Praktisch machten von den staaten des Abkommens bislang nur wegen und die ehemalige Sowjetunion brauch von den Inseln .
1977 richtete Norwegen eine „ ne " zur Sicherung der Fischbestände von zweihundert Seemeilen rund um die gruppe ein , die es seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion faktisch als seine alleinige Wirtschaftszone ansieht . Zum einen sei es durch den Souveränitätsartikel des bergenabkommens zu einer solchen richtung ermächtigt und zum anderen gelte das Nutzungsrecht anderer Nationen nach dem Abkommen nur innerhalb der meilengrenze der eigentlichen wässer Spitzbergens . Diese Auslegung , die sich einerseits auf das Abkommen stützt , andererseits aber seinen Geltungsbereich stark einschränkt , sähe die isländische gierung gern vom Europäischen hof überprüft . Kommt es dazu nicht , könnte sie sich auf den Standpunkt zurückziehen , dem Abkommen niemals beigetreten zu sein und also auch das norwegische mungsrecht über das Niemandsland bergen nicht anerkannt zu haben . Den wegischen Einwand , Island habe den von Seiten Norwegens seit 1978 wiederholt lassenen Bestimmungen über Fangquoten , - Perioden und - gebiete nie widersprochen und damit zumindest ein norwegisches wohnheitsrecht anerkannt , weist Reykjavik mit Hinweis auf Inopportunität solcher dersprüche zur Zeit des Kalten Krieges zurück . Sollte Norwegen die Zuteilung von Fangquoten in der Barentssee indes tig von einer Unterzeichnung des genabkommens abhängig machen , so sei land jederzeit bereit , dem Abkommen beizutreten . Einen entsprechenden schluß faßte die isländische Regierung im März 1994 .
Den ökonomischen Hintergrund dieses spitzfindigen Rechtsstreits und seiner lerweile gewaltsamen Auswüchse bildet der dramatische Rückgang der de im gesamten Nordatlantik . In der chen Augustwoche des vergangenen Jahres , in der sich in Stockholm die beiden minister Norwegens und Islands gegenseitig als „ Seeräuber " und „ Samurai " titulierten , fand in Reykjavik eine Tagung der tionalen Meeresforschungskommission zum Thema Kabeljauschwund statt . Die ehemals größten Bestände an nordatlantischem beljau vor Labrador und Neufundland ren so weit zurückgegangen , daß die
dische Regierung seit dem Sommer 1992 dort ein totales Fangverbot erlassen hat . Um Island gab es nach Erkenntnissen der ferenz bis 1928 mit rund 3 , 3 Millionen nen von vierjährigen und älteren Dorschen den zweitgrößten Bestand . Heute soll er rade noch 0 , 6 Millionen Tonnen betragen . Ähnlich dramatische Rückgänge nete man beim Kabeljau um Grönland und den Färöern . Einzig in der Barentssee soll es noch eine knappe Million Tonnen gerechter Dorsche , den nunmehr weltweit größten Bestand überhaupt , geben , womit das wachsende Interesse der ten an diesem abgelegenen Schlupfloch des Nordatlantiks hinreichend erklärt wäre .
In besonderem Maß gilt dies natürlich für Island , dessen Wirtschaftsleben noch immer zum ganz überwiegenden Teil vom Fisch abhängt . Die Überfischung der nen Gewässer führte mittlerweile zur setzung von Fangquoten , die von Jahr zu Jahr geringer bemessen werden . Das hat zur Folge , daß die triebe weniger und weniger ausgelastet sind und folglich zunehmend Mitarbeiter sen . Seit etwa zwei Jahren gibt es als telbare Folge davon erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg ein ernstzunehmendes Arbeitslosenpotential von knapp sechs zent der arbeitsfähigen Bevölkerung .
Abhilfe schaffen da zum einen der kauf von Fangmengen anderer Nationen , etwa des wegen seines manchmal prekären hygienischen Zustands verschrieenen „ Rus - sendorschs " oder das Erschließen neuer Fanggründe außerhalb der isländischen Wirtschaftszone , wie es derzeit in der rentssee geschieht . Nach neuesten nungen soll der Dorsch aus dieser region der isländischen Wirtschaft 1994 rund fünf Milliarden isländische Kronen einbringen oder umgerechnet einen Anteil von drei Prozent am gesamten Exporterlös .
Die Norweger , die inzwischen das „ Schlupfloch " als internationales Gewässer anerkannt hatten , dafür aber ihre ne um Spitzbergen umso strikter beachtet sehen wollten , fühlten sich provoziert : Ihr Küstenwachschiff mit dem symbolträchtigen Namen Nomen schnitt dreien der Boote zwar nicht den Lebensfaden , aber immerhin die Netze ab und feuerte schließlich einen Schuß auf die SH127 Már aus Olafsvfk ab .
Waren beide Seiten nach diesem Vorfall noch geteilter Meinung , ob es sich um einen gezielten oder lediglich um einen schuß gehandelt habe , so drehte sich bald
die Eskalationsschraube um eine ganze Windung höher . Nachdem er einen halben Monat lang im „ Schlupfloch " seine me gefüllt hatte , befand sich der isländische Trawler Hágangur II auf der Heimfahrt und warf am 5 . August 94 nur vierzig Seemeilen östlich der Bäreninsel noch einmal die ze aus . Als ihn ein Schlauchboot des gischen Küstenwachschiffs Senja daran dern wollte , holte einer der Matrosen auf dem Trawler eine Schrotflinte hervor und schoß - nach eigenem Bekunden zur schreckung in die Luft , nach Aussage eines norwegischen Offiziers gezielt auf die ner im Schlauchboot , die nur wegen des hen Seegangs von der Schrotladung knapp verfehlt worden seien . Nach Einholen des Schlauchboots und nachdem die Hágangur II wieder Fahrt aufnahm , wurde sie von der Senja unter Beschuß genommen . Zwei Warnschüsse wurden abgefeuert und zwei scharfe , von denen einer den isländischen Trawler achtern oberhalb der Wasserlinie traf . Daraufhin drehten die Isländer bei , ein bewaffnetes Prisenkommando der wache übernahm das Schiff und führte es in den Hafen von Tromso , wo gegen die zung ein Verfahren wegen brauchs eingeleitet wurde .
Obwohl man von norwegischer Seite darauf verzichtete , das Schiff bis zum schluß des Verfahrens festzuhalten , und die Hágangur II nach kurzem Stop in land schon wieder auf dem Weg in die rentssee war , muß man es wohl als eine Reaktion der isländischen Regierung auf diese Vorgänge ansehen , daß sie sich am 16 . August entschloß , dem Drängen ihrer Seeleute nachzugeben und ein eigenes stenwachschiff in die Barentssee zu senden . Zwar wurde der Oöinn für den offiziellen Auftrag , isländischen Seeleuten in entfernten internationalen Gewässern notfalls medizinische und fe zu leisten , ostentativ die Bordkanone abgeschraubt , bevor sie am Nachmittag des 22 . Augusts ihren Liegeplatz im Hafen von Reykjavik mit Kurs auf die Barentssee verließ . Dennoch stellt die Entsendung dieses Schiffes , das schon an den beiden vorangegangenen Kabeljaukriegen ligt war , eine unübersehbare on dar . Es bleibt abzuwarten , wie sich der bislang anscheinend noch kontrollierte Konflikt der Drohgebärden wickelt . Immerhin ist beiden Seiten längst klar , daß eine Lösung nur auf dem handlungsweg gefunden werden kann . ■
Nr . 4 , 1994
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