INTERVIEW
der zweiten Hälfte der achtziger Jahre , sonders in den Jahren 1987 und 1988 der Fall . Da war die erste Phase der mation , die Liberalisierung - nicht kratisierung - im Gange , und die schichte wurde umgeschrieben . Damals waren die Zeitungen voll davon , und es gab Diskussionen darüber . Die te ist jetzt umgeschrieben . Wir haben ne grundsätzlichen Probleme mit der terpretation der Geschichte , und diese historischen Dinge sind für die lichkeit jetzt nicht so attraktiv . Das Hauptinteresse gilt derzeit der pation der letzten fünfzig Jahre , wie man damit umgeht und interne nung , beispielsweise KGB - Skandale u . ä . , das Problem historischer Verantwortung , individuell oder kollektiv , ren und so weiter und so fort . Ich denke , es gibt vom rationalen Standpunkt aus keine Gründe , hier Dinge wieder zuholen . Es bleiben aber einige zierte Details , zum Beispiel die Frage nach Entschädigung für Personen , die während der deutschen Besatzung im zweiten Weltkrieg gelitten haben . Das sind Fragen , die man sich in aller Ruhe Schritt für Schritt und sehr vorsichtig sehen muß . Und ich glaube , daß man da gemeinsam mit der deutschen Seite sungen finden könnte .
NORDEUROPAforum : Vor einigen naten fanden in Schweden Beratungen der westlichen Staaten über die russischen Beziehungen statt . Dort te geklärt werden , welche Position die westlichen Staaten mit Blick auf Ihr Land einnehmen sollten . Wurden da nicht neue Geheimverhandlungen über das Schicksal Lettlands geführt , wie le ihrer Landsleute offensichtlich nen ?
Semanis : Es gibt schlechte historische fahrungen . Daher ist es absolut natürlich , daß es da in Lettland Befürchtungen gibt . Aufgrund der leidvollen Geschichte sind die Menschen hier sehr vorsichtig . Ich bin aber nicht so naiv zu glauben , wir ten unsere Probleme mit Rußland ral lösen . Sicherheitsfragen werden nicht auf diesem Wege gelöst , auch mit land nicht . Denn Rußland ist ein sehr mächtiges Land mit vielen Ressourcen und großem strategischen Einfluß . Daher sollten wir mit anderen Akteuren in der
Region , in Europa und in der Welt menarbeiten , uns beraten und abstimmen . Ich bin nicht sicher , ob ohne die ziehung der westlichen Staaten die träge mit Rußland überhaupt hätten reicht werden können . Daher war die Einbeziehung der USA , Deutschlands , Schwedens und des gesamten nordischen Raums sowie anderer westlicher Staaten in diesen Prozeß überaus wichtig . Bei der Frage nach Sicherheit stellt jeder Akteur seine eigene Kalkulation auf . Aus diesem Grunde ist die Einbindung von den USA , Deutschland oder Schweden ganz lich . Wir haben Verständnis für die sonderen Interessen , die für die USA und andere westliche Staaten mit Rußland sammenhängen . Aber wir denken , daß die baltischen Staaten eine Art Prüfstein für die Demokratie in Rußland sind . Bei diesen Verhandlungen in Schweden nun ging alles in sehr zivilisierter , rativer und konsultativer Weise ten . Vieles wurde auf diplomatischem Wege und bei anderen Treffen chen , das ist internationale Praxis . Die Frage nach der Sicherheit in Europa , und da denke ich auch an das Jelzin - Dekret über die Militärstützpunkte , ist auch für die westlichen Staaten sehr wichtig . Es geht um die zukünftige tur in Europa , und in diesem hang war Lettland in den Aufbau der zukünftigen europäischen struktur verwickelt .
NORDEUROPAforum : Gibt es schen eine permanente , te politische Zusammenarbeit mit allen Ostseeanrainerstaaten ? Was ist mit den Perspektiven einer „ Neuen Hanse " ?
Semanis : Wenn man zurückblickt , muß man feststellen , daß es eine Menge mismus gab . Die Idee war und ist recht traktiv . Aber solche experimentellen Schritte sind sehr schwierig . Es dauert seine Zeit zu prüfen und zu sehen , wie die Dinge laufen könnten . Heute läßt sich nur sagen , daß die Dinge sich mehr oder weniger effektiv entwickeln . Ich habe sönlich an einigen Treffen des Ostseerates teilgenommen . Und ich finde , es niert noch nicht richtig effektiv . Man ist zu vorsichtig . Die institutionelle wie die finanzielle Seite ist noch nicht geklärt . Dennoch gibt es die ersten Anzeichen ner erfolgreichen Zusammenarbeit . Wir
sehen der Zusammenarbeit im raum mit Optimismus entgegen . Sie ist für Lettland und andere Länder ein weiteres Netzwerk für die Lösung der regionalen Probleme . Daß es noch nicht so los läuft , liegt daran , daß sehr viele gische Hauptfragen noch nicht geklärt sind . Beispielsweise zwischen Estland und Rußland , aber auch zwischen land und Rußland .
Die grundlegende Idee des Ostseerates bzw . der sogenannten Neuen Hanse ist doch die der horizontalen Kooperation . Diese Zusammenarbeit beginnt bei duen , kleineren Regionen , Städten , versitäten und so weiter . Der Prozeß ist kompliziert , weil die nationale nung ständig von den großen Themen überfrachtet wird . Die Identität der nehmer ist noch nicht gefestigt oder noch nicht fertig entwickelt . Wir können noch nichts über die russische Sicherheits - oder Außenpolitik sagen . Wir können auch nicht sagen , was aus den baltischen ten wird . Die Identität der schen Staaten ändert sich ebenfalls , sie werden nun Mitglieder der Europäischen Union . Und die Mischung aus all dem schwert den Prozeß . Die Idee einer sammenarbeit der Staaten der gion hängt in vielem von der Frage ab , wie das Ende der Transformation in europa aussehen wird . Denn in vielen Fällen kalkulieren die Akteure Kosten und Nutzen auf ihrem Weg nach Europa . Und das hat seine Folgen auch für die Ostseezusammenarbeit . Das beste spiel ist die Nordische Zusammenarbeit oder der Nordische Rat . Wir können noch nicht sagen , wie gut oder effektiv er arbeiten wird , wenn z . B . Schweden erst Mitglied der Europäischen Union ist . Aber trotzdem ist es eine sehr gute Idee . Es ist ein weiteres internationales werk , und hier besteht die Möglichkeit , sich auf die Lösung von Problemen der Region zu konzentrieren . Aber es braucht Zeit , den richtigen Weg zu finden . In gen Bereichen entwickelt sich vieles sehr schnell , so auf humanitärem Gebiet oder in der Wissenschaft , aber die schen Fragen können , das ist mein druck , nicht so schnell gelöst werden .
Das Interview wurde für das NORDEUROPAforum geführt und aus dem Englischen übersetzt von Manfred Kerner und Ulrich Wethkamp .
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