en engagieren . Angesprochen werden überwiegend russische jüdische ne . Der Rat finanziert sich über Spenden . Aber ebenso wie in den meisten anderen Frauenorganisationen ist das Geld knapp . Die auf Einzelfallhilfe ausgerichtete keit ist daher oft sehr unbefriedigend : spruch und moralische Unterstützung können die materielle Not der Frauen nicht lindern .
Im Vergleich zu den genannten sationen verfügt die Sozialdemokratische Frauenorganisation über mehr , wenn auch nicht ausreichende finanzielle tel . Aufgrund ihrer internationalen sammenarbeit erhält sie insbesondere aus Schweden Unterstützung . Neben eller Unterstützung bietet sie ne Beratungen und Kurse an , die den Frauen insbesondere in bezug auf die schlechte Arbeitsmarktlage Hilfestellung leisten . Außerdem berät sie über soziale Leistungen und Rechte , darunter auch Arbeitsrecht . Weiterbildungskurse sollen die Chancen arbeitsloser und schlechtsi - tuierter Frauen auf dem Arbeitsmarkt bessern .
Unter dem Dach der Organisation scheint seit Januar letzten Jahres Aspasija - eine Zeitung für die freien Frauen lands . In diesem feministischen Unikum erscheinen Gedichte , Geschichten und Übersetzungen zu aktuellen , Frauen treffenden Themen . In ihrer Auswahl len die Redakteurinnen , zwei junge terinnen , den Geist der Freiheit spüren lassen .
Der 1992 erneuerte Verband misch gebildeter Frauen Lettlands schäftigt sich vor allem mit forschung . Da dies in den vergangenen zwanzig Jahren nicht möglich war , steht ein großer Nachholbedarf . Die Akademikerinnen möchten die „ weißen Flecke " der Frauengeschichte füllen , dem sie anhand von Interviews mit maligen Vereinsmitgliedern und anderen älteren Frauen versuchen , mehr über die Persönlichkeitsentwicklung , über nungen und Einstellungen von Frauen in der ersten Hälfte des Jahrhunderts zu erfahren .
Im Herbst 1992 bildete sich der Rat zur Zusammenarbeit der nen Lettlands . Ähnlich wie in den ger Jahren versucht er , die Frauenarbeit in Lettland zu koordinieren und die Kräfte für gemeinsame Aufgaben zu bündeln .
Jede Organisation ist durch zwei te vertreten . Auch Frauen ohne bandszugehörigkeit können jederzeit mitarbeiten . Der Rat arbeitet nach dem Konsensprinzip : Meinungen oder formen , die nicht für alle akzeptabel sind , werden in den einzelnen Organisationen belasssen .
Sein Ziel sieht der Rat in der weiteren Humanisierung der Gesellschaft durch die Entwicklung eines demokratischen Lettlands , das die Eigenarten , die wertigkeit und die ausbalancierte gung von Männern und Frauen , deren Denken , Wünsche und Interessen sowie Lebenserfahrungen und - äußerungen , die sich stark von denen der Männer scheiden , berücksichtigt .
Distanz zum Feminismus
Im Februar vergangenen Jahres fand die erste landesweite Frauenkonferenz statt , auf der etwa 150 Frauen über die konkrete Realisierung gemeinsamer le beratschlagten . Bemerkenswert am Verlauf des Kongresses war die che Distanzierung vom Begriff des nismus . In Anbetracht der erklärten le und der Arbeitsschwerpunkte des tes , die durchaus als feministisch zu bezeichnen sind , bezieht sich die stanzierung mehr auf die Begrifflichkeit als auf die Inhalte . Das hat seinen Grund in der negativen Bewertung des Begriffs Feminismus in der lettischen Öffentlichkeit , in der er häufig mit nerhaß gleichgesetzt wird .
Die Zahl der in den letzten Jahren entstandenen Frauenorganisationen , zu denen noch viele mehr gehören , sollte jedoch nicht darüber hinwegtäuschen , daß die angesprochenen bzw . ten Frauen nur einen kleinen Bruchteil der Gellschaft ausmachen . Die lettische Frauenbewegung steckt noch in den fängen . Ihre Stärke liegt zur Zeit nicht in der Unterstützung durch breite sen , sondern vielmehr im Engagement , der Vorbildfunktion und in der lichkeit einzelner Frauen . Aber auch wenn sie nur eine kleine Bewegung ist , so ist sie doch schon ein Ansatz , rität unter Frauen zu fördern und sich gegen männliche Fremdbestimmung zur Wehr zu setzen .
Aus der politischen Unabhängigkeit Lettlands hat sich keine Unabhängigkeit
der Frauen ergeben - weder sozial , tisch noch gesellschaftlich . Die patriar - chalen Strukturen der Gesellschaft ren und sind weitgehend konstant , die Rolle des Mannes bleibt bis heute getastet . Aber die Frauen sind nicht nur Opfer , denn viele von ihnen tragen die bestehenden Verhältnisse , wenn auch unbewußt , mit . Durch das Schweigen zu Mißständen , durch Verinnerlichung terdrückender Strukturen und durch scheinbar grenzenloses Erdulden von Demütigungen verharren sie als passive Beteiligte . Auch psychologische Gründe müssen in diesem Zusammenhang berücksichtigt werden : Gegenwärtig steht ein starkes Bedürfnis , sich von der Sowjetvergangenheit zu distanzieren ; darin liegt die Gefahr , auch die len Ideen zur Lösung der „ Frauenfrage " , wie z . B . die Förderung der schen Unabhängigkeit der Frau , über Bord zu werfen . Die aus jahrelanger Überbelastung resultierende fung vieler Frauen läßt weise manch einer Frau die drei K's ( Kinder , Küche , Kirche ) als verlockende „ Errungenschaft des Kapitalismus " scheinen .
Die Unabhängigkeit war aber Anstoß , Themenbereiche zur Sprache zu bringen , die in den Vorjahren kaum offen tiert werden konnten . Insofern hat sich für die Frauen in Lettland die Grundlage geändert , die Frauen - Männer - Frage ders zu stellen . In den nächsten Jahren werden sie allerdings weiter die Hauptlast des lettischen Bauwerks tragen . ■
Nr . 3 , 1994
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