„ Die Lösung der Regierung wird sein , die Problemgruppen künftig nicht mehr reinzulassen " , sagt Helene Lööw bitter . Die junge Doktorin am Historischen stitut der Universität Göteborg hat elf re lang den schwedischen lismus und die Reaktionen des Staates studiert . Nach ihren Veröffentlichungen steht nun auch sie auf der VAM - Liste . Ein versteckter Alarmknopf - Direktleitung zur Polizei - soll die 31jährige in ihrem kleinen Büro schützen , seitdem sie mals überraschenden Besuch von heads im Institut bekam . „ Das ist Teil des Jobs " , erklärt sie mit belegter Stimme scheinbar gelassen und dreht an ihrer Bernsteinkette .
Bedrohung als Teil des Jobs
„ Die Politiker sagen , jetzt habe der sismus auch Schweden erreicht . Das ist Unsinn . Den gab es hier schon immer . " Nun aber , wo er offen zu Tage tritt , agiere die Regierung in Panik . „ Statt Langzeit - Projekte ins Leben zu rufen , engagieren sie lieber eine Anti - Rassismus - Rockband . Statt konsequent Schulbücher zu beiten , reden sie über Parteiverbote . " In den 30er Jahren habe es geheißen : Keine Juden , keine Judenfragen , keine Nazis . Nun - für Lööw vergleichbar - heißt es „ keine Zigeuner , keine Schwarzen , keine Moslems ins Land : keine schwedischen Rassisten " . Also Grenzen dicht .
Vielleicht , glaubt Lööw , war der derne Wohlfahrtsstaat Schweden zu dern , zu umsichtig und übervorsichtig . Nationalgefühle wurden unterdrückt , triotische Fahnenschwinger und nensinger bis in die achtziger Jahre ein als Rassisten verschrien . „ Unsere Immigranten haben wir selbst zu Exoten gemacht . Der Staat definierte sie als blemfälle . Leute , um die er sich mern muß . Wie Alkoholiker , hängige und Sozialhilfeempfänger . " Solange der Wohlfahrtsstaat auf misch sicheren Beinen stand , nierte das . Doch nun im verschärften Verteilungskampf rächt sich , „ daß wir beim Aufbau der materialistischen dards die Menschen vergessen haben " . Um tief verwurzelte Vorurteile gegen dere Kulturen abzubauen , würde den noch drei bis vier Generationen brauchen , sagt Helene Lööw . Es klingt deprimiert .
Parteien
Nach sechs Jahrzehnten nur kurz terbrochener sozialdemokratischer herrschaft regiert in Schweden seit 1991 eine - wie sie sich selbst bezeichnet - „ nichtsozialistische " on aus vier Parteien . Nicht im rungsbündnis des Ministerpräsidenten Carl Bildt , faktisch aber oft Zünglein an der Waage ist die rechtspopulistische Partei „ Neue Demokratie " . Sie wurde erst sieben Monate vor der wahl von zwei politischen Entertainern gegründet und errang mit genden Forderungen bezüglich Steuern und Einwanderung aus dem Stand 6 , 7 Prozent der Stimmen . Aus dem Umfeld der „ Bewahrt Schweden Schwedisch " - Bewegung entstand die rechtsextreme Partei „ Schwedendemokraten " . Sie zog zwar nicht ins Parlament ein , bekam mit über 5 . 000 Stimmen aber mehr Stimmen , als eine nationalistische Partei je zuvor . Der Reichstag wird am 19 . September 1994 neu gewählt .
Die junge Frau in T - Shirt und schuhen will keine Expertin mehr sein . Sie äußert , was Körperhaltung und me schon das gesamte Gespräch über ausgedrückt haben . Wenn sie ehrlich sein soll : Sie wünscht sich , sie hätte vor elf Jahren ein anderes Studienthema gewählt . Was man auch an die Öffentlichkeit gibt - immer ist jemand sauer . Wirken die schüchterungsversuche ? „ Bei manchem treffen sie ihr Ziel . Irgendwann sagt man nichts mehr . "
Der Mann vom Amt
Problematischer als die terroristischen Gruppierungen sind für Lööw die zählten Sympathisanten . Gefährlich sei der Rand der Szene , nicht der harte Kern . Junge Leute , die alles tun , um gehören . Die mit der VAM - Telefonnum - mer im Notizbuch . Lööw : „ Die brauchen Geborgenheit . Jemanden , der ihnen die Familie ersetzt . Das Motiv , warum einer bei einer Skinhead - Bande mitmacht , ist oft das gleiche , aus dem sich ein anderer einem Kirchenchor anschließt . " Damit die labilen Jugendlichen zwischen Gut und Böse auf die richtige Seite gezogen werden , gab es Mitte 1992 den „
rungsbeschluß 15 " aus dem sterium : den „ Auftrag , Maßnahmen gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus zu treffen " . Für den Staatlichen Jugendrat ist Michael Alonzo zuständig , um dem vage formulierten Papier Taten folgen zu sen . Mit dem Mini - Etat von einer Million Kronen soll er beschlußgemäß „ auf lange Sicht Normen , Haltungen und Verhalten von Jugendlichen beeinflussen " . leiter Alonzo , studierter Psychologe , hat dabei ethische Bedenken : „ Es ist misch . Manchmal frage ich mich , was ich hier mache . Ich arbeite für die freie nungsäußerung - mit Mitteln der sche . " Wenn er so redet , wissen seine Kollegen beim Staatlichen Jugendrat manchmal gar nicht , wie er das meint .
Alonzo ist nicht irgendwer . Derselbe Alonzo , der wochentags im Sakko hinter seinem Stockholmer Schreibtisch sitzt , steht an Wochenenden verschwitzt auf der Bühne und singt bis zur Heiserkeit von Revolte , Liebe und aufgeschlitzten U - Bahnsitzen . Vor der Bühne stehen 15jährige und kennen jede Textzeile . Alonzo ist Kopf der landesweit bekannten Punk - Band KSMB . Nach der Show kauft er T - Shirts von Che Guevara und Olof Palme . Die anarchistisch te Musik und seine Arbeit beim Jugendrat greifen trotz aller Widersprüche der , findet Alonzo . Auch seine ten im Kultusministerium fanden das , und genau deshalb wurde der 32jährige für das Verhaltensänderungsprogramm stellt . Wenn er eine seiner Dienstreisen in die Provinz macht , ist er eben „ Alonzo " und nicht „ der Mann vom Amt " .
Manche Gemeindebosse sagen ihm am Telefon , sie bräuchten keine Hilfe aus Stockholm . Sie wollen nicht zugeben , daß sie Probleme mit Jugendlichen haben , die in die Kriminalität abzurutschen hen . Genau das macht Alonzo stutzig , und dort fährt er hin , um mit schwänzern , jungen Arbeitslosen und Rumhängern ins Gespräch zu kommen . Er initiiert Zeitungsprojekte oder gibt nen Geld , um Busse zu bemalen . „ Die Ideen müssen die Jugendlichen selbst ben . " Bereits bewährt hat sich , die am stärksten vom Abgleiten bedrohten rabauken in die Hauptstadt einzuladen . Dort bildet Alonzo sie in vier Tagen zu „ Anti - Rassismus - Arbeitern " aus , drückt ihnen ein Zertifikat in die Hand und nennt sie zu einer Art Hilfssheriff gegen
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