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Das andere Schweden beschreiben
Interview mit Lars Andersson
NORDEUROPAforum : Lars Andersson , Sie studierten Medizin in Uppsala , als Sie sich entschieden Schriftsteller zu werden . . .
Andersson : Ich hatte mich bereits lange davor entschieden Schriftsteller zu den .
NORDEUROPAforum : . . . und nicht Arzt . Wie kam es dazu ?
Andersson : Daß ich Schriftsteller werden wollte in dem Sinne , daß ich Bücher schreibe , war für mich seit frühester gend völlig klar . Aber davon zu leben , das lag ziemlich fern . Und dann hatte der Arztberuf sozusagen eine mystische Kraft . Das war ein richtiger Beruf , Menschen zu heilen . Ich überlegte die ganze Zeit hin und her , und schließlich war ich gen , mich zu entscheiden , und da wollte ich mich dem Schreiben zuwenden . Ich hatte einige Bücher herausgegeben und hatte das Gefühl , es lohne sich .
NORDEUROPAforum : In Ihren Büchern finden sich zahlreiche Einschübe aus dem medizinischen Bereich , haben Sie dabei auf Ihre Studien zurückgegriffen ?
Andersson : Nein , ich hatte ja keinerlei klinische Erfahrung . Ich habe nicht als Arzt gearbeitet , nicht mal als Student war ich richtig im klinischen Betrieb . Ich habe wohl mehr eine Art biologische ausbildung , über die ich an und für sich froh bin . Davon geistert einiges in meinen Büchern herum . In Snöljus zum Beispiel gibt es eine virologische Intrige im Buch , die recht wichtig ist . Nicht viele Leser setzen sich da hinein , aber es ist ziemlich durchdacht , und ich habe es vor dem kommen von Aids geschrieben . In Bi - kungskupan blickt die Hauptfigur in den eigenen Körper . Da konnte ich ebenfalls meine Medizinstudien verwenden .
Nr . 3 , 1995
NORDEUROPAforum : Sie sind sehr an moderner norwegischer Literatur siert . Woher kommt dieses Interesse ?
Andersson : Ich hatte von Anfang an eine Affinität zu Norwegen , zunächst sierten mich eher ältere Autoren als re . Aber dann las ich so viel norwegische Literatur , da ich oft in Norwegen war , so daß es zu einem zweiten geistigen land wurde .
NORDEUROPAforum : Gibt es ein schlägiges Erlebnis ?
Andersson : Es waren verschiedene
Aspekte , die meinen Blick dorthin ten . Mein erster Roman spielt in gen , aber das hat vielleicht eher sche Gründe . Der zweite Roman Vi lever vära spei , spielt teilweise im Oslo der siebziger Jahre , aber auch zum großen Teil während der Vorkriegsjahre und der kupation . Ein Nachbarland , das den in vieler Hinsicht so ähnlich war , und das trotzdem diese grundlegende andere Erfahrung hatte , nämlich besetzt zu den , so daß es gleichsam eine moralische Prüfung in der Geschichte Norwegens gibt , das hatte eine gewaltige Anziehung auf mich .
NORDEUROPAforum : Sie haben die norwegischen Autoren Kjartan Flogstad und Edvard Hoem in Schweden bekannt gemacht . Was faszinierte Sie an deren Werk ?
Andersson : Beide schreiben nynorsk , beide kommen aus dem Volk und haben eine dem entsprechende Bildung , was seit jeher typisch für die norwegische teratur gewesen ist . Sie sind beide mit dem Teil der radikalen und schen Tradition Norwegens , der mit der nynors / e - Bewegung zusammenhängt , bunden .
Aber andererseits sind sie auch unglaublich verschieden . Edvard Hoem ist , wie Kjartan Flogstad einmal sagte , ein genuiner Poet . Er ist ein Sänger , ein Barde , während Flogstad viel intellektueller und experimenteller ist . Denkfiguren und das Spiel mit Theorien stehen bei ihm stärker im Vordergrund .
NORDEUROPAforum : Zur Zeit sind auf der deutschen Bestsellerliste einige dinavische Autoren zu finden , zum spiel Jostein Gaarder , Peter Heeg und Fos - nes - Hansen . Woher , denken Sie , kommt dieses Interesse für skandinavische tur ?
Andersson : Ich interessiere mich mehr dafür , warum nicht andere Schriftsteller in Deutschland ankommen . Torgny Lindgren war der letzte , der einen großen deutschen Durchbruch hatte . Aber die alte Tradition , daß skandinavische Schriftsteller ihre ternationale Taufe in Deutschland ten , scheint gebrochen zu sein , wenigstens für Schweden . Jostein Gaarders Buch ist ja etwas spezielles , denn es handelt sich nicht in erster Linie um Belletristik . Peter Hoeg ist ein Phänomen , da muß man bis Strindberg und Ibsen zurückgehen , um nen derartigen internationalen bruch zu finden .
Ich finde es schade , daß die alte Tradition gebrochen wurde , denn Deutschland war unsere Rückversicherung , daß wir im land wahrgenommen wurden . Für mich bedeutet es sehr viel , daß meine Bücher ins Deutsche übersetzt werden , und ich in Kontakt mit dem deutschen Leserkreis komme . Das gibt einem das Gefühl , daß man nicht in seine eigene Sprache schlossen ist .
NORDEUROPAforum : Glauben Sie , daß sich Schweden , nachdem es EU - Mitglied geworden ist , auch in kultureller sicht stärker an Mitteleuropa orientieren wird ?
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