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Bernd Henningsen
Nordischer Schlagerkrieg
Eine norwegische Sozialwissenschaftlerin machte mich kürzlich auf die skandinavischen Kulturidentitäten merksam , früher sprach man vom Volkscharakter : Demnach sind die Norweger so , wie sie sich aufführen - deheraus . Die Schweden haben dagegen zwei Seiten - wenn du die eine kennst , kennst du noch lange nicht die andere . Das Fremdbild über die Dänen will ich an dieser Stelle lieber nicht nacherzählen , wir würden sonst unsere letzten Dänen - Sympathi - santen unter unseren geschätzten Lesern verlieren .
Grund , über diese Fremdbilder nachzudenken , lieferte die reaktion auf den norwegischen Erfolg beim Europäischen festival in Dublin . Norwegen gewann mit einem Liedchen , das tisch ohne Text auskommt , Schweden kam auf den dritten Platz , die Favoriten wurden abgeschlagen . Die schwedische Jury hatte dem 24 Worte langen „ Lied“ keinen Punkt gegeben , die schwedische richterstattung hatte sich - so mein Eindruck vor Ort - tend geäußert , sieht man ab von dem „ NEEEEJ“ , mit dem sich pressen in der Titelzeile äußerte .
Daraufhin brachen am Montag in der norwegischen genpresse alle Dämme : Der Bruder im Osten sei sauer , titelte dens Gang auf der ersten Seite , die schwedische Fahne wurde auf Halbmast gesetzt ; die Schweden seien schlechte Verlierer , hieß es auf den Innenseiten , halbstarke schwedische gen wurden zitiert . Sowohl Verdens Gang wie auch Dagbladet druckten seitenweise Kommentare ab . Ein neuer großer scher Krieg war ausgebrochen , der mit der norwegischen zeile „ Der Sieg ist unser“ und einer Entschuldigung des offiziellen Schweden auf der ersten Seite geendet hatte : Der schwedische Botschafter , Kjell Anneling , winkte mit einer schwedischen und einer norwegischen Fahne unter dem Titel „ Entschuldigung wegen“ .
Am nächsten Tag wurde ein norwegisches Krisenprogramm für die geschlagenen Schweden propagiert . Und als Sahnehäubchen auf all die bitteren Auseinandersetzungen konnte Dagbladet melden , daß jetzt auch Bob Dylan den Schweden die lange Nase gezeigt hatte : Er würde in Roskilde und in Oslo spielen - aber nicht in Schweden . Einem anderen norwegischen Blatt ( Dagens naeringsliv ) blieb es Vorbehalten , die Kette der schwedischen Niederlagen 1995 aufzuzählen : Denn nicht nur hatte man den Grand Prix verloren , Schweden war im selben Monat auch der finnischen Mannschaft in der Eishockey - Weltmeisterschaft legen , Schwedens Wohlfahrts - Modell sei dabei im Orkus der schichte zu verschwinden - und bei den 50 - Jahrfeiem zum Ende des 2 . Weltkrieges in London blieb Schweden ausgeschlossen , es hatte am Krieg nicht teilgenommen , und man habe dort nicht gessen , wo Schweden während des Krieges gestanden hatte ( die Deutschen waren hingegen eingeladen ) . Die schwedischen
tionen auf den norwegischen Song - Wettbewerb seien weise in diesem Sinne als eine politisch - historische Identitätskrise zu werten .
Die Schweden waren sich ihrer Schuld bewußt - der gung am nordischen Geist . Am Dienstag setzte Dagens Nyheter auf der ersten Seite die norwegische Fahne auf Vollmast , am Donnerstag - einen Tag nach dem norwegischen Nationalfeiertag - ergossen sich die norwegischen Farben und Fahnen über die schwedischen Titelseiten . Aber nicht genug damit - die Schweden summierten auch , daß die Norweger „ die ersten und die besten“ seien : Das Bruttosozialprodukt zeigt doppeltes Wachstum in wegen ( 5 , 1 Prozent ) gegenüber Schweden ( 2 , 5 ) , die keit steht 5 , 0 zu 7 , 5 , die norwegischen Staatsschulden liegen bei Null , die schwedischen bei 1 , 3 Milliarden Kronen , die tion bei 2 , 5 Millionen Faß pro Tag gegenüber Null , in mer gewannen die Norweger 26 Medaillen , die Schweden 3 , im Fußball stehen die Norweger auf Platz 4 , die Schweden auf Platz 6 - und nun das Festival : nur Platz drei für Schweden . „ Großer“ und „ kleiner Bruder“ haben die innemordischen Ränge getauscht , endlich , glückliches Norwegen !
Was lernen wir aus all dem ? Zunächst einmal , daß die alte Journalisten - Weisheit nicht stimmt , wonach nur bad news good news seien : Die norwegische Presse konnte sogar die rung guter Nachrichten signalisieren - nicht nur hatte man einen internationalen Wettbewerb gewonnen , mit ( zweitens ) möglichem Einsatz ( 24 ( ! ) Wörter und einer irischen ( ! ) Fiedel ) , man hatte auch ( drittens ) die Schweden geschlagen und sie ( tens ) bei schlechtem sportsmanship erwischt .
Es bewahrheitete sich die Einsicht meiner norwegischen gin - die Norweger zeigen ihre Gefühle geradeheraus , sie freuen sich , wenn es etwas zu feiern gibt ; die Schweden hingegen sind fersüchtig , neidisch , ihr doppeltes Gesicht hat sich wieder gezeigt . Der ironische Unterton kann nicht darüber hinwegtäuschen , daß das Fremdbild festsitzt und ( ! ) daß man damit ein prächtiges schäft machen kann - herablassende Äußerungen über die schen Nachbarn verkaufen sich hervorragend , selten so gelacht . . . Ich stelle mir vor , die deutsche Boulevard - Presse hätte sich pos eines ähnlich gelagerten Falles der Franzosen oder der Engländer in der Weise angenommen , in der die Norweger mit den Schweden umgegangen sind . . .
Der tieferliegende Emst der Angelegenheit ( schließlich schreibt ein Deutscher diese Zeilen ! ) sollte beachtet werden . Der Süden hat immer ein geschöntes Bild vom Norden ; Harmonie , Freude , Hilfsbereitschaft kennzeichneten die Beziehungen der nordischen Bruder - und Schwestervölker . Weit gefehlt ! Rivalität , Eifersucht , Schadenfreude gehören genauso zur gegenseitigen Beziehung , wie das anderswo der Fall ist .