Aus Schiertz' Briefen an Dahl geht hervor , daß schon die Arbeit der Aufmessung und Dokumentation im norwegischen Vang aus mühsam war . Schiertz' Kleidung war bald verschlissen , und er mußte die ganze Zeit über von einseitiger Kost leben : Fladenbrot und Milch . Daß der junge Deutsche auf diese Weise mit den gen norwegischen Verhältnissen seiner Zeit in Berührung kam , hinderte ihn aber nicht daran , sich später im Lande sen . Von 1850 an bis zu seinem Tod lebte und arbeitete Schiertz als Architekt in Bergen . Zunächst sollte auf den Abbau der alten Kirche in Vang jedoch noch ein ganz und gar abenteuerlicher Transport nach Deutschland folgen . Alle noch brauchbaren Teile des Kirchleins , vor allem die geschnitzten Portale und die Säulen mit den Kapitellen , wurden mit höchster Vorsicht in Kisten packt . Der Altar , die Kanzel und auch die übrige Einrichtung der Kirche wurden nach der detaillierten Liste , die Schiertz schrieb , aber an Ort und Stelle belassen . Dann wurde das ganze Material mit Karren und Eseln über das Fillefjell , eine wilde schaft mit zu der damaligen Zeit nur schmalen Wegen , westwärts zum Sognefjord geschafft . In Lœrdalsoyri wurde auf Boote den . Nachdem man auf hoher See mehrere Stürme überstanden hatte und beim Einlaufen in Swinemünde ( Swinoujscie ) sogar auf Grund gelaufen war , erreichte man erst im Herbst des gleichen Jahres Stettin ( Szczecin ) . Dort wurde auf Binnenschiffe den , und die ganze Ladung wurde schließlich nach Berlin führt , wo sie den Winter über im Hof des Alten Museums lagerte .
Inzwischen hatte der preußische König sich nach einem tigen Standort für die Kirche umgetan . Die Pfaueninsel bei Berlin kam nun hierfür nicht mehr in Frage . Hilfe bei der Suche nach nem geeigneten Ort erfuhr Friedrich Wilhelm IV . durch Johanna Juliane Friederike Gräfin von Reden auf Buchwald ( Bukowiec ) in Schlesien , mit der er gut befreundet war . Sie wußte , daß die wohner des kleinen Dorfes Brückenberg am Nordhang der Schneekoppe keine eigene Kirche hatten . Vor allem im Winter war es für sie beschwerlich , in die nächstgelegenen Kirchen in Arnsdorf ( Milkow ) oder Schmiedeberg ( Kowary ) zu gelangen . „ Der Punkt war längst in meinem Herzen gefunden , " schrieb die Gräfin im Dezember 1841 an den König , „ sie muß im Angesicht von Erdmannsdorf auf der Höhe stehen , zum Gottesdienst für die Gebirgsdörfer oder Gebirgsbauden , Forst , Wolfshau , Baberhäuser , Brückenberg . Daneben ein Haus von Holz im selben Stil , einfach und rustique , für Prediger und Schullehrer " . Und so sollte es kommen : Bereitwillig schenkte der König die Kirche seinen schle - sischen Untertanen .
Vom 26 . März bis zum 17 . April 1842 wurden deshalb die Reste der Kirche auf Flößen über Kanäle und die Oder aufwärts bis halt ( Przystan ) transportiert . Von dort aus benutzte man Pferde und Wagen . In allen Ortschaften , durch die die Kolonne fuhr , wurde sie von den Spalier stehenden Einwohnern freudig begrüßt ; die neun Wagen mit der seltsamen Last müssen ein cher Anblick gewesen sein .
In Brückenberg selbst wurde indessen damit begonnen , an einer am „ schwarzen Berge " gelegenen Stelle den Bauplatz zu ebnen . Christian Leopold Graf von Schaffgotsch aus Bad Warmbrunn ( Cieplice ) hatte ihn zur Verfügung gestellt . Doch mußte auf dem stark abschüssigen Gelände noch teils Fels abgesprengt , teils Erde aufgeschüttet werden ; zusätzlich mußte eine über 6 m hohe mauer errichtet werden . Schließlich konnte Friedrich Wilhelm IV . aber am 2 . August 1842 persönlich den Grundstein zur Rekon -
Wenn eine Kirche auf Reisen geht . . .
struktion der Stabkirche legen . Die Bauarbeiten dauerten samt zwei Jahre ; für die Kirche selbst mußten zahlreiche Elemente neu angefertigt werden , da die alten nicht mehr zu gebrauchen waren . Das Pfarr - und Schulhaus wurde , so wie es jetzt liegt , lich neu erbaut ; die Skizze für den steinernen Glockenturm hatte der König im April des Jahres noch selbst angefertigt .
So kam es dann am 28 . Juli 1844 endlich zur feierlichen hung der „ neuen " alten Kirche . Nach Pfarrer Erich Gebhardt war es ein „ köstlicher Sonntag " , an dem sich eine ganze Reihe von lustren Persönlichkeiten „ aus den höchsten Ständen " versammelt hatte , um der Eröffnung des Gotteshauses durch den König wohnen . Weil aber nicht alle Gemeindemitglieder in dem lein Platz gefunden hätten , war vereinbart worden , daß aus ihren Reihen nur je ein Familienmitglied an den Zeremonien men konnte .
Die Kirche selbst erhielt - nach dem Namen ihrer alten gischen Ortschaft Vang - während der Feiern an diesem Tag den Namen „ Bergkirche Unseres Erlösers - Wang " . Sie ist mit ihren 855 m N . N . die am höchsten gelegene Kirche in Schlesien und wird heute von einer kleinen evangelisch - lutherischen Gemeinde genutzt , die um das alte Bauwerk redlich bemüht ist und es mit den Einkünften aus seinen Besichtigungen instand hält . meinde ist die Gemeinde Hahnenklee im Harz , in der ebenfalls eine Stabkirche steht . Diese wurde jedoch im Unterschied zur che Wang erst in den Jahren 1907 / 08 und lediglich nach schem Vorbild erbaut .
Im Jahre 1979 inspizierte der norwegische Architekt und kannte Fachmann Arne Berg die Kirche Wang und verglich das heutige Bauwerk mit den Zeichnungen und Plänen , die einst Schiertz und Dahl anfertigten . Dabei kam Berg zu dem ternden Ergebnis , daß die Kirche in mancher Hinsicht verändert wurde , als sie in Brückenberg wieder aufgebaut wurde . Viel Neues kam zu dem alten Baumaterial hinzu , um beschädigte Teile zu parieren und neue Partien auszufüllen . So ist beispielsweise der gesamte Laubengang rekonstruiert worden ; auf den alten in wegen angefertigten Zeichnungen von Schiertz sind keine Spuren von einem solchen zu erkennen . „ Wenn man heute die Kirche von
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