ALVA MYRDAL :
Wissen und Engagement
Die Friedensnobelpreisträgerin Alva Myrdal ist eine der ragenden Frauengestalten Schwedens . Sie hat das schwedische Volksheim mit entworfen und im Kalten Krieg die Stimme der Vernunft zu Gehör gebracht .
Lars G . Lindskog
„ Sicher weiß ich nur zwei Dinge : Das eine ist , daß wir nichts dadurch gewinnen , Schwierigkeiten zu umgehen und unserem Wunschdenken nachzuhängen . Das re ist , daß es immer etwas gibt , was man selbst tun kann .
In ihrer einfachsten Form lautet die se , verschiedene Vorschläge zu chen , zu studieren und ihre Wirkungen zuloten - auch wenn es sich nur um Teillösungen handelt . Andernfalls bliebe ja nichts weiter übrig als aufzugeben . Und zugeben ist dem Menschen nicht würdig . "
Die Worte stammen von Alva Myrdal aus einem Radiointerview im schen Rundfunk kurz vor Weihnachten 1979 . Das Zitat spiegelt in einigen kurzen Sätzen die Friedensnobelpreisträgerin , Wissenschaftlerin , Forscherin , Politikerin , die Friedens - und Abrüstungsbotschafte - rin . Es zeigt auch Alva Myrdals sung über das , was sie in einem wöhnlich aktiven vierundachtzigjährigen Leben unternommen hat . Wissen und gagement waren für sie zwei Seiten ben Medaille .
Alva Myrdal wurde am 31 . Januar 1902 geboren . Ihr Vater war Baumeister , zog doch später in die Gegend von Eskilstuna , wo er Landwirtschaft betrieb . Die Mutter war Hausfrau mit großem Geschick als
Lars G . Lindskog ist Journalist in Stockholm . Er ist Autor eines Buches und einer Radioserie über das Leben von Alva Myrdal .
Schneiderin , eine Fertigkeit , die sie jedoch nie berufsmäßig ausnutzte .
„ Ich war immer wissensdurstig und te ein großes Interesse , neue Dinge zu nen " , konstatiert Alva Myrdal in einer Kurzbiographie , die kurz vor ihrem Tod im Februar 1986 erschien .
Daß Alva Myrdal schon als Kind lektuell gut ausgestattet war , bezeugen die Schulzeugnisse . „ Mit meinem Lesehunger durfte ich mich bis zum Abitur kämpfen . Meine Mutter wollte nicht , daß ich mich vom Heimatort wegbewege " , zählt Alva Myrdal . „ Aber als ich 17 war , ergriff mein Vater die Initiative für eine kleine Studiengruppe , die dem Lehrplan des Gymnasiums folgte . Das , was in vier Jahren geschafft werden sollte , studierte ich in dreien . " ••
Wissensdurst und Lesehunger
Die Fertigkeiten , die ihr das Abitur vermittelt hatten , spornten sie zu ren Studien an der Stockholmer sität an , wo sie 1924 das fil . cand . amen ablegte , zwei Jahre nach dem Abitur . Ihr Examen umfaßte Nordische Sprachen , Religions - und schichte . Daran schlössen sich Studien der Psychologie und Pädagogik an , was sie nach England , Deutschland und in die Schweiz führte .
Während ihrer Universitätsstudien traf sie Gunnar Myrdal , den späteren preisträger und international bekannten
Wirtschaftswissenschaftler , den sie 1924 heiratete . Mit ihm hatte sie drei Kinder , zwei Töchter und einen Sohn ( Zu den vieldiskutierten , sehr kritischen erinnerungen des Sohnes , Jan Myrdal , he NORDEUROPA / orwm 3 / 93 , S . 66 bis 67 ) .
Alva und Gunnar erhielten beide ein Rockefeller - Stipendium . Dies in der sche , reisten sie im Oktober 1929 in die USA , es war ihr erster , aber keineswegs letzter Besuch in den Vereinigten Staaten . Gunnar Myrdal hatte zu diesem Zeitpunkt bereits den Doktor der Rechtswissenschaft erworben .
Die Jahre 1929 und 1930 sollten eine entscheidende Rolle für Alva und Gunnar Myrdals zukünftige Interessengebiete len . Bis dahin waren Alvas Studien auf die theoretische Sozialpsychologie tet gewesen , doch nun beschritt sie andere Wege .
„ Obwohl wir viel zusammen waren und allgemeine Fragen diskutierten , Gunnar und ich , war unsere politische Einstellung , bevor wir nach Amerika kamen und dort studierten , nicht gefestigt . Dort wurde ser Interesse für soziale Fragen geweckt . Als wir die große Armut in diesem sten der Länder der Erde sahen , erwachte unser politisches Interesse und wir nen , ständig Vergleiche mit Schweden zustellen , das natürlich in vielen Punkten hinter den USA zurückgeblieben war . Aber sozial gesehen waren wir sehr viel weiter gekommen . "
Die Zeit in den USA nutzte Alva dal , um die soziale Situation von Kindern zu studieren . Sie machte die schaft mit Persönlichkeiten wie Charlotte Blücher und Arnold Gesell . Dies führte dazu , daß ihr Interesse für Reformen weckt wurde und sie ihr Augenmerk mehr auf die Probleme von Kindern und Familien richtete , als sie eigentlich plant hatte .
Aus den USA reisten beide nach Genf , wo Gunnar Assistenzprofessor wurde , während Alva ihre Studien in chologie und - pädagogik fortsetzte , unter anderem bei Professor Piaget .
Nach der Rückkehr aus den USA und Genf 1932 war Alva Myrdal von asmus und Reformeifer ergriffen . Alles , was sie gelernt hatte , wollte sie nun in praktische Reformen umsetzen . Sie gann Artikel zu schreiben und schulkurse in Iünder - und Familienkunde
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