Full text: (1994)

Die Stockholmer Studentenzeitung Gaudeamus publizierte unlängst folgenden Test . Die darin enthaltenen Fragen , die wir nachdrucken , basieren auf Aussagen des litätsforschers Àlee Daun , wurden jedoch vom Gaudeamus - Redakteur leicht stisch verfremdet . Viel Spaß beim Testen ! 
Wie schwedisch bist du ? 
Antworte ehrlich auf folgende Fragen . Für jede positive Antwort gibt es einen Punkt . 
1 . Ich spucke gern auf die Straße . Das sieht cool und männlich aus . Ein ordentlicher langer Flatschen Spucke ist nicht zu verachten . 
2 . Ich habe am liebsten mit Leuten zu tun , die dieselben Interessen und gen haben wie ich . 
3 . Ich weiche Konflikten aus und ziehe mich lieber zurück , als mich in eine Diskussion einzulassen . Ich äußere mich nur , wenn ich weiß , daß die Person , mit der ich spreche , der gleichen Meinung ist wie ich . 
4 . Ich bin anspruchslos , will nicht besser erscheinen als andere und kann die Leute nicht leiden , die sich selbst in den Vordergrund drängen . 
5 . Ich bin äußerst wortkarg , ich spreche leise und etwas undeutlich und bedanke mich gern , häufig und auf viele verschiedene Arten . Dankbarkeit gehört zum guten Ton . 
6 . Ich trete gern in der Gruppe auf , fühle mich aber als Individualist . Trotzdem halte ich es für wichtig , so zu sein , „ wie alle anderen " . Es ist gut , „ normal'' zu sein . 
7 . Ich arbeite auch gern in meiner Freizeit : ich streiche mein Boot , arbeite im Garten , gehe zu Lehrgängen oder singe in einem Chor . Herumsitzen und Kaffeetrinken ist nicht meine Art . Das wirkt träge . 
8 . Ich improvisiere nicht gern . Mein Handeln richtet sich nach bestimmten Ritualen und festen Zeiten . „ The same procedure as last year " ist gar keine so dumme Idee . 
9 . Ich werde böse und neidisch , wenn es Leuten , denen es so gehen müßte wie mir , besser geht - wenn zum Beispiel mein Nachbar mehr verdient oder sich ein größeres Auto leisten kann als ich . Auch Prominente sollten nicht glauben , daß sie etwas deres sind - aber wenn mir Lill - Babs auf der Straße begegnet , erzähle ich meinen Freunden stolz davon . 
10 . Ich habe wenige , aber doch einige Freunde . Die meisten von ihnen kenne ich schon lange , eigentlich schon seit meiner Kindheit . Ich unternehme selten etwas gemeinsam mit meinen Arbeitskollegen , aber wenn ich sie doch einmal zu mir nach Hause einlade , dann plane ich im voraus jedes Detail - es soll ja alles ordentlich und sauber sein , wenn „ Fremde " kommen . 
11 . Ich denke , daß man sich auf der Arbeit leger kleiden sollte , um nicht versnobbt und eingebildet zu wirken . Wenn ich mich dagegen mit guten Freunden treffe , mache ich mich gern fein . 
12 . Ich bin gern in der Natur . In der Einsamkeit am Meer oder im Wald finde ich Ruhe . Ich bin davon überzeugt , daß ich ein richtiger Naturbursche bin . Das beste an den ist ja doch das Recht , zu zelten , wo man will . 
10 - 12 Punkte : Du bist extrem schwedisch . Ein ungewöhnlicher Typ . 
7 - 9 Punkte : Du bist sehr schwedisch . 
4 - 6 Punkte : Du bist deutlich schwedisch . 
1 - 3 Punkte : Du bist ziemlich schwedisch . 
0 Punkte : Du bist extrem unschwedisch . Ein ungewöhnlicher Typ . 
Aus dem Schwedischen von Wolfgang Rackebrandt . 
Ein Zeitungsmarkt für eine Bevölkerung von 80 Millionen kann eben nicht mit nem Markt für 8 Millionen verglichen werden . Das Erscheinen einer ten Tageszeitung für einen speziellen serkreis verbietet sich in Schweden schon aus ökonomischen Gründen , da zu kleine Auflagen die Kosten nicht decken . So sehen war es wenig verwunderlich , daß der Intellektualismus besonders des schen Feuilletons den Studenten ins Auge fiel oder ins Auge stach . Aber das schriebene komme ihr so seelenlos vor , warf eine Studentin ein , andere fanden die Texte trotz stilistischen Schliffs „ schreckend unpersönlich " . Viele ten Humor , manche auch Lyrik . An die großformatigen Bilder in Dagens Nyheter und Svenska Dagbladet gewöhnt , scheinen schwedischen Lesern deutsche Zeitungen oft wie Bleiwüsten - „ wie ten das die Deutschen bloß aus ? " Am tischsten aber wurde die hohe Zahl von Negativmeldungen besonders auf den sten Seiten deutscher Zeitungen gewertet , das Rundumräsonieren in Leitartikeln , das Fehlen positiven Lebensgefühls , die mißte menschliche Nähe selbst in gen über das Zusammenleben . „ Bringen diese Zeitungen nicht noch mehr Hektik in einen Alltag , der mir schon hektisch nug vorkommt " , fragt eine Studentin mit Deutschland - Erfahrung , „ oder ist man wieso schon resistent ? " 
Von den Zeitungen zu den Büchern . wieweit beeinflußt deutsche schöngeistige Literatur das Deutschlandbild in den ? Quantitativ ist sie kaum merkbar . 
Von der übersetzten ausländischen ratur , die heute den Anteil schwedischer Belletristik knapp übertrifft , stammen 90 Prozent aus dem englischsprachigen Raum . Nur gut ein Prozent der ten Titel sind deutsch . In den letzten fünf Jahren erschienen derer 129 , die meisten davon mit finanzieller Unterstützung durch den staatlichen Kulturrat . Daß die beiden größten schwedischen Buchverlage in ihren diesjährigen Herbstkatalogen nicht einen einzigen Titel aus dem schen Sprachraum als Neuerscheinung verzeichnen , dürfte ohne Übertreibung ein Skandal genannt werden . Schlimmer kann es nicht mehr kommen . 
Bleiben ein paar Hoffnungsschimmer . Das deutsch - schwedische treffen in Visby im Juni dieses Jahres stand ganz in der Tradition des so folgenreichen 
44 
NORDEUROPA 
forum
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.