Muße in den Über - brückungspausen ging damit noch einmal auf den Wegen zwischen Spielstätten und Filmhaus verloren .
Sechs Preise , so viele wie noch nie , den im Jubiläumsjahr vergeben ; „ ein rer Preissegen " , wie es am Ende des thons hieß .
Die begehrteste Trophäe , der preis des Norddeutschen Rundfunks , de zwischen zwei Produktionen geteilt . Der schwedisch - norwegische Film Min store tjocke far ( Mein großer dicker ter ) von Kjell Âke Andersson , in dem der elfjährige Osvald versucht , seinem Vater bei dessen Alkoholproblem zu helfen , hielt den Preis , weil er nach Auffassung der Jury „ in eigenständiger schöpferischer Sprache die Gesellschaft widerspiegelt und ästhetisch wie inhaltlich neue spektiven eröffnet " . Den litauischen memacher Audrius Siusa wollte die Jury mit der Vergabe des Preises an seinen Film Ir / is pasake jums sudie ( Und er hat auf Wiedersehen gesagt ) ermutigen , „ die bleme seines Landes auch weiterhin misch zu behandeln " . Wie eine Parabel auf die litauische Gesellschaft erscheint die Geschichte von Marius , der vier Jahre zuvor bei einem Autounfall sein
nis verlor und jetzt ohne Frau , Kinder und Beruf wie in einem Traum in der ihm nicht vertrauten Stadt leben muß . Und das Schmerzhafteste an der Wahrheit , die ihm schließlich dämmert : auch ohne genheit .
Publikum durfte seinen Preis selbst vergeben
Mit gleich zwei Preisen wurde der sche Film Tuhlaajapoika ( Der verlorene Sohn ) von Veikko Aaltonen , der sich mit Sadomasochismus auseinandersetzt , ( s . NORDEUROPA / orum 2 / 93 ) net . Die Jury des Baltischen Filmpreises lobte „ die modernen filmischen strukturen , die intensive Bildsprache und die hervorragenden schauspielerischen Charakterdarstellungen , welche sehr eindruckend den Prozeß einer chen Befreiung aufzeigen . "
Auch das Publikum konnte er mit klarer Mehrheit für sich gewinnen . Dieses durfte erstmals in seiner Gesamtheit mit zetteln über die Vergabe des ältesten ses , des von den Lübecker Nachrichten gestifteten Publikumspreises „ Lübecker Filmlinse " , entscheiden . Bisher war es ner Jury aus Lesern der Lübecker richten vorbehalten , die Wettbewerbsfilme zu beurteilen . Das mag seine ten gehabt haben , denn schließlich fiel am Ende ja keine Publikumsentscheidung . Das neue Verfahren allerdings ist insofern ebenfalls fragwürdig , als daß die sten Zuschauer alle , in diesem Jahr elf , Wettbewerbsfilme gesehen , sondern reits vorab anhand der Ankündigungen
eine Auswahl getroffen haben dürften . kennt man diese weitgehend subjektive Vorauswahl als Kriterium an , wird die „ Lübecker Filmlinse " ihrem Namen als Publikumspreis jetzt eher gerecht .
Unter den Spielfilmen war auch eine weitere Folge der ewigen zung Ingmar Bergmans mit seinem haus und seiner Kindheit . Söndagsbarn ( Sonntagskinder ) schildert die Erlebnisse Bergmans im Sommer 1926 und die rechenbaren Wutausbrüche seines Vaters , mit dem er in einer Rahmenhandlung , selbst über die Mitte des Lebens hinaus , als verwirrtem Greis spricht . Der Film ter der Regie des Bergmansohns Daniel , in dem mit Marie Richardson und Thommy Berggren Darsteller aus der jüngeren Schauspielergeneration mitwirken , reiht sich auch in der künstlerischen Gestaltung an Filme Ingmar Bergmans , der für dagsbarn das Drehbuch schrieb .
Secondlaitnanten ( Der letzte Leutnant ) , Spielfilmdebüt des Norwegers Hans Petter Moland , spielt zur Zeit des Zweiten kriegs in Norwegen und beruht , gleich er nicht authentisch ist , auf einer wahren Begebenheit . Als die Deutschen am 9 . April das Land überfallen , nimmt der alte Kapitän Thor Espedal , dessen schen Rang es schon seit langem nicht mehr gibt , seine alte Uniform , und meldet sich zum Dienst . Als das norwegische Heer - schlechtgerüstet , wie es ist , chancenlos gegen die deutsche Übermacht - liert , desertiert er und setzt den Kampf mit seinem Haufen fort . Nach anfänglichen folgen wird die Lage zunehmend loser . Der Film stellt auf vorsichtige Weise der Brutalität und Unmenschlichkeit des Krieges den Wert der Heimat gegenüber und thematisiert die Schwierigkeiten , eine Entscheidung für den einen Wert und licherweise gegen den anderen mit seiner Identität zu vereinbaren .
Brandbilen som försvann ( Das schwundene Feuerwehrauto ) ist eine filmung des gleichnamigen Romans von Maj Sjöwall und Per Wahlöö , dem fünften Teil der berühmten Krimidekalogie , der in der deutschen Übersetzung „ Alarm in Sköldgatan " heißt . Regie - Import Hajo Gies ( „ Tatort " ) gelingt es , mit Stars des schwedischen Films wie Gösta Ekman als Kommissar Martin Beck und Rolf Lass - gârd als Kollberg spannende „ Tatort " - Un - terhaltung mit nordischem Einschlag zu schaffen .
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NORDEUROPA
fortini