PORTRAIT
lie ist die Zeit nicht stehengeblieben . Aus den einst jährigen wurden Vierzigjährige mit Familie , Kindern und einem gehobenen Lebensstil . Die Frage ist , ob es IKEA gelingen wird , einerseits sein anspruchsvoll gewordenes Stammpublikum zu halten und anderseits bei den jüngeren , eine Erstausstattung chenden Kunden weiterhin abzuschöpfen . Zweigleisigkeit - mit hofft man den Spagat zwischen den heute etablierten Stammkunden , denen langsam nach einer gediegenen , haften Wohnungseinrichtung zu Mute ist , und dem Nachwuchs , der nach wie vor an preiswerten Einzelstücken interessiert ist , zu bewältigen . Beide Kundengruppen möchte IKEA in Zukunft gleichberechtigt bedienen . Die hohen Zuwachsraten im Küchenbereich , wo es schnell in die Tausende von Mark geht , sprechen für die eine Kundengruppe , der ausufernde , te Satellit - Bereich , jenes Zusatzsortiment von Blumentöpfen über Zeitschriftensammler bis hin zu Kerzenständern und erlöschern , mit seinem Anteil von 40 Prozent am satz , verweist auf den Kundenstamm , der unbeirrt in Körben und Kistchen herumkramen will . Schwere Ledersofas und kle , verglaste Schrankwände künden von den Wünschen der ter gewordenen Stammkundschaft . Für die jüngeren Käufer hat man derweil die Klassiker aufgemöbelt . Schon gibt es das Ivar - Regal lasiert in poppigen Farben . Bei den traditionell schlichten Bettsofas kann man nun zwischen Dutzenden von Bezügen wählen . Der Elch als Wahrzeichen mußte inzwischen ken , lebt aber weiterhin in der Vorstellungswelt jenes Teils der Kundschaft , für den IKEA weiterhin als Garant für schlichte , preiswerte Möbel gilt und der zu IKEA pilgert , weil man dort schon etwas finden wird , was man dann braucht .
Beiden Gruppen gemeinsam ist der Wunsch nach mehr sign , bei den Jüngeren zusätzlich nach schnellerem Wechsel der Stile , mal Korbsessel , mal Stahlrohr , mal Korbsessel mit rohr - keine leichte Aufgabe für die Einrichtungshäuser . Denn IKEA , so sagt man bei IKEA , ist gerade beim Aufgreifen von Trends oft fünf Minuten zu spät . Vom Erkennen eines Trends über Konzeption und Produktion bis zum Angebot eines diesem Trend entsprechenden Möbelstückes dauert es oft ein Jahr . merhin hat man für derartige Fälle jetzt in der Schweiz eine kleine Firma gegründet , die in zwei bis drei Monaten auf le Moden reagieren kann . In den Einrichtungshäusern hat man neuerdings schon mal Abteilungen mit Designmöbeln tet , bzw . mit dem , was man bei IKEA dafür hält . Schwer zu bergen ist aber auch hier , daß IKEA zuallererst Massenprodukte herstellt .
Auch dem Kunden selbst will man sich mehr widmen . Ein periment - so IKEA - ist die Anstellung von Einrichtungsberatern . Sie sollen dem kaufkräftigeren Kunden Gesamtlösungen für seine Einrichtungsnöte bieten . Mehr Service , sei es bei den bisher nisch unterbesetzten Beratungsständen , sei es beim Transport der schweren Kartons bis vor die Wohnungstür , lautet ein weiteres Zauberwort . Der ( neue alte ) Kunde will den Service , so die kenntnis , und das wird sich auf das Preisniveau auswirken sen . Gegen Aufpreis - immerhin 10 Prozent des Warenwerts - kann nun auch der Aufbauservice in Anspruch genommen den . Einschneidend ist die Einrichtung von Short cuts , gen durch die bisher hermetisch abgeschlossenen Gänge mit ihren seitlichen Ausstellungsräumen , so daß wer sich lediglich für Küchen interessiert nun nicht länger durch die Wohnzimmer - und
Büromöbel - Abteilungen , entlang von Schlaf - und Kinderzimmern hasten muß . Auf diese Weise will man - vorsichtig , versteht sich - neue Wege beschreiten .
Expansion
Denn schließlich hat man sich bei IKEA - Deutschland einiges vorgenommen . Angesichts des Geredes von Rezession setzt man unbeirrt auf Expansion . Zur Zeit hat IKEA - das größte Möbelhaus Deutschlands - bei uns einen Marktanteil von 6 , 7 Prozent , erreicht werden soll bis zum Jahr 1997 / 98 ein anteil von 10 Prozent . Pro Jahr will man je drei Häuser nen . Weiterhin vorzugsweise in den Ballungszentren mit ihren ausgebauten Verkehrswegen . Chemnitz , Kassel , Hanau , feld , Saarbrücken , Stuttgart , das sind die nächsten Stationen . Ist das Ziel von 35 IKEA - Häusern erreicht , soll es etwas ger werden .
Zurückhaltend äußert man sich zu Expansionsbestrebungen auf den Märkten des Ostens . Man ist dabei , so in Berlin und Leipzig , in Budapest und Warschau , riskiert aber wenig . In diesen Ländern wird das Kaufverhalten mangels Masse weniger von stimmung , als vielmehr von Depression geprägt . Man stelle sich vor : Möbel aus der neuen Schweden Cottage - Serie kollidieren mit der polnischen Wirklichkeit , sprich drei Personen in einer merwohnung mit Kohleofen .
Firmenpatriarch Ingvar Kamprad
Und über allem schwebt nach wie vor der Geist des gründers . Ingvar Kamprad prägt das Unternehmen wie kein derer . Jeder neue Entwurf , jede neue Zeichnung geht über nen Schreibtisch . Er bestimmt , wohin welche Gelder verteilt werden . Und er greift auch ganz direkt ein , so als er sich legte , daß der Kunde auf dem Weg zum Ziel eine Pause braucht und er deshalb in diesem Jahr einen als Erfrischungsraum klarierten Raucherraum konzipierte . Sein Wunsch war weltweit allen IKEA - Häusern , die aus steuerrechtlichen Gründen als weils eigenständige Unternehmen geführt werden , Befehl . Über den Einfluß von Ingvar Kamprad in der IKEA - Welt meint sesprecher Andreas Pütz geradezu euphorisch : „ Jeder weiß , wer er ist . "
Das wird auch vorerst so bleiben . Denn jeder neue ter erhält bei seiner Einstellung ein Papier mit den zehn denen IKEA - Regeln , die Kamprad unlängst entwickelt hat , mit auf den Weg . Beherzigen soll er in Zukunft u . a . folgende te :
• Bürokratie vermeiden
• Ehrlich sein
• Mut haben , anders zu sein
• Ab und zu auch Fehler machen
Höhepunkt des Kampradschen Wirkens ist jedoch seine Rede an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter , die er einmal im Jahr faßt . Übersetzt wird sie in alle Sprachen der IKEA - Länder . Dann stehen seine 25 . 000 Angestellten , von der Führungs - bis zur kraft , bei Fuß und arbeiten sich durch die Kampradschen ken . Angesichts der schweren Aufgaben , vor denen die Deutschen stehen , sollte er für sie diesmal ein paar besonders warme Worte übrig haben . ■
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