Full text: (1995)

SCHWEDEN - BUSSE : 
Hoffnungsschimmer in Weiß 
Am 9 . / 10 . März 1945 begann unter strengsten auflagen die Hilfsexpedition des Schwedischen Roten Kreuzes ( SRK ) in Deutschland . Insgesamt konnten In den letzten wochen rund 20 . 000 Häftlinge aus 27 Nationen mit den weißen Schweden - Bussen vorzeitig aus den Konzentrationslagern freit werden . 
Thomas Müller 
Die Vorgeschichte der SRK - Hilfs - expedition reicht zurück bis in die letzten Monate des Jahres 1943 und ist eng mit der deutschen zungspolitik in Dänemark und Norwegen verbunden . Aus den beiden okkupierten Ländern hatten die Deutschen dort tierte , politisch mißliebige Personen in deutsche Konzentrationslager überführt . Erster Höhepunkt war die Deportation von sechshundert verhafteten Studenten und Lehrern der Universität Oslo im zember 1943 . Ein knappes Jahr später , im September / Oktober 1944 , folgten rund 1 . 600 dänische Polizisten . Angesichts der militärischen Rückschläge der deutschen Wehrmacht und mit Rücksicht auf die skandinavischen Nachbarstaaten wich die schwedische Regierung von ihrer ber Deutschland wohlwollenden lität ab und protestierte mehrfach in lin gegen das Vorgehen der deutschen satzungsmacht . Im Auswärtigen Amt reagierte man anfangs empört . Auch ler faßte die öffentlichen Proteste der Schweden als eine persönliche Ohrfeige auf und verbat sich jede weitere schung in der Häftlingsfrage . Als Folge der ablehnenden deutschen Haltung spitzte sich bis zum Ende des Jahres 1944 das schwedisch - deutsche Verhältnis emp - 
Thomas Müller ist Historiker und Skandinavist in Berlin . 
ländlich zu . Sogar Spekulationen über nen eventuellen Abbruch der schen Beziehungen wurden laut , was schließlich die deutsche Seite zum lenken veranlaßte . Ein Schweden , das sich an der Seite der Amerikaner , Briten , Franzosen und Russen in den Block der Alliierten eingliedem könnte , war in ner Weise wünschenswert . Trotz seiner generell negativen Einstellung zu den ( die schwedische tung über Deutschland verärgerte ihn sehr ) , stimmte Hitler daher persönlich der Entlassung erkrankter norwegischer denten in ihre Heimat zu . 
Verhandlungen mit Himmler 
Die Aktivität der schwedischen rung in der Häftlingsfrage ging nicht letzt auf das unermüdliche Wirken des norwegischen Gesandten in Schweden , Ditleff , zurück . Ein ums andere Mal warf er gegenüber hochrangigen schen Politikern in vertraulichen sprächen Vorschläge zu möglichen Hilfsaktionen für seine inhaftierten Landsleute . Aber auch die Schweden selbst hatten ein konkretes Interesse an Verhandlungen mit Deutschland , lich befanden sich noch schwedische Staatsbürger hinter deutschen Gefängnis - mauem . Da sich die offiziellen dungen über das Auswärtige Amt aber als 
äußerst kompliziert , langwierig und wenig ergebnisträchtig erwiesen , hatten beiter der schwedischen Botschaft in lin seit Oktober 1944 parallel dazu nen , über Mittelsmänner inoffizielle Kontakte zu Heinrich Himmler zu fen . Der Reichsführer der SS und Chef der deutschen Polizei war mit der schreitenden negativen Entwicklung an den Fronten zu einer immer mächtigeren persönlichen Instanz im politischen ge des Dritten Reiches geworden . 
Bereits im Dezember 1944 zeigten sich die ersten Ergebnisse der inoffiziellen Verhandlungen . Sie betrafen zunächst die Freilassung der sogenannten Warschau - Schweden , sieben schwedischer bürger , die der Zusammenarbeit mit dem polnischen Geheimdienst beschuldigt und im Juli 1943 verurteilt worden waren . Die dabei verhängten Todesurteile waren nig später , nach persönlicher Intervention des schwedischen Königs , Gustav V . , bei Hitler , zu lebenslanger Festungshaft mildert worden . Nun , eineinhalb Jahre später wurden die Schweden durch Himmler begnadigt und freigesprochen . Weiterhin stimmte der Reichsführer der SS der Entlassung von fünfzig schen Studenten und einer gleichen zahl dänischer Polizisten in ihre Heimat zu . Himmlers überraschendes kommen motivierte die schwedische gierung zur Wiederaufnahme bereits früher erwogener Hilfsmaßnahmen gunsten der skandinavischen Inhaftierten in Deutschland . Doch die Offensive der Roten Armee im Januar 1945 schien den schwedischen Bemühungen einen Strich durch die Rechnung zu machen . sichts des russischen Angriffs herrschte in Berlin Verwirrung und Kopflosigkeit . dere Probleme als die schwedischen sche nach humanitären Hilfsmaßnahmen standen nun im Vordergrund . 
Auch bei den Schweden selbst kamen wieder Zweifel an der Durchführbarkeit einer solchen Aktion auf . Verwicklungen in militärische Konflikte entweder mit den Deutschen oder den Alliierten nen vorprogrammiert . Nachdem aber kannt wurde , daß es dem Schweizer Ex - Präsidenten Musy Anfang Februar gelungen war , 1 . 200 Juden aus stadt in die Schweiz zu überführen , den alle Zweifel beiseite geschoben . Am 10 . Februar 1945 stimmte der sche Außenminister Günther dem Plan ei - 
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NORDEUROPA
	        
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