Full text: (1995)

THEMA 
kannten deutschen Haftanstalten an . Die Häftlingsübernahme in den onslagern verlief dabei im großen und ganzen reibungslos . Bis direkt an die racken wurden die Schweden anfangs aber nur in Ausnahmefällen ( z . B . beim Abtransport aus Krankenrevieren ) lassen . Die weißen Busse warteten daher in der Regel vor den Lagertoren auf die Häftlinge , die nach dem Einsteigen zinisch betreut wurden und pakete erhielten . 
Nach den ersten vierzehn Tagen der Hilfsexpediton des Schwedischen Roten Kreuzes befanden sich etwa dreitausend Häftlinge in dem ger des KZs Neuengamme , das damit bereits überfüllt war . Von deutscher Seite wurde eine Ausweitung des gers verweigert . Die Schweden selbst sollten Raumkapazitäten schaffen , dem sie Häftlinge anderer Nationen aus dem eigentlichen KZ in die liegenden Lager verteilten . Dadurch geriet die SRK - Hilfsexpedition ins Stocken . Um schließlich der Gefahr eines Abbruches vorzubeugen , ging der Expeditions - Stab nach che mit Graf Bernadotte auf die derung der deutschen Seite ein . Es sei für die Häftlinge besser , von den Schweden als von den Deutschen transportiert zu werden , zumal dabei die Möglichkeit der kurzfristigen sorgung mit Lebensmitteln und kamenten gegeben wäre . 
Für diese wie für alle anderen Häftlingstransporte hatten die Schweden strenge Auflagen ten . So sollten die hinteren Bustüren generell verschlossen bleiben und bei Aufenthalten nur immer zwei nen unter Aufsicht das Fahrzeug sen dürfen . Außerdem war es verboten , mit den Häftlingen Gespräche zu führen . Überwacht wurden diese Bestimmungen durch zivile Gestapo - Begleiter und litärisches Wachpersonal , die stets am hinteren Ende der Busse saßen . Die sten von ihnen zeigten sich verständig , hörten weg oder „ schliefen” , wenn die Helfer mit den Gefangenen sprachen oder bei Rastpausen größere Gruppen von Häftlingen sich unbeobachtet die Füße vertreten ließen . 
Zu schwerwiegenden zungen kam es allerdings , als Häftlinge anderer Nationen aus den oben 
ten Gründen aus dem KZ Neuengamme in umliegende Lager verlegt werden ten . Das schwedische Personal war bei der Übernahme schockiert über den schen Zustand der Menschen , die ihnen hier kurzfristig anvertraut wurden . Trotz des gemilderten Befehlstones , der sich für eine zügige Abwicklung aller transporte generell als notwendig erwiesen hatte , versuchten sie den geschundenen Kreaturen zu helfen , wo und wie sie nur konnten . Das stieß bei den SS - Wach - 
mannschaften auf Unverständnis und Spott . In dem Gefühl , zeigen zu müssen , wieviel mehr Häftlinge nach ihren lungen in einen Bus gehen und wie diese zu behandeln seien , schlugen und traten sie während des Verladens und des portes hemmungslos auf sie ein . menstöße mit den schwedischen Fahrern , Ärzten und Schwestern blieben nicht aus . Deren Verhalten gegenüber den schen veränderte sich völlig . Hatte sich die Zusammenarbeit bisher auf dem veau einer kühl - korrekten Respektierung abgespielt , war sie nunmehr geprägt durch die offene Abscheu und Verachtung der Schweden für die Betreiber derartig menschlicher Praktiken . 
Die unangenehmen Transporte in die Neuengamme umgebenden onslager hielten aber auch positive raschungen bereit . So stieß man in einem Lager nahe Hannover auf dreiundsiebzig ursprünglich nicht registrierte Dänen , die mit Hinweis auf Himmlers Zusagen und nach Bestechung mit amerikanischen garetten in den ansonsten leeren Bussen der Schweden mit nach Neuengamme fahren konnten . Bei den Bestechungen handelte es sich nicht um Einzelfälle . garetten , Schokolade und Branntwein waren in den letzten Kriegswochen Währungen , mit denen sich beinahe alle möglichen Vorteile erkaufen ließen . Ein paar „ Toppers” oder „ Lucky Strikes” waren schon ein nes Vermögen . Mit ihnen ließen sich in den Lagern sogar Todeskandidaten freikaufen . 
Theresienstadt und zurück 
Die letzten Transporte von navischen Häftlingen in das Lager Neuengamme waren nach einem nat abgeschlossen . Anfang April betrug die Gesamtstärke der Skandinavier in Neuengamme ca . siebentausend linge . Damit sollte die Aktion des SRK allerdings noch nicht beendet sein . Mit den zunehmenden gen Graf Bemadottes vergrößerten sich jedoch auch die Gefahren für die im kriegserschütterten Deutschland ven schwedischen Rot - Kreuz - Helfer , deren Aktionsradius sich durch die gig heranrollenden Fronten sichtlich verringerte . Zudem mußte man auf den völlig verstopften Straßen mit vermehrten Tieffliegerangriffen rechnen oder sich mit auf der Flucht befindlichen zivilen oder militärischen Kräften andersetzen . 
Eine der vor diesem Hintergrund mutigsten Aktionen der Schweden war die Befreiung der dänischen Juden aus Theresienstadt . Am 12 . April startete ein SRK - Konvoi mit fünfunddreißig Bussen und LKWs in die rund fünfzig Kilometer vor Prag liegende „ Juden - Musterstadt“ , wo bereits 424 dänische Staatsbürger discher Abstammung auf den Transport in ihre Heimat warteten . Im Unterschied zu allen bisherigen Passagieren besaßen se etwas Eigentum an Möbeln , Hausrat und Kleidung , das mitgenommen werden 
Heinrich Himmler 
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NORDEUROPA 
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