SELBSTDARSTELLUNG :
Nordis - Magazin
Im November erschien die 4 . Nummer von NORDIS - eine schrift , die auf „ Outdoor - Erlebnisse " abhebt .
Reinhold Dey
Die Zweimonatszeitschrift ist auf ein weites Spektrum angelegt , das zwar auch Touristik als wichtigen Schwerpunkt hat , aber über dieses Thema weit hinausgeht .
Was der Verlag Nordis GmbH in Essen da versucht , kann man mit aller Vorsicht als „ gewagt " bezeichnen . NORDIS wird mit einem Aufwand an Layout und dern ( natürlich farbig ) produziert , von dem andere Zeitschriften mit Nordeuropa als Thema nur träumen können . Da hinter dem Verlag die Nordis Holding GmbH steht , hat die Zeitschrift möglicherweise die Chance , jene Durststrecke zu hen , die man auf zwölf Monate , analog sechs Ausgaben , veranschlagen muß .
NORDIS
Magazin für Skandinavien und Outdoor - Erlebnisse Essen : Nordis Verlag GmbH Jahresabo 48 , 00 DM .
Beim Layout und den Illustrationen ist von Ausgabe zu Ausgabe eine rung deutlich zu bemerken . Eine andere Frage ist , ob sich NORDIS mit dern wie den bisherigen auch im verkauf durchsetzen kann . Nummer 1 brachte einen recht statischen Titel , Dampfer Juno auf dem spiegelglatten Wasser das Göta - Kanals : ein typisches Bild „ Ach wie ist es im Norden doch so schön ! " Heft 2 ist lebhaft und Outdoor - orientiert , mit einem Paddler auf dem wegischen Femundsee .
Der Titel von Heft 3 kann einem fast die Sprache verschlagen : ein Ausschnitt aus den Felszeichnungen von Alta . Ist es
Reinhold Dey ist Redaktionsmitglied von Nordis .
der tapsige Wunsch , mal etwas anderes zu bringen , oder der kalkulierte Versuch , am Kiosk aufzufallen ? Die eingelegte Schrift „ Magie der Ahnen " läßt ten , daß die Redaktion sich frech - gewagt auf den zweiten der genannten Wege geben hat .
Mit Marie - Luise Schwarz und dem Schweizer Hans Zollinger wurden eine Skandinavistin und ein schon fast
tigter Outdoor - Freak als Chefredakteure eingesetzt . Sie haben eine qualifizierte daktion zusammengestellt , darunter einen Kenner Finnlands , der offenbar dafür gen soll , daß dieser Teil des Nordens nicht „ wg . " Schwellenangst vor dem Finnischen hinter der uns allen bekannten mauer verschwindet .
So umfassen die Themen den gesamten Norden , vom Labyrinth der Saimaa - Seen bis hin zum Gletscher Drangajökull im
Nordwesten Islands und nach Grönland . Nur die Färinger müssen noch aufs decktwerden warten .
Der nicht - touristische Teil gewinnt erst langsam an Struktur : ein Artikel über die finnische Schiffbauindustrie und über den Wandel der samischen Kultur ( Jörg Tro - bitzsch ) .
Im 2 . Heft wird es schon ein wenig hafter : Island an der Schwelle zum 51 . Jahr der Selbständigkeit ( Hans Zollinger ) , ein Bericht über das Bibel - Festival der nischen Theatergruppe Rasende Rosen ( Angela Plöger ) , und unter den Titel „ kott verpufft ? " ein Beitrag zum wirklich heißen Thema des norwegischen Walfangs ( Hinrich Bäsemann ) . Als schwergewichtig kann der Beitrag „ Literarisch ein Genie , politisch ein Idiot " ( Catherine Meshir ) über Knut Hamsun gelten . Er brachte der Autorin - abgedruckt in Nummer 3 - Schelte und Zustimmung von Lesern ein . ( Also genau das Kontrapunkt - Echo , von dem jede Redaktion träumt . Das war lich kein sanft verhallender Schuß ins Bermudadreieck . )
Ein Artikel , der zugleich aktuell und schwergewichtig ist , findet sich in mer 3 nicht . „ Magie der Ahnen " - hin drei Seiten lang - hat Gewicht , aber naturgemäß als Round - up wenig alität . „ Gezähmte Jäger " ( Michael und grid Vogeley ) über eine Begegnung mit den Inuit kann als Beispiel einer wuchteten Balance von Reiseschilderung und kulturhistorischem Hintergrund ten . Diese Zweiseitigkeit läßt punktbildung wie beim Hamsun - Artikel einfach nicht zu .
Mit festen Rubriken ist die Redaktion offenbar bemüht , das abzudecken , was in der taz kurzgefaßt immer zu kurz kommt . Neben „ Reiseticker " und „ door " werden hier kürzere und längere Rezensionen von Büchern gebracht , ter der Rubrik „ Kultur " auch aufnahmen der Literaturszene , staltungen in Nordeuropa und Deutschland sowie News aus Kultur , Wirtschaft und Politik .
NORDIS ist offenbar eine bewußt pulär gehaltene Zeitschrift . Sie will Leser und Leserinnen im deutschen Sprachraum bedienen , die an den Menschen nördlich von Nord - und Ostsee interessiert sind und engeren Kontakt zu ihnen suchen . Nicht nur - aber auch - als Urlauber und Feriengäste . ■
Nr . 4 , 1994
Nordisches Instituí der Universität Kiel
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