Full text: (1994)

FOLTER , FLUCHT , ASYL : 
Verletzt für immer 
Das Signet des Kopenhagener Rehabilitation and Research tre for Torture Victims zeigt eine Figur , die durch eine zung wie in zwei Hälften gebrochen ist - ein Symbol für sible Schädigung . Die dänische Institution war 1992 Vorbild für die Einrichtung des Berliner Behandlungszentrum für opfer im Klinikum Westend . 
Josefine Janert 
Mit der Behandlung von fern sind herkömmliche nische Einrichtungen dert . Die Folgen der Tortur äußern sich nicht nur körperlich , sondern auch lisch und werden oft noch fünf , zehn oder zwanzig Jahre nach dem aufenthalt erlitten . Flüchtlinge aus der Türkei , dem Irak oder Iran , aus stan oder aus anderen Staaten , in denen die Menschenrechte verletzt werden , sen damit rechnen , daß die Bürger ihres europäischen Aufnahmelandes die standene Qual nicht wirklich hen können oder wollen . Was ihnen tan wurde , sprengt die Grenzen der menschlichen Vorstellungskraft . Seit 1982 kümmert sich das Kopenhagener litation and Research Centre for Torture Victims ( RCT ) um ihre Betreuung . Es nießt weltweite Reputation . 
Schwerpunkt ist die Verknüpfung von medizinischer und psychologischer pie . Im RCT und dem ihm angeschlossenen International Rehabilitation Council for Torture Victims ( IRCT ) sind ungefähr zig Personen tätig , darunter Ärzte , therapeuten , Physiotherapeuten , schwestern und Sozialarbeiter . Die schiedliche Ausbildung ist notwendig , da sich die Folter auf die Zerstörung der samten Persönlichkeit richtet , also auch und gerade auf die Psyche . Umgekehrt drückt sich das seelische Trauma oft in dif - 
fosefine Janert ist Skandinavistin in Berlin , zur Zeit in Stockholm . 
fusen Körperbeschwerden aus , die die troffenen eher einen Arzt aufsuchen lassen als einen Psychologen . Wenn für die ptome keine objektive somatische ge zu finden ist , fühlen sich die ohnehin demütigten Menschen häufig in die Ecke von Simulanten gedrängt . 
Das Berliner Behandlungszentrum , das sich am Kopenhagener RCT orientiert , tet auch Kunsttherapie und eine pe an und bemüht sich , den Patienten die medizinische Untersuchung zu erleichtern . Viele haben Angst vor Menschen in weißen Kitteln und vor körperlichen Berührungen , da in ihren Heimatländern Ärzte an den Folterungen beteiligt sind . Eine ge Integration ins „ normale " Leben ist kaum möglich . Das soziale Bezugssystem bleibt für immer zerstört - Folteropfer sind nicht von dieser Welt . 
Das Rehabilitation and Research tre for Torture Victims betreut auch die Familien der Opfer . Häufig sind es gerade die Kinder der Betroffenen , die im hinein unter schweren Angstzuständen und körperlichen Beschwerden leiden , auch wenn sie nicht selbst im Gefängnis 
waren . 1990 startete das RCT ein jekt mit Mädchen und Jungen aus Chile , Uruguay , der Türkei , dem Irak und nistan . Sie hatten die gewaltsame tung der Eltern , die Trennung von ihnen , Flucht und teilweise auch gen miterlebt und waren dadurch massiv aus dem Gleichgewicht gebracht . Die der reagierten zum Beispiel mit Kopf - , Bauch - und Gelenkschmerzen , mit rungsverweigerung und Schlafstörungen . Viele neigten dazu , sich kindlicher zu halten , als es ihrem Alter entsprach . 
Der Behandlungserfolg bei ihnen und bei ihren Eltern ist in starkem Maße von der tuation im Exilland abhängig . Experten ten den Begriff „ Folteropfer mit überlagertem Flüchtlingstrauma " und meinen damit die weitere psychische und soziale rung im Aufnahmeland . Flüchtlinge werden durch die langen Wartezeiten bei der beitung ihres Asylantrages zermürbt und avancieren zur Zielscheibe von feindlichkeit , die sich auch in Skandinavien immer öfter in Überfällen und gen ausdrückt . Das Berliner zentrum berichtete von Patienten mit mordgedanken , die eine Abschiebung und somit erneute Folter befürchteten . 
Dem Kopenhagener RCT ist die sierung der Öffentlichkeit für die seelischen und körperlichen Folgen der Tortur wichtig . Es bildet medizinisches Personal für die handlung der Opfer aus und sammelt rial über die Folter . Der dänische Staat will auf internationaler Ebene zur Prävention von Menschenrechtsverletzungen beitragen . In Anbetracht seiner Größe ist wert , daß das kleine Land zu den sten Geldgebern für den Haushalt des hen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen ( UNHCR ) gehört , der seit 1951 als Unterorgan der UN - Vollversammlung tätig ist . 1990 zahlte Dänemark 25 , 8 Millionen US - Dollar an den UNHCR , was immerhin 4 , 7 Prozent des Gesamtbudgets entspricht . 
Das Land nimmt Personen im Sinne des Abkommens über die Rechtsstellung der Flüchtlinge von 1951 ( Genfer Konvention ) auf . Gemäß der Definition in Artikel 1 handelt es sich bei einem Flüchtling um eine Person , die „ ( . . . ) aus der begründeten Furcht vor Verfolgung wegen ihrer Rasse , Religion , Nationalität , Zugehörigkeit zu ner bestimmten sozialen Gruppe oder gen ihrer politischen Überzeugung sich außerhalb des Landes befindet , dessen Staatsangehörigkeit sie besitzt , und den 
NORDEUROPA 
forum
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.