Das estnische Ausländergesetz , das vor allem den Aufenthalt im Lande durch stimmungen zu Aufenthalts - und erlaubnis regelt , wurde im Juli 1993 in einer revidierten Fassung verabschiedet . Unter anderem der mangelnde Rechtsanspruch bereits ansässiger Personen auf eine enthaltsgenehmigung und die ständige neuerungspflicht der Genehmigung hatten auf russischer Seite für Erbitterung bis hin zu Vorwürfen von Apartheid und „ scher Säuberung " gesorgt . Nach der fung des Gesetzes durch den Europarat und die KSZE wurde der Rechtsanspruch bereits vor dem 1 . Juli 1990 ansässiger sonen auf eine unbefristete und Arbeitserlaubnis verankert . Davon sind aktive und ehemalige Offiziere der wjetischen Streitkräfte und Personen aus den Sicherheitsdiensten sowie deren lienangehörige ausgenommen . Allein der mit den pensionierten Offizieren der Roten Armee verbundene Personenkreis wird auf mindestens 80 . 000 Personen geschätzt , ein nicht unerheblicher Teil der nicht - schen Bevölkerung . Es wurden außerdem unklare Formulierungen gestrichen ; es de die Möglichkeit eingeräumt , gegen die Verweigerung der Aufenthaltserlaubnis den Rechtsweg einzulegen und klargestellt , daß legales Einkommen auch aus staatlichen Transferleistungen bestehen kann .
Einbürgerung mit Hürden
Während in Estland nach der gigkeit schnell eine nicht unumstrittene , aber doch wenigstens klare Staatsbürger - schafts - und Ausländerpolitik Konturen wonnen hat , die man auf den Begriff „ bürgerung mit Hürden " bringen könnte , konnte man sich in Lettland lange Zeit nicht auf eine Linie einigen . Die öffentliche Meinung in Lettland ist in dieser Frage nach wie vor , wie generell in politischen Fragen , zerstritten . Was fehlte , war der litische Wille , überhaupt Einbürgerungen vorzunehmen . Nach dem jetzigen Staats - bürgerschaftsgesetz kann ab dem 1 . 1 . 1996 die lettische Staatsbürgerschaft beantragt werden . Zunächst dürfen das allerdings nur 16 - 20 - jährige in Lettland geborene länder . Ein Jahr später dürfen sich dann ebensolche 20 - bis 25 - jährige dazugesellen . Ab dem Jahr 2003 schließlich sind auch die nicht in Lettland geborenen Ausländer liebigen Alters dazu berechtigt . Die Letten errichten keine Hürden , sondern einen
Vilnius , 1994
Im Januar 1991 wurde das zentrum in Vilnius von der dortigen völkerung gegen die sowjetischen pen verteidigt , die kraft ihrer im Niederschlagen von gen erprobten Panzer vorerst die „ keren " bleiben sollten . Vystené erzählt mir , wie es war . Wie die Menschen sammenhielten , wie immer mehr men : zum Parlament wie zum turm . Wie sie gemeinsam Tee teten und gemeinsam aßen .
An seinem Fuß steht ein Kreuz mit den Fotos der mehr als zwanzig Toten . Eine Frau war unter ihnen , die meisten waren kaum älter als zwanzig Jahre .
„ Überall in Vilius stehen neuerdings Kreuze " , meint Vytené . „ Doch mit sem hier habe es etwas Besonderes auf sich . Wir sind dabeigewesen als es um unser Land ging " . Als mir nichts weiter einfällt , als ein „ spannend " zu erwidern , ernte ich einen fragend - kritischen tenblick . Ich hätte gar nichts sagen len . Dann denke ich an den Herbst 1989 in der DDR , an die Panzer , die damals in den Kasernen geblieben sind .
Am Morgen danach , als alles vorbei zu sein schien , patroullierten sche Tanks durch das nahegelegene Wohngebiet . Der Hohn der Militärs kannte keine Grenzen : „ Freut euch , wir haben euch befreit ! " , plärrte es lich aus den Lautsprechern .
Doch der Hohn der Unterdrücker dert den Haß der Unterdrückten heraus : auf deren Sprache , deren Kultur , auf den Panzerfahrer wie auf den ber , auf die russische Verkäuferin sogar .
Mehr als drei Jahre sind seit den matischen Ereignissen jenes baltischen Winters ins Land gegangen . Die sche Munition konnte entschärft den , die Panzer mußten ihre tung gen Heimat ändern . Es gibt eine neue Freiheit , für die gekämpft wurde , für die Menschen ihr Leben gaben . Nicht nur in Vilnius , auch in Riga ist Blut geflossen .
Das sowjetisch besetzte Baltikum mußte drei jungen Staaten Platz chen . Drei Staaten , die sehr wußt auftreten , trotz eines Gebirges von
politischen und wirtschaftlichen blemen , das vor ihnen liegt .
„ Nie wieder Sowjetherrschaft ! " Diesen Satz könnte Vystené aus Vilnius ebenso unterschreiben wie Ineta aus Riga . „ Und dennoch ist es eigenartig " , meint Ineta , „ wenn eine Reise von Riga nach Vilnius heute allem deshalb mehrere Stunden länger dauert als früher , weil man an der lettisch - litauischen Grenze warten muß und oft mit viel „ Sorgfalt " kontrolliert wird " .
Ineta und Vystené sind Skandinavi - stinnen , beide nahmen im September an der „ Internationalen renz für Nordische Philologie " in us teil .
Am Abschlußabend ist die Zeit des Pathos und der großen Gefühle men . Gedichte werden deklamiert , der gesungen , tief empfundene Toasts dargebracht .
Die Deutschen aus Kiel und Berlin tun sich wie immer schwer , mes Liedgut zu finden , am Ende wird dann doch „ Am Brunnen vor dem Tore " heruntergesungen . Die Polinnen spielen einen schwedischen Sketch , Schweden singt ein unartiges Lied über Schnaps und Flüche .
Lettland und Estland tanzen sam . „ Wir Letten haben nicht nur sches , sondern auch ein wenig fennoug - risches Blut in uns " , erklärt Ineta . „ Deshalb braucht es niemanden zu dem , wenn wir nun gemeinsam einen nischen Volkstanz zeigen " . Beifall .
Als Gunnar aus Reykjavik zu einem russischen Gesang anhebt , fühle ich ein wenig Unbehagen in mir aufsteigen , als sich ihm ein Professor aus Oslo gesellt , streift mein unsicherer Blick die litauischen Studentinnen . Daß sich dor aus Moskau dem Duo anschließt , überrascht mich keineswegs .
Doch dann wird Alma gedrängt , lich „ ihr " Lied zu singen , ein russisches , über die Liebe . Da steht sie , eine rin , ihre helle Stimme bewegt die Zuhörenden , und als Fjodor neben sie tritt , merke ich , daß er den Text ter beherrscht als sie .
Stephan Muschick
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