Full text: (1994)

NAZI - UNRECHT : 
Keine 
Gnadengeschenke 
Die Bundesregierung tut sich schwer mit gen an baltische Juden . Bis heute warten die Opfer der nalsozialistischen Massaker auf angemessene chung . Der Verdacht drängt sich auf , daß die Bundesrepublik auf die 'biologische Lösung' setzt . 
Frank Keil 
Als sich im November 1993 die geordneten des Deutschen destages zusammensetzten , um den Tagesordnungspunkt „ Entschädigung nationalsozialistischen Unrechts in den Baltischen Staaten " zu diskutieren , merkte das Protokoll im Anschluß an die verschiedenen Redebeiträge regelmäßig „ Beifall im ganzen Hause " . Einig war man sich in der Tat darüber , daß den wenigen Überlebenden des nationalsozialistischen Terrors im Baltikum während der Zeit von 1941 - 1945 dringend Hilfe zukommen te . Und das möglichst schnell und lichst unbürokratisch . Genau auf diese Hilfe warten die Betroffenen bisher geblich . Doch nun hat der Bundestag in einem zweiten Anlauf mit einer gen Erklärung die Bundesregierung und die zuständigen Ministerien noch einmal unter Druck gesetzt . 
Vernichtung 
Die dazugehörigen Fakten sind hart und eindeutig : Mit dem Einmarsch der deutschen Truppen im Juni / Juli 1941 in die drei , von der Sowjetunion damals setzten baltischen Republiken beginnt die systematische Vernichtung der schen Juden . Die jüdische Bevölkerung wird erfasst und ihrer Rechte beraubt . Verhaftungen und Massenhinrichtungen folgen . Allein in der Nacht vom 29 . 11 . 
auf den 30 . 11 . werden 15 . 000 Rigaer den im Wald von Rumbula erschossen ; Ghettos werden in Riga , Kaunas und nius errichtet . Per Bahn werden dem deutsche Juden ins Baltikum frachtet . Man geht heute davon aus , daß allein ca . 60 . 000 Juden aus dem gen Deutschen Reich zur Vernichtung ins Rigaer Ghetto deportiert wurden . In Litauen überleben von 240 . 000 Juden nur einige tausend , von den ehemals 
Spendenkonto : 
Winni Nachtwei 
Stichwort : „ Soforthilfe Ghetto - und KZ - 
überlebende " 
Konto : 1000 5007 
Stadtsparkasse Münster , 
BLZ : 400 501 50 
85 . 000 lettischen Juden etwa 1 . 000 . Von den vormals 4 . 000 estnischen Juden kam kaum einer den Peinigern . Heute ben im gesamten Baltikum noch etwa 300 ehemalige KZ - und Ghettohäftlinge ; 120 in Lettland , 150 in Litauen und etwa 20 in Estland . 
Die heute 70 - bis 80jährigen müssen meist mit einer monatlichen Rente von umgerechnet 30 , - DM auskommen . Das reicht weder für Miete , Heizkosten und Essen noch für eine ausreichende nische Versorgung und das für Menschen , die unter dem erlittenen Unrecht bis heute 
gesundheitlich und psychisch leiden . Eine besondere finanzielle Unterstützung von Seiten ihrer jeweiligen baltischen rung erhalten sie nicht . Überhaupt ist die Frage der politischen und faktischen verantwortung der damaligen rung an der Verfolgung ihrer jüdischen Mitbürger bis heute nicht oder kaum matisiert , geschweige denn aufgearbeitet . Bereits vor der Ankunft der deutschen Truppen kam es zu Pogromen , an denen sich studentische Corps , paramilitärische Verbände , aber auch ganz normale Bürger beteiligten . Wohnungen wurden dert und verwüstet , ihre Bewohner drangsaliert , verschleppt und umgebracht . Allein für Lettland nennt der jüdische storiker und Leiter des jüdischen mentationszentrums in Riga , Margers Ves - termanis , der damals mit zu den Verfolgten gehörte , die Zahl von 12 . 000 Getöteten in den Tagen noch vor dem Einmarsch der deutschen und SS - Verbände . Aus jenen schen Freiwilligen rekrutierte die reichs - deutsche Verwaltung bald lokale mannschaften und Polizeieinheiten , die später nicht selten in die Waffen - SS traten . Diese wüteten nicht nur in ihren Heimatländern . Litauische ten waren an Einsätzen gegen Juden in der Ukraine und in Weißrußland beteiligt . Lettische Polizeibataillone waren tätig , als 300 . 000 Juden aus dem Warschauer to in das Vernichtungslager Treblinka schickt wurden . Etwa 100 . 000 Letten gen die deutsche Uniform , davon mehrere in SS - Divisionen . 
Zynische Argumentation 
Für Empörung hat es deshalb gesorgt , als bekannt wurde , daß mit der me diplomatischer Beziehungen schen der Bundesrepublik und den gegründeten baltischen Republiken Kriegsversehrtenrenten bzw . ten für eben jene ehemaligen Angehörige der baltischen SS - Verbände in Höhe von monatlich 200 bis 300 DM gezahlt den , ihren Opfern aber eine gung bzw . Unterstützung verweigert de . Zumindest in den ersten Monaten wurden diese Rentenzahlungen nicht mit den Daten der Ludwigsburger stelle für die Verfolgung von NS - Ver - brechen abgeglichen . Mittlerweile heißt es etwas moderater : Von 
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NORDEUROPA 
fori ml
	        
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