NORWEGEN VOR DEM REFERENDUM :
Einsam oder Gemeinsam ?
„ Wir haben unseren Teil der Arbeit getan . Jetzt kann das Volk entscheiden , ob sich Norwegen an der Gestaltung der Zukunft Europas voll beteiligen soll " , so Ministerpräsidentin Brundtland zum Verhandlungsergebnis zwischen Norwegen und der EU in Brüssel . Aber noch ist das Volk unschlüssig und der Ausgang des Referendums ungewiß .
Godrun Gaarder
Am Morgen des 16 . März erfuhren die Norweger durch die Medien , daß man sich über Nacht in sel über den Vertrag zum Beitritt des Königreichs am Nordrand Europas zur Europäischen Union geeinigt hatte . wegens Unterhändler hatten dem men nach im Laufe der langanhaltenden und zähen Verhandlungen das Maximale für das Land herausgeholt . Bereits zum zweiten Male . Anfang der siebziger Jahre hatte Norwegen schon einmal einen trittsvertrag in der Tasche . Damals lehnte ihn das Volk im Referendum mit 53 zu 47 Prozent ab .
Maximum für Norwegen
Die Regierungschefin Gro Harlem Brundtland sagte in der Märznacht stolz : „ Die Regierung kann feststellen , daß wir mit der EU ein Abkommen geschlossen haben , durch das unsere men gesichert werden und das nen norwegischen Interessen dient . " Die besonderen Bedingungen des Landes en von der EU berücksichtigt und als Voraussetzung für die Beteiligung an der europäischen Zusammenarbeit akzeptiert worden , unterstrich Frau Brundtland . Mehr noch , in ihrer Rede vor dem ting , dem norwegischen Parlament , sagte die Ministerpräsidentin am nächsten Tag :
„ Die Regierung kann dem norwegischen Volk und dem Storting empfehlen , die Mitgliedschaft Norwegens in der schen Union auf der Grundlage des eben vereinbarten Vertrages men . Dieser Vertrag ist positiv für Norwegen und gibt uns die Möglichkeit , aktiv bei der Weiterentwicklung der päischen Zusammenarbeit mitzuwirken . " Bezüglich des hierzulande hoch ten nationalen Selbstbestimmungsrechts sagte die Regierungschefin : „ Nur mit Hilfe einer verpflichtenden internationalen sammenarbeit können wir die men Probleme [ Arbeitslosigkeit , schutz , Sicherheit und Weiterentwicklung des Wohlfahrtsstaates ; G . G . ] lösen . Die Regierung ist der Auffassung , daß wir bei sein müssen , wo die Beschlüsse gefaßt werden . Wenn wir uns voll und ganz an der Gestaltung der Zukunft Europas teiligen , werden wir den größtmöglichen Einfluß haben . Wenn wir aber draußen bleiben , reduzieren wir unsere dungsfreiheit . "
Wenngleich man davon ausgehen kann , daß die Regierung bei den Verhandlungen das Wohl der eigenen Nation im Auge hatte , ist dennoch seit der ersten großen Auseinandersetzung um die Europafrage in Norwegen ein großer Abstand schen den Positionen der politischen Elite in den Machtzentren und der Basis zu
gistrieren . In Norwegen wird dieser stand noch verstärkt durch riesige phische Abstände zwischen der stadt Oslo und den dünn besiedelten Landstrichen der Peripherie . 1972 war es vor allem die Bevölkerung in den bieten , die bei der Entscheidung den schlag gab . So wird es vermutlich auch dieses Mal wieder sein .
Nächste Etappe : Referendum
Nach dem Abschluß der gen in Brüssel begann in Norwegen gleich die letzte und entscheidende Phase im Kampf um die Seele des Vier - Millio - nen - Volkes . Dieser Kampf wird in den nächsten Monaten allerorten ausgefoch - ten : in den Medien , in den Parteien und in den Organisationen . Alle Bürger sind aufgefordert , über den EU - Beitritt zu teilen . Die entscheidenden Würfel bei sem Referendum werden vermutlich in den Verwaltungszentren des Landes len , in den Herzen der Angestellten im fentlichen Dienst .
Der Wohlfahrtsstaat hat in den letzten Jahren vor allem Frauen zu besseren tionen verholfen . So waren 1972 etwa 50 Prozent der Frauen zwischen 25 und 66 Jahren erwerbstätig , 1993 immerhin schon 75 Prozent . Seit langem zeigt sich , daß besonders die weiblichen ten eine skeptische und negative lung zum norwegischen EU - Beitritt ben . Doch auch die männlichen Kollegen fühlen sich derzeit hin - und hergerissen zwischen ihrer Loyalität gegenüber der Regierung und persönlichen Zweifeln . Umfragen deuten darauf hin , daß seitens der öffentlich Bediensteten im ganzen Land in Sachen EU Widerstand zu ten ist . Die Anzahl der Bauern und ter , die beim letzten Referendum scheidend zur Ablehnung der schaft beigetragen haben , hat sich gen verringert .
Zielgruppe : Die Unentschlossenen
Die Zahl derjenigen , die bezüglich der EU - Mitgliedschaft noch immer zweifeln , schwankt nach Erhebungen des Institutes MMI schon eine geraume Zeit zwischen einem Viertel und einem knappen Drittel der Bevölkerung . In der letzten Etappe der nun schon seit Jahren laufenden EU - Auseinandersetzung in Norwegen werden
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