Full text: (1994)

PRESSESCHAU 
Märkische Allgemeine 
Zeitung für das Land Brandenburg 
12 . 08 . 1994 
Ergebnisse der Europa - Referenden in Nordeuropa 
Finnland Schweden Norwegen 
Abstimmungsdatum 16 . 10 . 1994 13 . 11 . 1994 27 . / 28 . 11 . 1994 
Ja 57 , 1% 52 , 3% 47 , 7% 
Nein 42 , 9% 46 , 8% 52 , 3% 
Wahlbeteiligung 74 , 0% 83 , 3% 88 , 6% 
Der Elch röhrt auch auf Bestellung 
Schweden ist ein weites Land , in dem wenig passiert . Die Journalisten hier ben alle Hände voll zu tun , um ihre tungen vollzukriegen . Da kommt ihnen die Geschichte von Kenneth Andersson aus Smâland gerade recht . 
Kenneth betreibt das „ Möre Motell " in Söderakra , direkt an der E 22 . Dort gen vor allem Deutsche ab , und daß die etwas anderes sind als andere Urlauber , hat Kenneth schnell gemerkt . Erklären kann es keiner , verbergen auch nicht : Die Deutschen sind elchverrückt . 
Um den König des Waldes vor die Linse zu bekommen , üben sie daheim schon zwei Wochen vorher den Brunzlaut . Sie steigen an jedem Elchwarnschild aus dem Auto und gehen nachgucken . Sie gen halbe Nächte auf finsteren Waldwegen oder lauern bei Tagesanbruch im Dickicht . Und doch haben nur wenige wirklich Glück , denn der Elch ist ein scheues Tier und verzieht sich lieber , wenn Manne aus Berlin durchs Unterholz kracht . 
Um seinen Gästen diese herbe schung zu ersparen , hatte Kenneth eine prima Idee . Wie wär's , wenn man wo einen zahmen Elch auftriebe und den ganz unauffällig an einen Baum bindet , um eine halbe Stunde später mit einem Bus voller seliger Germanen daran vor - beizuschaukeln ? Was für ein Renner - Urlaub mit Elchgarantie ! Kenneth wandte sich , weil er persönlich keine kanntschaften hatte , vertrauensvoll an seine Lokalzeitung . 
Eine Woche später kannte ihn das ganze Land . Von Malmö bis Kiruna schüttelten die Schweden die Köpfe über den einfallsreichen Hotellier . In kra lief das Telefon heiß . Manche wollten einfach nur zu der Idee gratulieren , einige schimpften . Ob man denn bald tionen hätte , wo jeder , der Besuch aus Bayern kriegt , sich mal schnell einen Elch ausleihen kann ? 
Dann kam kiloweise nette Post mit venirvorschlägen , und endlich kam auch ein heißer Tip . Es gäbe da ein zahmes tier , das seine Mutter bei einem 
unfall verloren hat . Es brigt sich wohl zu sagen , daß die traurige te vom verwaisten kalb schon am nächsten Tag in allen Schlagzeilen war . 
Unterdessen wurde in Söderakra eifrig an einem Gehege für Ása - Nisse gebastelt , und nur wenig später stakste er selbst , leicht schläfrig , aus einem Pferdetransporter in die neue Heimat . Gerade noch tig , denn die ersten deutschen Touristen tuckerten bereits durchs Land . 
Einer von ihnen löste zu seinem nen großes Gelächter im Hotel aus . Er hatte sich , als der Presserummel gerade am größten war , vertrauensvoll und nungslos ans Personal gewandt und fragt , ob man denn vielleicht einen Elch sehen könnte ? Man kann , und cherweise ist bald eine ganze Elchfamilie zu bestaunen . Denn Schweden wäre nicht Schweden , wenn es keine Gesetze für vate Elchhaltung gäbe : Ása - Nisse muß eine Eulalia krigen , damit er sich nicht einsam fühlt . Und während Kenneth auf Brautsuche ist , spitzen die Journalisten schon mal die Bleistifte - diese Love - Stoiy wird ihnen garantiert übers merloch hinweghelfen . 
A . N . 
Pfeiles Deutschland 
13 . 10 . 1994 
Sanft und stark 
Als wohl berühmteste rin der Welt wäre Astrid Lindgren lich schon längst des Nobelpreises für ratur würdig gewesen . Aber es könnte sein , daß ihr der , Alternative Nobelpreis " , der ihr von der Stiftung „ Right Livelihood Award " ( Stiftung für richtiges Leben ) kannt wurde , sogar noch wertvoller ist . Denn diese Auszeichnung , die 1981 von dem Deutsch - Schweden Jakob von Uexküll als Gegengewicht zu den herkömmlichen Nobelpreisen gestiftet wurde , soll gen zur Bewältigung „ der drängendsten Menschheitsprobleme " würdigen . So wird die 87jährige Schriftstellerin eben nicht nur für ihre mehr als 70 Bücher und 
stücke geehrt , sondern vor allem auch für ihren lebensnahen Kampf für die Rechte von Kindern . 
Man sagt von ihr , sie sei fröhlich wie ihre Geschichten und so unkompliziert wie ihr wohl berühmtestes Kind Pippi Lagstrumpf . Sie hat Leid erfahren . Mit 19 ging sie allein nach Stockholm , weil sie ein uneheliches Kind bekam . Das ist ihr dann gestorben . Auch den Mann , den sie heiratetete , verlor sie früh . „ Pippi " hat sie sich für ihre ter ausgedacht , ohne auf literarischen folg zu hoffen . Auch heute sagt sie , daß sie beim Schreiben weder an Literatur noch an Pädagogik denkt . „ Vielmehr freut es mich , wieder ein Kind zu sein . " 
Sie spricht vom „ Kind in mir selbst " , das glaubt und hofft und Sehnsucht hat . Es will geborgen sein und freudig leben ohne Zwang . Es hat Angst vor Gewalt und würde gern stark sein , um allen zu helfen , die das brauchen . Und so ist es für Astrid Lindgren eine keit , sich auch politisch zu engagieren . 
Sie fühlt mit den sozial Benachteiligten . In ihrer einfachen , Idaren Sprache bringt sie die Dinge auf den Punkt , wenn sie sich gegen die Aufrüstung , gegen Gewalt , für die Rettung der Natur ausspricht . Probleme der Massen - Tierhaltung in Schweden hat sie mit solchem Nachdruck an die Öffentlichkeit gebracht , daß ein neues Gesetz beschlossen wurde . Das alles geschieht ohne jeglichen Hang zur Selbstdarstellung . Sanft und entschlossen tut sie , was getan werden muß . 
Irmtraud Gutschke 
l ) M>E\S Wll FT IIB - 
23 . 10 . 1994 
Rustikal Schwedisches in italienischem Palast 
Die schwedische Designausstellung „ The Human Dimension " im Palazzo la Triennale in Mailand stellt einen promiß in mehrfacher Hinsicht dar : 
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NORDEUROPA 
fortim
	        
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