Problem besteht darin , daß niemand meiden kann , sich elektromagnetischen Feldern auszusetzen - ob er es will oder nicht . Wer hat das Recht zu entscheiden , ob man einem elektromagnetischen Feld ausgesetzt werden darf , vor allem , wenn dies Gesundheitsschäden nach sich zieht ? Was ist ein akzeptables Risiko ?
Heute wird immer deutlicher , daß dies eine unerwünschte Debatte ist . Die sprecher der Informationsgesellschaft sprechen nicht gern über deren negative Aspekte . Hochtechnologieunternehmen wie Ericsson haben die Existenz des blems konsequent geleugnet . Ericsson hat heute bei Mobiltelefonen einen ten Marktanteil von ca . vierzig Prozent . Am deutlichsten wurde Professor Sture Liden vom Karolinska - Krankenhaus , als er in der Presse sagte , daß das Problem „ totgeschwiegen“ werden solle .
Eine vor kurzem unter Mitgliedern des Schwedischen Industriearbeiterverbands ( SIF ) durchgeführte Umfrage zeigte , daß sich bei 46 Prozent der Befragten me fanden , während jedoch 62 Prozent nicht den Mut hatten , mit anderen nen über ihre Bildschirmbeschwerden zu sprechen . Das Klima im Arbeitsleben ist in den letzten Jahren deutlich härter den ; die Konkurrenz um die Arbeitsplätze und damit auch die Ausgrenzung sind wachsen . Im vergangenen Jahr hat sich Pflegepersonal nur mit Papiertüten über dem Kopf öffentlich geäußert . Die Angst , aufgrund persönlicher Ansichten den beitsplatz zu verlieren , ist trotz des in der Verfassung garantierten Rechts auf freie Meinungsäußerung stärker geworden . cherer Arbeitsplatz und Recht auf freie Meinungsäußerung - wohin führt der Weg ? Werden wir in einer Gesellschaft ben , in der neue Probleme im Arbeitsleben nicht offen diskutiert werden dürfen ?
Wissenschaft oder Glaube ?
In den Massenmedien dürfen wir uns seit einer Reihe von Jahren anhören , daß es laut Expertenaussagen auf diesem Gebiet „ keine Beweise für biologische gen elektromagnetischer Felder gibt“ . Das Problem besteht darin , daß dies mehr oder weniger eine öffentliche Lüge ist . In kenhäusern praktizieren Ärzte eine zahl von Behandlungsmethoden , die sich elektromagnetischer Felder bedienen , rere neue derartige Methoden werden ent -
wickelt . So hat man unter anderem bei der Heilung von Beinbrüchen mit Hilfe von Magnetfeldern positive Effekte erzielt und hofft sogar , Patienten mit schwachen tromagnetischen Impulsen helfen zu nen . Die Funktion des menschlichen nismus beruht auf schwachen elektrischen Signalen , man denke nur an EKG und EEG . In technischer Hinsicht ist es völlig klar , daß elektromagnetische Felder im menschlichen Körper schwache elektrische Ströme erzeugen . Die Wirkungen dieser Ströme müssen untersucht und nicht als unbedeutend abgetan werden .
In früheren Jahren sind einige schwedische richte veröffentlicht den , die in den medien als Beweis gegen die Existenz von Elek - troüberempfindlichkeit ausgelegt wurden . Dies ist eine tisch falsche rung . Es ist vom punkt der Logik gesehen nicht möglich zu sen , daß etwas nicht stiert , es kann nur sein , daß man nicht die richtige Versuchsmethode findet . Es existieren doch mehrere Berichte , die bewiesen ben , daß es Elektroüberempfindlichkeit gibt und daß bestimmte Personen durch das elektromagnetische Feld des schirms beeinflußt werden können .
Das Oberversicherungsgericht schenkt den vorhandenen Beweisen für die stenz der Elektroüberempfindlichkeit ne Beachtung und stützt sich auf die hauptung , daß von Bildschirmen hende biologische Effekte nicht existieren . Das ist Glaube oder denken , aber keine Wissenschaft .
Wo stehen wir heute ? Wohin führt der Weg ? Bereits im Jahre 1989 nutzte ein tel aller Arbeitnehmer in Schweden einen Computer für die Arbeit . Man muß davon ausgehen , daß diese Ziffer heute noch höher liegt . Stockholm ist heute eine der Gegenden mit der weltweit absolut sten Dichte an Mobiltelefonen . An unseren Arbeitsplätzen , in der Grundschule , se , sogar in unseren Waschmaschinen - kurz gesagt überall in unserer näheren gebung gibt es Computer . Es scheint nicht völlig unberechtigt , zu behaupten , daß wir
die Schwelle zur Informationsgesellschaft bereits überschritten haben .
Elektroüberempfindliche und schirmgeschädigte Personen stehen nun in noch höherem Grade außerhalb dieser Informationsgesellschaft . Die lität ist niedriger , wenn man nicht mehr arbeiten oder sich in der Gesellschaft nicht mehr normal bewegen kann ; es wird zum Problem , sich um Kleidung und sen zu bemühen , zur Bank , Post , ke , Bibliothek , zu Behörden oder -
derweise - sogar ins Krankenhaus zu gehen ! Und nun ist noch durch das oben erwähnte Urteil klargestellt worden , daß diese Schäden von der Gesellschaft nicht anerkannt werden , so daß die Betroffenen von nun an selbst sehen müssen , wie sie klarkommen . Ohne die Möglichkeit , an der Informationsgesellschaft beteiligt zu sein und zu arbeiten , ohne ökonomische Entschädigung für ihre Schädigungen , ohne Anerkennung bleibt den nen nichts , als in der Stille zu leiden .
Ganz konkret bedeutet dies , daß schwedische Arbeitnehmer bei der Arbeit am Bildschirm de facto nicht versichert sind ! Sollen wir den Übergang von der Industriegesellschaft ( in der dingte Gesundheitsschädigungen kannt wurden ) zur schaft akzeptieren , in der eine ständig wachsende Gruppe von Arbeitnehmern riskiert , betroffen und unversichert gangen zu werden ? Würden Sie ren , unversichert zu arbeiten ? ■
Übersetzt aus dem Schwedischen von Wolf gang Rackebrandt
Nr . 1 , 1995
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