Full text: (1994)

mans Welt betreten will , tut es am besten wie Bergman selbst - durch das Theater " . Die Vernachlässigung der „ Ehefrau " , die auch ein Manko des Buches ist , mag in der größeren Anziehungskraft des diums Film begründet liegen . Eine andere Ursache ist , daß nur einem relativ kleinen Teil des internationalen Publikums das Theaterschaffen Bergmans - etwa durch Gastspiele des Königlichen Dramatischen Theaters ( Dramaten ) in den achtziger ren - zugänglich war . Dem deutschen blikum war es allerdings bekannt . Bergman arbeitete von 1976 - 1985 am Münchner Residenztheater und erregte u . a . durch die zeitgleiche Aufführung von Ibsens Nora , Strindbergs Fräulein julie und seinen nen Szenen einer Ehe Aufmerksamkeit . Ein Projekt , das programmatischen Charakter hatte . Zwei von ihm immer wieder te Klassiker wurden einer eigenen on korrespondierend gegenübergestellt . 1976 erhielt Bergman den Goethe - Preis der Stadt Frankfurt a . M . - als erster Vertreter der Filmbranche , der sogenannten 7 . Muse . Diese Beziehungen Bergmans zu Deutschland finden in der vorliegenden Anthologie leider keine Berücksichtigung . 
Die schon erwähnte Unterschiedlichkeit der Beiträge wirft die Frage auf , an welches kum sich das Buch wendet . Die Laudatien von Bergmans Filmkollegen sind für jeden gut bar . Einige Aufsätze jedoch sind nur dem geweihten Spezialisten verständlich , zum spiel der von Mikael Timm , der in seinem Text allein mit den Tilmtiteln argumentiert . hin ist man von der fehlenden Aktualität in dieser Aufsatzsammlung enttäuscht , denn mit Fanny und Alexander endet auch die dersetzung mit dem Künstler . Bergman hatte nach seinem sogenannten Alterswerk ( 1983 ) den Entschluß bekanntgegeben , sich von der Filmarbeit zurückzuziehen - aber nicht von der Arbeit überhaupt . Heute ist Bergman für das Fernsehen und als Drehbuchautor zum Beispiel von Bille Augusts In bester Absicht tätig . Unermüdlich inszeniert er zudem am Stockholmer Dramaten , u . a . Ende 1993 Lorcas Bluthochzeit , zehn jähre eines sehr aktiven bens werden unterschlagen . Das ist lich , denn die „ gespenstische Gestalt " geht noch immer um . 
In der Sondernummer von Chaplin 1993 anläßlich des 75 . Geburtstages erschien der Abdruck des neusten Stückes von Bergman über den von ihm sehr verehrten filmregisseur Georg af Klercker . 
Ulrike Temper , Berlin 
FLOP UND TOP : 
Norwegen im Bild 
Viele Bildbände über Norwegen sind schön aufgemacht , aber nicht alle sind auch informativ . Wenn die ( re ) Anschaffung nicht reuen soll , empfiehlt sich ein kritischer Blick in den Textteil . 
Der Urlaub in Norwegen war schön , und Sie haben etliche Filme knipst , um ein bißchen Landschaft mit nach Hause zu nehmen . Wenn Sie dings nicht gerade ein Profi sind , ist das gebnis vermutlich so oder ähnlich len : Mitternachtssonne in fünfundzwanzig Variationen , ein halbes Dutzend Mal Hardangervidda aus dem Zugfenster ( wackelt ) , Monika auf dem Gletscher ( belichtet ) , Mäxchen auf dem steineren Elch im Nationalpark ( beide ohne Kopf ) , Martin auf dem Campingplatz in Dombâs ( links , neben der Mülltonne ) . Dabei haben Sie doch soviel mehr gesehen . . . 
Wulf Ligges Norwegen 
Texte von Annette Ster und Michael Möbius Köln : DuMont Buchverlag , 7 994 ISO 5 . , DM 79 , 80 . 
Also gehen Sie in eine gutsortierte handlung , um sich einen dieser prächtigen , großformatigen Norwegen - Bildbände zu kaufen . Der erste Band , in dem Sie tern , ist der von Wulf Ligges . 
Der Band ist streng gegliedert - ein tel Text , zwei Drittel Fotos . Im Textteil wird ein enormer Bogen von der letzten Eiszeit bis zur Gegenwart geschlagen . Auf ganzen 48 Seiten handeln die Autoren sche und geohistorische Besonderheiten , die politische Geschichte und eine beschreibung ab , und zwar auf Kosten des Informationsgehalts , der Verständlichkeit und leider auch der sachlichen Richtigkeit . 
Das einleitende Kapitel - „ Einstimmung " genannt - ist noch einigermaßen tiv . Hier erfahren Sie Wissenswertes über die Entstehung der Gebirge , über die landschaft , die von den Eiszeiten geformt wurde , über Klima und Flora . Ärgerlich sind die abgegriffenen Worthülsen ( „ tisch " , „ ehrfurchtgebietend " ) , dagegen 
wirkt die Pathetik der Autoren ( „ schattige Schründe " , „ Atem der Ewigkeit " , scher , die „ in blendend weißen Flammen gegen den tiefblauen Samtvorhang des Himmels lodern " ) wegen ihrer gen Komik eher lächerlich , zumal schen urplötzlich fachsprachliche rungen ( „ postglaziale Sukzession " ) chen . Nicht tolerierbar sind Falschaussagen wie diese : „ Ebenso verwundert , daß . . . auf den Lofoten das Temperaturmittel von 24° Celsius über den Durchschnitt dieser tengrade auf der Nordhalbkugel liegt . . . " . Da müßte ja Mallorca vor Neid erblassen . Richtig ist natürlich : „ Die jahresdurch - schnittstemperatur [ auf den Lofoten ] liegt um ganze 24° höher als die mittlere durchschnittstemperatur , die weltweit für diesen Breitengrad gemessen wurde " ( Zitat aus einem norwegischen Lexikon , hebungen von mir ) . Immerhin , ein kleiner , aber gravierender Unterschied . 
Schlichtweg miserabel ist der historische Teil . Nicht nur , daß die Kenntnis dender Hintergründe bei den Lesern ausgesetzt wird ( so wird die „ Schlacht bei Stiklestad " nicht erklärt ) , es werden auch hier wieder Falschinformationen gegeben : Die neuzeitlichen Könige Norwegens den nicht mehr pompös im Nidaros - Dom „ gekrönt " , wie der Text weismachen will - vielmehr legen sie seit 1905 vor dem ment ihren Eid auf die norwegische sung ab . An anderer Stelle wird behauptet , die „ Bohème aus Kristiana [ sie ! ] " habe bei der Bevölkerung nach der erklärung von 1814 „ das Wissen [ wecken müssen ] , daß sie Norweger sind " , denn „ ein Volk , das sich als das norwegische fühlt , eine eigentliche norwegische Nation , all das gibt es nach Jahrhunderten der Fremdherrschaft nicht mehr " . Angesichts einer derartigen Tatsachenverdrehung darf man bezweifeln , daß sich die Autoren auch nur ansatzweise mit norwegischer geschichte beschäftigt haben . Da rascht es nicht mehr , daß viele Namen falsch widergegeben werden - „ Galdhöp - pingen , Bohuslân , Dombas , scher " ( richtig : Galdhopiggen , Bohuslän , Dombâs , Jostedalsgletscher ) sind nur einige willkürlich herausgegriffene Beispiele , bei denen man sich fragt , ob die Autoren wohl jemals vor Ort waren . Daß die norwegische Schreibweise mit „ 0 " und „ ae " ignoriert und wie in alten Schreibmaschinenzeiten statt dessen auf „ Ö " und „ ae " griffen , sei nur am Rande erwähnt . Aber 
Nr . 3 , 1994 
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