nicht nur mit der norwegischen Sprache stehen die Autoren auf Kriegsfuß , auch ihr Umgang mit deutscher Syntax und tik ist abenteuerlich : „ Als Sohn von Olaf Trygvason fiel er [ Olaf Haraldsson ] in der Schlacht bei Stiklestad für Norwegen , de so zu Olaf dem Heiligen und in einer Kapelle auf Öra beigesetzt , aus der später Baumeister aus allen Gegenden der Alten Welt den Dom erbauten " . Man könnte über schmunzeln , wäre es tatsächlich das , wonach es klingt : ein Aufsatz aus der 4 . Grundschulklasse .
Für all das kann der Fotograf Wulf Ligges nichts , dessen großartige Aufnahmen das erste Drittel des Buches einigermaßen wettmachen . Ligges hat weitgehend darauf verzichtet , Klischees abzubilden , und einige überraschende Perspektiven eingebracht - etwa eine Serie von Schneegestöber auf den Lofoten . Schade nur , daß der Verlag darauf verzichtet hat , die Fotos per de zu kommentieren , und statt dessen eine Art Lesezeichen beifügt , das die men sehr , sehr knapp beschreibt . dem stört es den Betrachtungsgenuß enorm , daß die Fotos zwar mit bis zu fünf vorausweisenden bzw . zurückweisenden Pfeilen , aber nicht mit Nummern versehen sind . Schließlich führt man ja beim hen keine Strichliste darüber , welches Foto man denn nun gerade vor sich hat .
Auch Sie sind , wie ich sehe , in der handlung zu dem Schluß gekommen , daß soviel Geld für ein solches Produkt nicht gerechtfertigt ist , und stellen das Buch täuscht ins Regal zurück . Aber gleich ben finden Sie einen anderen , vielverspre -
Schon beim Aufschlagen der erste nehme Eindruck : Es gibt ein ausführliches und aussagekräftiges Inhaltsverzeichnis . Anders als in dem vorstehend nen Buch liegt hier kein massiver Textblock vor einem Fototeil ; hier sind Texte und tos gemischt , was einen angenehm gelockerten Eindruck macht . Außerdem ist jedes Foto , wie es sich gehört , mit einer gende versehen , so daß man nicht ständig vor - und zurückblättern muß . Abgerundet wird der Band durch ein Namens - und Ortsregister und eine kurzgefaßte
schreibung mit Karte , auf der die Orte meriert und dadurch gut wiederzufinden sind .
Lothar Schneider , der für den Text wortlich zeichnet , hakt keine geologischen Daten und historischen Fakten ab , sondern er erzählt - ruhig , humorvoll , mit einer sönlichen Färbung und einer angenehm zurückhaltenden Sprache , die ohne sches Wortgeklingel auskommt . Man merkt Schneider , der ein bekannter Übersetzer wegischer Belletristik ist , die literarische fahrung an , und vor allem merkt man , daß er Land und Leute gut kennt . Zum Glück versucht er gar nicht erst , die ganze schichte Norwegens zu vermitteln , sondern beschränkt sich auf Schwerpunkte , die auch diejenigen Leser interessieren dürften , die sich schon mit Norwegen beschäftigt haben und nicht mehr unbedingt bei der Eiszeit fangen müssen . So geht er auf die Sagen - und Märchentradition Norwegens ein , tert die Hintergründe der strengen politik und des Sprachenstreits und erklärt die Bauweise der Stabkirchen , die ihren sprung in der Schiffsbautechnik der Wikinger hat . Mit einer Beschreibung der rung und ihrer Begleiterscheinungen ( Armut , Auswanderung nach Amerika ) leitet der dann zur Gegenwart über , nicht ohne auf Norwegens Rolle in den beiden gen einzugehen . Aufgelockert wird der Text , neben Landschaftsaufnahmen , durch Fotos und Portraits , die man sonst eher selten sieht - so etwa der junge Willi Brandt im schen Exil , halbnackt und verschwitzt ten einer Fußballmannschaft .
Eine kleine Überraschung sind die beschreibungen : die sind nämlich hundert Jahre alt . Die Auszüge aus den historischen Reisetagebüchern von Ferdinand Krauß ( von 1888 ) und Friedrich Mehwald ( von 1858 ) geben einen Einblick , wie es sich per Dampfschiff und Pferdefuhrwerk reiste - und welche Gedanken den Reisenden nerzeit bewegten : „ Die 25 . 000 Einwohner Bergens gehören unbedenklich zu den schönsten Menschen auf der schen Halbinsel : eine glückliche Kreuzung zwischen Normannen und Deutschen hat einen Mittelschlag - aber hübscher als de Grundelemente - hervorgebracht . "
Eine echte Augenweide sind die Fotos von Fritz und Hauke Dressler , deren grafische „ Handschrift " unverkennbar ist . Ihre großformatigen men ( darunter zwei im ausklappbaren noramaformat ) sind in der Regel
mungsaufnahmen , eine Spur dunkler halten als sonst in der Fotografie üblich , dadurch leuchten die Farben besonders tensiv . Diese Technik , die vielleicht nicht dermanns Geschmack trifft , verleiht den Aufnahmen einen suggestiven Charakter , der gut zur norwegischen Landschaft paßt .
Ja , denken Sie , das ist genau das Buch , das ich gesucht habe - informativ und mit Fotos , die zum Träumen einladen . Und an der Kasse sind Sie freudig überrascht , daß es nur 54 , - DM kostet .
Dagmar Lendt , Berlin
FAMILIENBANDE :
Leichen im Keller
Einen sperrigen Roman hat der Finne Paavo Haavikko mit „ Fleurs mittlere Reife " vorgelegt . Sperrig , obwohl das Buch vom Umfang her doch eher als schmal bezeichnet werden muß .
Es gibt Bücher , die einen auch nach zweimaligem Lesen verwirrt und ratlos zurücklassen . Was wurde einem dort zählt und vor allem von wem ? Textstellen , bei denen man plötzlich klarsieht , wechseln ab mit Passagen , die voller Rätsel stecken . Wenn uns so ein Buch fesselt , hängen wir am Haken und kommen nicht mehr los . Der Roman Fleurs mittlere Reife des schen Schriftstellers Paavo Haavikko ( * 1931 ) ist so ein Buch .
Paavo Haavikko Fleurs mittlere Reife
Aus dem Finnischen von Gisbert Jänike
Salzburg / Wien : Residenz - Verlag , 1994 114 S . , DM 38 , - .
Alles beginnt damit , daß die jährige Fleur beschließt , ihre Kindheit zu beenden und ihre mittlere Reife zu gen . Im Weg steht ihr lediglich ihre fräulichkeit , so beschließt sie , diese werden . „ Ich hab mir schon ausgesucht , wer's macht . Keiner von den Kerlen aus der Schule , auch keiner aus der Nachbarschaft . Ich nehm einen aus der Familie " , schreibt Fleur in ihr Tagebuch . Ihre Wahl fällt auf Onkel Theo . Der wird kurz darauf in seinem
chenden Bildband .
Fritz Dressler , Hauke Dressler ,
Lothar Schneider Norwegen
München Verlag : C . J . Bucher , 1990 , 1994 160 S . , DM 54 , -
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NORDEUROPA
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