Von besonderer Bedeutung für das turelle , politische und religiöse Leben in Norddeutschland war das weitreichende Wirken der Carlebachs , einer der drei nannten ABC - Rabbinerfamilien ( Adler , Bamberger , Carlebach ) , die weltbekannt wurden . Rabbiner Salomon Carlebach - den Thomas Mann in seinem Doktor Fau - stus mit Namen nennt - war von 1877 bis 1895 Mitglied der Lübecker Bürgerschaft . Sein Sohn , Oberrabbiner Dr . Joseph bach , der 1942 mit seiner Frau und seinen drei jüngsten Töchtern im KZ Riga det wurde , war ein bedeutender Pädagoge und Gelehrter . Er wurde einer der reiter der modernen jüdischen philosophie . Der Enkel , Rabbiner Dr . Felix F . Carlebach im englischen Manchester , ist der einzige lebende Ehrenbürger der sestadt Lübeck . Dem umfassenden Wirken Dr . Joseph Carlebachs widmet sich heute das nach ihm benannte Institut der Bar - Ilan Universität in Tel Aviv ( Ramat Aviv ) , es wird von seiner Tochter Dr . Mirjam Gil - lies - Carlebach geleitet . In Schleswig - stein ( und auch in Lübeck ) findet die rege Tätigkeit der Carlebachs hingegen bis heute kaum Beachtung - weder in cher noch in religiöser , kultureller oder storischer Hinsicht , weder auf bene noch in der Allgemeinbildung oder im Alltagsleben . Keine Schule , keine Straße , kein Platz in Lübeck und in Schleswig - Holstein trägt den Namen Carlebach .
Der Erste Weltkrieg brachte den schen Gemeinden in Schleswig - Holstein gleich der christlichen Bevölkerung viele neue Sorgen . Jüdische Soldaten kämpften ganz selbstverständlich an den Fronten in Ost und West , mehrere jüdische wig - Holsteiner fielen in den Jahren von 1914 bis 1918 .
Eine im wesentlichen positive lung brachten die 1920er Jahre . Die schen Gemeinden erhielten einen Status , der mit dem der christlichen Kirchen gleichbar war . Insbesondere in den ten ( Hamburg - ) Altona , Kiel und Lübeck gab es ein breit angelegtes Vereinsleben , das von zionistisch eingestellten Gruppen über soziale Vereinigungen bis hin zu turellen Organisationen reichte . Doch es gab auch erste - wenn auch zunächst noch kaum wahrgenommene - Anzeichen für einen erstarkenden Antisemitismus .
Die politischen Verhältnisse nach 1933 führten zum Auslöschen jüdischen Lebens und jüdischer Kultur in Schleswig - Holstein .
„ Exodus " - Flüchtlinge in Lübeck , 1947
Schon bald nach der nationalsozialistischen Machtübernahme wanderten zahlreiche dische Bürger aus . Viele verließen als gendliche oder Kinder ihre Heimat , wählten den Weg der Auswanderung nach Palästina - auch häufig gegen den Willen der Eltern , die im Nationalsozialismus nur eine bergehende Erscheinung sahen und trotz zunehmender Schmähungen , Drohungen und Beleidigungen in der Hoffnung auf eine Besserung der Situation ausharrten .
Die Maßnahmen und Aktionen gegen Leben , Hab und Gut der jüdischen bürger wurden durch den Boykott scher Geschäftsleute , Rechtsanwälte und Ärzte am 1 . April 1933 eingeleitet und fanden einen vorläufigen Höhepunkt im Pogrom in der Nacht vom 9 . auf den 10 . November 1938 , als in ganz Deutschland die Synagogen angezündet wurden . Während des Zweiten Weltkriegs wurden die jüdischen Gemeinden endgültig nichtet , die jüdischen Menschen tiert und systematisch ermordet - die genannte „ Endlösung " verwirklicht .
Nach dem Krieg konnte sich eine sche Gemeinde in Lübeck vorübergehend wieder gründen . Ihre Mitglieder , vor lem ehemalige KZ - Häftlinge , die in reren Lagern für displaced persons im Umkreis der Stadt untergebracht worden waren , wanderten allerdings sehr bald in das überseeische Ausland aus .
Die Flüchtlinge der Exodus , deren Schicksal durch den Film und das Buch
von Leon Uris weltweit bekannt wurde , wurden von den Briten im Herbst 1947 für mehrere Wochen in Lübecker Lagern interniert . Zuvor war die Exodus von tischen Streitkräften vor der Küste Israels aufgebracht worden . Die verzweifelten Menschen wurden per Schiff über den Hamburger Hafen in eben das Land zurückgebracht , dessen Todeslagern sie unlängst entronnen waren - eine Ironie des Schicksals ? Letzte stumme Zeugen dieser Aktion sind einige Grabsteine auf dem jüdischen Friedhof in Lübeck - ling . Kleinkinder und Neugeborene , die in den Lübecker Lagern starben , fanden hier eine letzte Ruhestätte : „ Exodus - ohne Namen " steht auf den Steinen .
Die Synagoge in Lübeck , die in der Pogromnacht des Jahres 1938 aus sicht auf die wertvollen gen im unmittelbar benachbarten rischen Museumsgebäude nicht in Brand gesteckt , wohl aber geschändet und danach „ umgebaut " wurde , wurde bereits am 1 . Juni 1945 wieder als eshaus eröffnet . Die schlichte richtung aus jener Zeit ist heute noch vorhanden .
In Kiel fanden sich nach 1945 mehrere zurückgekehrte Juden zusammen ; sie deten später mit den Lübeckern die sche Gemeinschaft in Schleswig - Holstein . Deren immer weniger werdende der schlössen sich im März 1968 der schen Gemeinde in Hamburg an .
Hr . 3 , 1994
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