BUCHER
OSTSEELITERATUR :
Visionen und Ängste
Seit 1989 ist die Ostseeregion der verstärkt in das Interesse der Wissenschaft gerückt . Als „ torium für Europa " kann sie dazu dienen , neue Formen der politischen , sicherheitspolitischen , chen und kulturellen beit zu entwickeln .
Lettische Straßenmusiker in Flensburg , russische Professoren an deutschen und deutsche an baltischen Universitäten , dierende aus Estland und Polen im seminar der Skandinavistik in Berlin , wehtourismus nach Kaliningrad und tuiertentourismus nach Finnland : Die Nachbarn der Ostseeregion entdecken sich wieder . Dabei ist das Meer keineswegs ein Hindernis , eher bestätigt sich auch heute wieder , daß das Meer verbindet , das Land jedoch trennt .
Pertti Joenniemi , ( Hg . )
Cooperation in the Baltic Sea Area .
Washington , 1993 , 185 S . mit 9 Tabellen und einer Karte .
Lars Lundqvist und Lars Olof Persson ( Hg . ) Visions and Strategies in European Integration . A North European Perspective .
Berlin / Heidelberg / New York / Tokio , 1993 290 S . mit 34 Abbildungen . DM 140 , - Wellmann , Christian ( Hg . )
The Baltic Sea Region : Conflict or Cooperation ?
Region - Making , Security , Disarmament and Conversion . Proceedings of the TAPRI PFK workshop , Kiel , Dec . 6 . - 8 . 1991 . Münster / Hamburg , 1992 , 264 S . Umfassende Sicherheit im Ostseeraum : Umweltperspektiven .
Bearbeiter des Schwerpunktthemas : Burkhard Auffermann .
Frankfurt am Main / Haag / Herchen , 1991 , ( =Militärpolitik Dokumentation , Heft 83 / 84 , 1991 ) . 90 S . mit 4 Tabellen und ausführlicher Literaturliste .
Das Schwedische Zentralamt für Univer - sitäts - und Hochschulwesen / Finnlands Unterrichtsministerium ( Hg . ) Geschichtsbild in den Ostseeländern 1990 .
Stockholm , 1991 , 181 S .
Eine regionale Zusammenarbeit ist im Entstehen , die in ihren Ausformungen bald neben die der „ klassischen " Regionen pas treten kann . In der Funktion als deglied nicht nur zwischen Nord und Süd , sondern vor allem zwischen Ost und West liegen enorme wirtschaftliche ten für die Ostseeregion , die schon in her Zukunft ausgenutzt werden können , wenn es gelingt , die sicherheitspolitischen und ökologischen Probleme zu entschärfen und die Ostsee , das „ Mittelmeer des dens " , tatsächlich zu dem zu DDR - Zeiten proklamierten „ Meer des Friedens " zu chen .
Die hier besprochenen Bücher sind eine Auswahl aus den in den letzten vier jähren erschienenen Beiträgen zur Ostseeregion . Sie sind Belege ihrer Wiederentdeckung durch die Wissenschaft , die jetzt damit gonnen hat , nicht nur einen „ Bericht zur Lage der Region " zu erstellen , sondern die vor allem versucht , die transnationalen bleme gemeinsam zu bearbeiten und sungsansätze zu entwickeln .
An erster Stelle in dieser Besprechung das jüngste der Bücher : Pertti Joenniemi , Senior Research Fellow am Tampere Peace Research Center , ist es gelungen , führende Wissenschaftler aus dem Nordwesten der Region zu vereinen und ein umfassendes Buch zur Cooperation in the Baltic Sea Area zu schaffen . Besonders positiv dabei ist , daß es sich nicht um eine bloße bung eben dieser Zusammenarbeit delt , sondern um die Analyse der denen Momente , die diesen Prozeß beeinflussen . Ein Schwerpunkt liegt dabei - auch was die Zahl der Beiträge angeht - auf der Abrüstung und der Konversion .
Von allen hier vorgestellten Büchern gibt dieser Band zudem die ausführlichste schreibung der momentanen Gestalt dieser Region und der Probleme , die sich in ihr auftun . Die sicherheitspolitischen keiten werden analysiert , die verschiedenen Tendenzen , die zu einer Integration oder Desintegration führen , herausgestellt .
Getrübt wird der gute Eindruck lediglich durch den Beitrag von Ole Waever , der laut Titel zur Identität und Kultur in der Region schreiben sollte , sich jedoch primär der Frage möglicher Formen der Regionalisierung met . Einige der von ihm ausgemachten men stoßen jedoch bei mir auf großes hagen : „ In der heutigen Situation ist der Regionalismus , der in der Ostseeregion findet , Teil einer versteckten , leisen
schen Expansion - das Entstehen eines malen Mitteleuropas " . Er legt seinen Thesen zugrunde , daß die bewußt zurückhaltende deutsche Politik nach der Vereinigung , daß die Aktivitäten „ deutschen Kapitals " und vor allem die Regionalpolitik der deutschen der darauf ausgerichtet ist - ohne die henden Grenzen offiziell in Frage zu stellen - , diese überflüssig zu machen und einen deutsch dominierten Wirtschafts - und raum Mitteleuropa zu schaffen , der die seeregion und damit auch die schen Staaten miteinschließt . Er unterstützt seine These durch „ sorgfältig " ausgewählte Zitate , unter anderem des Vorsitzenden der Schlesier in Polen „ Ich möchte in einem ropa ohne Grenzen leben " und Richard Wagners „ Immer , wenn sie von deutscher Ehre träumen , dann können die Deutschen in der Regel von nichts anderem als der dererrichtung des Heiligen Römischen ches träumen . " Ich bezweifle , daß diese te in irgendeiner Weise geeignet sind , zur Beschreibung der deutschen Politik und ihrer Absichten herangezogen zu werden . Seit 1865 , dem Jahr in dem Wagner dieses schrieb , ist einfach zu viel geschehen - auch in den Köpfen der Deutschen . So nützlich und interessant der Blick von außen ist , in diesem Falle geht er an der Realität vorbei ( so ist Schweden zum Beispiel der größte vestor in der Ostseeregion ) .
Der Band von Lundqvist / Persson ist das Resultat einer Konferenz zu „ Peripherie - tegien in der Europäischen Integration " . Während im ersten besprochenen Band die Beiträge überwiegend aus dem Umfeld der Friedensforschung kamen , sind es hier schaftswissenschaftler und Geographen , die vor einem anderen Hintergrund nicht nur anders an das Thema herangehen , sondern auch zu anderen Schlüssen kommen . So geht zum Beispiel Karin Peschel , die rin des Institutes für Regionalforschung in Kiel , davon aus , daß sich ein baltischer Wirtschaftsraum bildet , in dem die baltischen Staaten zunehmend dichtere de zu den skandinavischen knüpfen . Die wirtschaftlich schwachen Länder deutschlands und Polen werden dabei Mühe haben , den Anschluß an diesen raum zu halten . Wenn sie es denn überhaupt wollen , denn es besteht kein zwingender Grund , den Handel mit Nordwesteuropa etwa dem mit Mittelosteuropa vorzuziehen ( unter den 10 wichtigsten Exportpartnern Deutschlands befindet sich kein Staat der Ostseeregion ) .
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